Transfergesellschaft fehlen 70 Millionen Keine KfW-Kredite für Schlecker
11.03.2012, 11:17 Uhr
(Foto: dpa)
Zu groß zum Helfen: Schlecker erhält für die geplante Auffanggesellschaft keine Kredite der KfW. Weil die Hilfsprogramme der Förderbank nur auf kleine und mittelständische Unternehmen ausgerichtet sind, muss die insolvente Drogeriemarktkette nun 70 Millionen Euro anderweitig auftreiben.
Die insolvente Drogeriekette Schlecker muss ihre Hoffnungen auf Hilfe von der staatlichen Förderbank KfW begraben. Die Kredite der Bank sind laut Holger Schlienkamp, Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums, auf kleine und mittelständische Firmen ausgerichtet. Diese Kriterien erfülle Schlecker nicht.
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz wollte für die 12.000 Mitarbeiter der Kette, die bis Ende März ihre Jobs verlieren, eine Transfergesellschaft aufbauen, um ihnen den Übergang in andere Beschäftigungsverhältnisse zu erleichtern. Laut Unternehmen wäre dafür eine Summe von 70 Mio. Euro erforderlich.
Bund gefragt
Geiwitz wollte eine solche Zwischenfinanzierung mittels KfW-Kredit prüfen, denn die liquiden Mittel für eine Transfergesellschaft seien in der Startphase sonst nicht gegeben. Dafür hatte das Unternehmen auch die Unterstützung der baden-württembergischen Landesregierung. Finanzminister Nils Schmid hatte sich für die Zwischenfinanzierung über die KfW ausgesprochen. Weil solche Finanzierungen jedoch nicht zu den gesetzlichen Aufgaben der Förderbank gehören, müsste die Bundesregierung ihr Plazet zu den Hilfen geben und die finanziellen Risiken dafür tragen.
Viel Zeit für die Suche nach Kapital bleibt Schlecker nicht: Das Insolvenzgeld für die - einschließlich Tochterfirmen wie Ihr Platz - etwa 33.000 Schlecker-Beschäftigten wird nur bis Ende März gezahlt. Deshalb sollen die Mitarbeiter, die in der verkleinerten Kette und auf die Schnelle auch keine andere Arbeit finden, vom 1. April an in einer Transfergesellschaft angestellt werden. Die Bundesanstalt für Arbeit (BA) und das Arbeitsministerium warten dafür auf grünes Licht vom Unternehmen.
Ein Jahr Zeit
Für das sogenannte Transfer-Kurzarbeitergeld selbst käme die BA auf. Es wird maximal ein Jahr gezahlt und ist genau so hoch wie das Arbeitslosengeld: für Arbeitnehmer mit Kindern 67 Prozent und für andere 60 Prozent des letzten Nettogehalts. Die Drogeriekette müsste nur einen Teil der Kosten tragen, unter anderem Sozialbeiträge und Urlaubsgeld. Für Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen der Beschäftigten der Transfergesellschaft werden im Arbeitsministerium Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) in Aussicht gestellt.
Der Insolvenzverwalter verhandelt derzeit mit der Gewerkschaft Verdi und Schlecker-Betriebsräten über einen Sozialplan. Mehrere hundert Schlecker-Mitarbeiterinnen gingen am Wochenende in Frankfurt zum Erhalt ihrer Arbeitsplätze auf die Straße. Bundesweit sollen etwa 2400 der derzeit noch rund 5400 Filialen dichtgemacht werden.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts