Milliardär plant feindliche Übernahme KPN verhandelt mit Slim
12.09.2013, 11:15 Uhr
Einer der reichsten Menschen: Carlos Slim.
(Foto: REUTERS)
Der Milliardär Slim will den niederländischen Telekom-Konzern KPN seinem Imperium einverleiben. Eine Stiftung durchkreuzt die Pläne des Mexikaners. Doch Aufgeben kommt für Slim nicht infrage.
In das Ringen um die künftigen Besitzverhältnisse bei der E-Plus-Mutter KPN kommt Bewegung. Der niederländische Telekomkonzern teilte mit, er spreche mit America Movil über dessen Angebot für eine vollständige Übernahme. Management und Aufsichtsrat stünden in ständigem Kontakt mit dem mexikanischen Unternehmen des Milliardärs Carlos Slim. "Der Ausgang dieser Gespräche ist offen", hieß es weiter. America Movil hat 7,2 Milliarden Euro für die KPN-Anteile geboten, die es noch nicht besitzt. Eine niederländische Stiftung sperrt sich jedoch gegen das Vorhaben. Formal hat America Movil bisher noch kein Gebot vorgelegt.
Nach dem feindlichen Übernahmeangebot seien Management und Direktorium von KPN zu den Gesprächen verpflichtet, erklärte das Unternehmen weiter. Die Verhandlungen seien konstruktiv. Aufsichtsratschef Jos Streppel sagte, KPN wäge sorgfältig Vor- und Nachteile für Aktionäre, Angestellte und Kunden ab. Dabei gehe es sowohl um finanzielle als auch andere Fragen sowie die Rolle von KPN als öffentlicher Dienstleister. Slims Unternehmen America Movil will sich KPN ganz einverleiben und so die eigenen Geschäfte über den Kernmarkt Lateinamerika hinaus stärken.
Stiftung bremst Slim aus
Die Niederländer wollen sich von America Movil nicht einfach schlucken lassen. Eine Stiftung zum Schutz der Gesellschaft und ihrer Aktionäre hatte Ende August überraschend angekündigt, mittels einer Option ihre Stimmrechte auf 50 Prozent erhöht zu haben. Dadurch hat sich der Anteil von Slims Telekom-Konzern verwässert, er war 2012 ursprünglich mit knapp 30 Prozent der Anteile eingestiegen. Die Stiftung erklärte, sie wolle auf diese Weise die Interessen der Aktionäre und des Unternehmens schützen. Sie warf America Movil vor, gezielt eine feindliche Übernahme angezettelt zu haben.
Gegen den geplanten Verkauf der deutschen Tochter E-Plus an Telefonica Deutschland hat die Stiftung nach eigenem Bekunden keine Einwände. Auch America Movil hatte erklärt, den Deal nicht blockieren zu wollen, nachdem Telefonica die Offerte für E-Plus etwas erhöht hat.
America Movil hatte Anfang August angekündigt, KPN übernehmen zu wollen. Die Mexikaner bieten 2,40 Euro je Aktie des niederländischen Unternehmens, America Movil hat seine Wachstumsmöglichkeiten in Lateinamerika weitgehend ausgeschöpft und drängt nun mit Macht auf den europäischen Markt. Neben KPN ist der Konzern von Carlos Slim auch an der österreichischen Telekom Austria beteiligt. Um den Niederländern die Sorgen etwas zu nehmen, versicherte America Movil, die KPN-Konzernzentrale in Den Haag im Falle einer Übernahme erhalten zu wollen. Auch solle KPN nicht von der Amsterdamer Börse genommen werden, sofern der Anteil der Mexikaner 95 Prozent nicht überschreitet.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ