Wirtschaft

Was können wir uns noch leisten? Lebensmittelchemikerin (43): Strom kostet mich jetzt gut 70 Prozent mehr

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Mit einem Balkonkraftwerk will die Alleinerziehende ihre Stromkosten senken (Symbolbild).

Mit einem Balkonkraftwerk will die Alleinerziehende ihre Stromkosten senken (Symbolbild).

(Foto: IMAGO/Robert Poorten)

Vor allem Energie und Lebensmittel sind deutlich teurer geworden. Die Inflation lag im vergangenen Jahr im Schnitt bei 6,9 Prozent. Bei ntv.de verraten regelmäßig Menschen aus allen Einkommensgruppen, was das für ihren Alltag bedeutet - was sie verdienen, wofür sie wie viel Geld ausgeben und was am Monatsende übrig bleibt. Heute:

Eine alleinerziehende Lebensmittelchemikerin

Name: Ich möchte anonym bleiben*

Alter: 43

Wohnort: Bergisch Gladbach

Ausbildung: Lebensmittelchemie-Studium, Promotion

Aktuelle Tätigkeit: Lebensmittelchemikerin

Arbeitszeit pro Woche: 38,5

Monatliches Bruttogehalt: 5500 Euro

Urlaubs- und Weihnachtsgeld: insgesamt ein halbes Monatsgehalt

Familienstand: geschieden, ein Kind

Haushalts-Nettoeinkommen pro Monat: 4596 Euro - mein Gehalt, Unterhalt für meinen Sohn im Teenageralter und Kindergeld

Monatliche Ratenzahlung und Nebenkosten für meine Eigentumswohnung mit drei Zimmern und 81 Quadratmetern: 1135 Euro inkl. Heizung, Gebühren (Hausgeld) und Garagen-Miete

Monatliche Kosten fürs Heizen: 62 Euro für Gas und Wassergebühren

Wie stark diese im Lauf der Energiekrise gestiegen sind: Kann ich noch nicht sagen, da die Abrechnung noch nicht vorliegt, schätze 30 Prozent mehr.

Monatliche Stromkosten: 98 Euro

Wie stark diese im Lauf der Energiekrise gestiegen sind: Von 57 Euro Abschlag auf 98 Euro Abschlag. Unser Verbrauch ist nicht gestiegen, allerdings wird auch unser Wasser per Durchlauferhitzer, also Strom erwärmt.

Weitere Fixkosten pro Monat:

  • 242 Euro für ein Auto, ein Motorrad, einen Roller und einen Wohnwagen: Versicherungen, Steuern, ADAC, Werkstatt, Inspektionen
  • Benzin etwa 250 Euro
  • 317 Euro für private Rentenversicherung sowie Lebens-, Krankenzusatz-, Hausrat- und Haftpflichtversicherung
  • Sparrate Kind 15 Euro
  • Lotto und Aktion-Mensch-Los 28 Euro
  • Sportstudio 25 Euro
  • Mitgliedsbeiträge für Sportverein und Berufsverband 20 Euro
  • Handy für mich und mein Kind + Festnetz + Internet: 59,50 Euro
  • Streaming und digitale Buch-Flatrate 22,50
  • Rundfunkbeitrag 18,36 Euro
  • Medikamente und Kontaktlinsen: 20 Euro

Zusätzliche Ausgaben für mein Kind:

  • etwa 50 Euro für Schulmaterialien, Wandertage etc.
  • Schulförderverein umgerechnet 17 Euro

Unterm Strich frei verfügbares Haushaltseinkommen für Lebensmittel, Hygiene, Freizeit, Kleidung, Urlaub etc.: knapp 2300 Euro - hier fällt dann alles andere rein: Ersatzteile für unsere Fahrräder, Kleidung, Kino, Fußballkarten, Freibad, Kletterwald, Geschenke zu Geburtstag und Weihnachten.

Wie viel mehr ich heute für Lebensmittel ausgebe als vor einem Jahr: etwa 100 Euro mehr, vor allem für Fisch und Geflügel. Insgesamt gebe ich inkl. Lieferservices etwa 500 Euro aus.

Besondere Ausgaben: Sondertilgung bei meinem Wohnungskredit jährlich 3650 Euro; 2028/2029 werde ich meine Wohnung abbezahlt haben.

Wie viel ich für Urlaub ausgebe: Ich verreise ein- bis zweimal im Jahr für insgesamt etwa 4000 Euro plus zwei bis drei Kurztrips, zum Beispiel zu meinen Eltern oder Freunden. In diesem Jahr habe ich bis jetzt 1800 plus 2300 Euro ausgegeben, plus Kurztrips.

Inflation zum Anfassen

Die Angaben dieser wichtigsten Einnahmen und Ausgaben beruhen auf Selbstauskünften, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

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An welchen Stellen ich aufgrund der hohen Inflation spare: Anschaffung einer Balkonsolaranlage, um meine Stromkosten zu senken.

Wie viel am Monatsende übrig bleibt: etwa 500 Euro durchschnittlich.

Wie viel davon ich zurücklege: Fast alles, was übrig bleibt. Damit bezahle ich dann auch teure Spontananschaffungen wie z.B. mein Motorrad vor zwei Jahren oder teurere Ersatzkäufe wie ein neues (gebrauchtes) Auto nach einem Totalschaden infolge eines Unfalls.

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Wünsche an die Politik: Weniger Geld den Eltern direkt zukommen lassen, das kommt zu wenig bei den Kindern an, etwa der Kinderbonus in Höhe von 100 Euro im vergangenen Jahr. Besser fände ich zum Beispiel kostenlose Pausensnacks in den Schulen bei geringem Einkommen der Eltern, Schul-AGs und Sportvereine etc. stärker zu fördern. Bei der Beantragung von Zuschüssen und Fördergeldern sollte Bürokratie abgebaut werden, die Hürden sind sehr hoch durch Nachweise etc. Und die Fördermöglichkeiten müssten bekannter werden.

*Der Name ist der Redaktion bekannt

Quelle: ntv.de, Christina Lohner

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