Wirtschaft

Nach Ackermann-Vorbild? Linde-Chef versucht Tabubruch

Gelingt Wolfgang Reitzle der "Ackerman-Move"?

Gelingt Wolfgang Reitzle der "Ackerman-Move"?

(Foto: picture alliance / dpa)

Linde-Chef Wolfgang Reitzle will 2014 direkt vom Chefsessel in den Aufsichtsrat des Konzerns wechseln – ohne die eigentlich vorgesehene "Abkühlungsphase" einzuhalten. Dies ginge nur durch eine Ausnahmeregelung im Aktienrecht. Doch nicht mal Deutsche-Bank-Chef Ackermann hat es bisher geschafft, durch dieses Nadelöhr zu schlüpfen.

Der Chef des Gase-Konzerns Linde, Wolfgang Reitzle, will laut einem Pressebericht spätestens mit Ablauf seiner Amtszeit im Mai 2014 direkt in den Aufsichtsrat wechseln. Dort wolle der 63-Jährige den Vorsitz übernehmen, schreibt die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf mehrere Konzerninsider. Der 73-jährige Amtsinhaber Manfred Schneider würde dem Blatt zufolge dafür den Platz räumen. Linde wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.

Der direkte Wechsel in den Aufsichtsrat steht im Widerspruch zu einem unter Spitzenmanagern hochumstrittenen Passus im Aktienrecht. Dieser sieht eine sogenannte Abkühlungsphase von zwei Jahren zwischen dem Ausscheiden eines Vorstandschefs und seinem Eintritt in den Aufsichtsrat vor. Reitzle will dem Blatt zufolge jedoch eine - eigentlich für Familienfirmen eingefügte - Ausnahmeregelung im Gesetz nutzen: Diese erlaubt den direkten Wechsel, wenn mindestens 25 Prozent der Aktionäre dies der Hauptversammlung vorschlagen. Reitzle genießt hohes Ansehen bei Investoren.

Reitzle wäre erst der zweite Dax-Chef, der versucht, die Ausnahmeregelung zu nutzen, ohne eine Familie oder Stiftung als Ankeraktionär im Rücken zu haben. Vor zwei Jahren hatte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann diese Möglichkeit ausgelotet. Als ihm einige wichtige Investoren signalisierten, dass sie nicht mitspielen würden, blies er seinen Plan ab. Daraufhin begann ein monatelanger öffentlicher Machtkampf um die künftige Führung der Bank. Auch Reitzle könnte sich noch umentscheiden, wenn er zu viel Gegenwind von den Investoren erhalte, schreibt das Blatt.

Quelle: ntv.de, sla/dpa

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