Wirtschaft

"Vom Wettbewerb abgekoppelt" Kaiser's-Preise vergraulen Kunden

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Da bleibt der Wagen lieber stehen: Das Sortiment der Kaiser's Filialen ist deutlich hochpreisiger als bei der Konkurrenz.

(Foto: dpa)

Kaffee, Katzenfutter oder Kosmetik - die Preise für identische Produkte liegen bei den Filialen von Kaiser's Tengelmann deutlich über denen der Konkurrenz. Das finden Marktforscher heraus. Die Konsequenzen sind bitter für den Konzern.

Kaiser's Tengelmann ist im Vergleich zur Konkurrenz deutlich teurer: Das geht aus einer Analyse im Auftrag der "Wirtschaftswoche" hervor. Zu einem Teil sind die Probleme des kriselnden Unternehmens damit hausgemacht. "Die Preise von Kaiser’s Tengelmann haben sich vom Wettbewerb abgekoppelt", konstatiert Ulrich Gallinat, der Chef der GKL Marketing-Marktforschung, die die Untersuchung für die "Wirtschaftswoche" durchführte. "Das erinnert fast schon an Schlecker."

Laut Analyse sind die Markenartikel bei Kaiser's aktuell bis zu fünf Prozent teurer als bei der Konkurrenz. Die Drogerie dm ist sogar 19,5 Prozent günstiger. Verglichen mit den Angeboten der Discounter Aldi und Lidl ergeben sich Preisunterschiede von bis zu 21 Prozent – im Durchschnitt.

Tausende identische Produkte

Für die Untersuchung haben die Marktforscher die Preise all jener Markenartikel verglichen, die nicht nur Berliner Kaiser's-Filialen sondern auch deren Konkurrenten verkaufen. Nicht in die Beurteilung flossen dabei Aktionsangebote und Eigenmarken ein. Die Schnittmenge identischer Artikel ist riesig: 5900 Produkte bei Edeka, 4700 bei Rewe, 528 bei Lidl und 88 bei Aldi. Auch mit Drogerieketten besteht ein reger Wettbewerb – 1200 Produkte sind im Sortiment von Kaiser's identisch mit denen von dm.

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Sigmar Gabriel hatte für die Übernahme von Edeka eine Sondergenehmigung erteilt.

(Foto: imago/Future Image)

Laut "Wirtschaftswoche" wollte eine Unternehmenssprecherin die Analyse nicht kommentieren. Doch Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub erklärte bereits 2015: "Kaiser's Tengelmann war immer teurer als die anderen. (…) Aus der Sicht der Verbraucher war Kaiser’s Tengelmann faktisch eine 'Apotheke', die man trotzdem um die Ecke aufsuchte, um kleine Einkäufe zu erledigen."

Tausende Arbeitsplätze bedroht

Die Folgen der verfehlten Preispolitik sind immens: "Kundenzahlen und Umsätze sinken, und das Geschäft bricht zunehmend weg", teilte Kaiser's Tengelmann kürzlich mit. Dabei ist noch immer nicht geklärt, wie es bei dem Übernahmeversuch der Supermärkte an Edeka weitergeht. Der deutsche Marktführer will das Unternehmen komplett kaufen, wogegen das Bundeskartellamt ein Veto eingelegt hatte. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte daraufhin zwar eine Ausnahmegenehmigung erteilt, die das Oberlandesgericht Düsseldorf aber dann gekippt hatte.

Über die Zukunft wird erneut beraten. Sollte jetzt nicht schnell eine einvernehmliche Lösung gefunden werden, könnte der Einzelverkauf der Filialen beginnen, was Tausende Arbeitsplätze bedroht. Deswegen sind die Berliner Beschäftigten zusammengekommen. Sie wollten von der Geschäftsführung ehr über die Bemühungen erfahren, möglichst viele Geschäfte zu retten, sagte der Berliner Betriebsratsvorsitzende Volker Bohne. "Wir wollen mächtig demonstrieren, dass wir uns nicht so einfach verschachern lassen." Bohne erwartete mindestens 2000 Teilnehmer. In Berlin sind etwa 5300 Menschen bei Kaiser's Tengelmann angestellt.

Quelle: ntv.de, red/dpa

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