"Warum ausweichen?" Lokführer setzen Streiks fort
18.05.2011, 08:13 UhrDie Lokführergewerkschaft GDL nimmt nach dem 14-stündigen Streik bei der Nord-Ostsee-Bahn weitere private Bahn-Anbieter aufs Korn. Diesmal treffen die Streiks die Unternehmen VVSA in Sachsen-Anhalt, HzL in Baden-Württemberg und OLA in Mecklenburg-Vorpommern. Anzeichen für eine zügige Einigung gibt es nicht. Die Deutsche Bahn ist von der Streik-Serie nicht betroffen.

Schämt sich Frankreich? Protestierende Lokführer vor der Zentrale der deutschen Tochter des französischen Veolia-Konzerns Anfang Mai in Berlin.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit kurzfristig anberaumten Aktionen bei mehreren privaten Bahnbetreibern setzt die Lokführergewerkschaft GDL ihre Streiks im Tarifkonflikt mit Konkurrenten der Deutschen Bahn AG fort. In der Nacht begann ein Streik der Lokführer bei der Veolia Verkehr Sachsen-Anhalt (VVSA), ab 09.00 Uhr sollten die Lokführer bei der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL) in Baden-Württemberg und ab 10.00 Uhr bei Ostseeland Verkehr (OLA) in Mecklenburg-Vorpommern in den Ausstand treten. Wie schon bei den vorherigen Arbeitsniederlegungen wollte die GDL auch das Ende der Streiks kurzfristig bekannt geben.
Die Gewerkschaft hatte am Freitag angekündigt, Streiks künftig nicht mehr wie zuvor zwölf Stunden im Voraus bekanntzugeben, sondern die Arbeitsniederlegungen mit einer weitaus kürzeren Frist anzusetzen. Ziel sei es, die Arbeitgeberseite bei den privaten Bahn-Anbietern schnell wieder an den Verhandlungstisch zu bekommen.
Der GDL gehe es in diesem Tarifkonflikt hauptsächlich um den sozialen Schutz bei berufsbedingter Fahrdienst-Untauglichkeit und um den Schutz vor Arbeitslosigkeit oder Lohneinbußen bei einem Betreiberwechsel, teilte die Gewerkschaft mit. Bei Anbietern wie VVSA oder HzL soll es nach GDL-Angaben gravierende Unterschiede beim Einkommen geben. So liege der Einstiegslohn für Lokomotivführer inklusive Zulagen bei der VVSA weit unterhalb der einheitlichen Rahmenregelungen. Diese gelte bereits für 90 Prozent aller Lokführer.
Bei der HzL liege der Einstiegslohn für Zugführer inklusive Zulagen gut 2000 Euro im Jahr unterhalb der einheitlichen Rahmenregelungen von knapp 33.000 Euro. Nach 25 Jahren Berufserfahrung liegt der Jahreslohn sogar 5.000 Euro darunter.
Die GDL fordert einen bundesweit gültigen Rahmen-Tarifvertrag für alle Bahnanbieter im Nah-, Fern- und Güterverkehr, in dem die Entgelttabelle, Zulagen und Wochenarbeitszeit für alle 26.000 Lokführer gleich sind. Dieser Vertrag soll dann jeweils um Haus-Tarifverträge ergänzt werden. Mit der Deutschen Bahn hatte sich die Gewerkschaft bereits Mitte April verständigt. Mit einem Teil der Bahn-Konkurrenten verhandeln die Lokführer derzeit ebenfalls über den Rahmen-Tarifvertrag.
Nachwirkungen im Norden
Nach der Streikaktion bei der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) dürfte sich der Zugverkehr im Norden zur Wochenmitte wieder normalisieren. Das Ende der Aktion hatte die GDL auf 2.00 Uhr in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gelegt. "Die Arbeitskämpfe haben dann 14 Stunden gedauert. Über 50 Prozent der Züge sind ausgefallen oder hatten massive Verspätungen", hatte die GDL am Vorabend mitgeteilt. Außerdem gab es teilweise Ersatzverkehr mit Bussen.
Die Gewerkschaft forderte die NOB nachdrücklich zu Verhandlungen auf. "Warum ausweichen und Notfahrpläne erstellen? Wie wäre es mit ernsthaftem Nachdenken und daraus resultierenden Tarifverhandlungen?", erklärte der GDL-Bezirksvorsitzende Lutz Schreiber. In einer Tarifrunde mit der NOB Ende März 2011 habe sich gezeigt, dass die Vorstellungen in manchen Punkten nicht so weit auseinanderlägen.
Eine Sprecherin der NOB bestätigte, über das geplante Streikende informiert worden zu sein. Sie gehe aber davon aus, dass es dennoch am Mittwoch zu einzelnen Verzögerungen kommen könnte.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa