Wirtschaft

Franzosen preschen vor Konkurrenz für Ratingagenturen

Der Kreditversicherer Coface macht Ernst mit dem Vorhaben, sich als europäische Ratingagentur zu profilieren. Das französische Unternehmen beantragt die entsprechende Zulassung in zehn Ländern.

Die großen drei Ratingagenturen waren in der Finanzkrise in die Kritik geraten, weil sie hochriskanten Papieren beste Noten gegeben hatten und den Entwicklungen oft hinterhergehinkt waren.

Die großen drei Ratingagenturen waren in der Finanzkrise in die Kritik geraten, weil sie hochriskanten Papieren beste Noten gegeben hatten und den Entwicklungen oft hinterhergehinkt waren.

(Foto: REUTERS)

Europa kommt auf der Suche nach Alternativen zu den umstrittenen Ratingagenturen einen Schritt voran. Der Kreditversicherer Coface will als erste internationale Ratingagentur mit Sitz in Europa antreten und hat beim Ausschuss der Europäischen Wertpapierregulierungsbehörden (CESR) einen entsprechenden Antrag gestellt. Die Akkreditierung sei für zehn EU-Länder, darunter Deutschland beantragt worden, so Coface.

Kreditversicherer und Ratingagenturen arbeiten ähnlich: Die Agenturen bewerten die Kreditwürdigkeit (Bonität) von großen Schuldnern wie Staaten und Unternehmen. Große Kreditversicherer wie Euler-Hermes und Coface bewerten die Qualität von Krediten.

Amerikaner dominieren

Coface rechnet nach eigenen Angaben mit der Zustimmung der Behörden in den einzelnen Ländern - unter anderen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien - innerhalb der nächsten sechs Monate. Nach der Zulassung könnten Investoren die Bewertungen von Coface als Kreditratings heranziehen. 12.000 davon gebe es weltweit bereits. Kreditversicherer untersuchen die Bonität von Unternehmen für eigene Zwecke. "Die eigene Kreditversicherung ist der erste Kunde von Coface Credit Rating. Wohlwollende Bewertungen sind daher untragbar", sagte Michel.

"Mit dem Schritt kommen wir der politischen Forderung nach Alternativen zu den großen drei Agenturen nach", sagte der Vorstandsvorsitzende Franz J. Michel. Bisher dominieren die drei US-Häuser Standard & Poor's (S&P), Moody's und Fitch Ratings den Markt.

Die großen drei Ratingagenturen waren in der Finanzkrise in die Kritik geraten, weil sie hochriskanten Papieren beste Noten gegeben hatten und den Entwicklungen oft hinterhergehinkt waren. Sie werden von den bewerteten Unternehmen selbst für die Ratings bezahlt. Die zur französischen Investmentbank Natixis gehörende Coface will das anders machen: Zahlen sollen an den Bewertungen interessierte Finanzinstitute im Abonnement.

Freilich ist die Analystentruppe der Kreditversicherer noch deutlich kleiner als das weltweite Netz der Platzhirsche. Coface verweist darauf, dass in seinen derzeit 14 Niederlassungen 85 Ratinganalysten arbeiteten.

Europas Politiker wollen die Macht der Ratingagenturen brechen. Die Ideen reichen von der Schaffung einer europäischen, quasi staatlichen Agentur bis hin zu Prüfungen durch Kreditversichererer. Nach der Sommerpause will EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier Pläne für eine strengere Aufsicht über die Finanzmärkte vorlegen. Dazu gehört auch eine auf EU-Ebene zentralisierte Kontrolle der Ratingagenturen.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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