Wirtschaft

Cockpit setzt Pilotenstreik aus Lufthansa-Kunden können aufatmen

Der größte Streik in der deutschen Luftfahrt findet nicht statt. Nach nur einem Tag wird wird der Ausstand der Lufthansa-Piloten bis zum 8. März unterbrochen. Unternehmen und Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit setzen sich wieder an den Tisch. Um Mitternacht wird der Flugverkehr wieder aufgenommen; allerdings wird es noch keinen normalen Betrieb geben.

Die Lufthansa-Maschinen können wieder abheben.

Die Lufthansa-Maschinen können wieder abheben.

(Foto: dpa)

Nach nur einem Tag wird der Pilotenstreik bei der Lufthansa ausgesetzt. Darauf einigten sich das Unternehmen und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) bei einer Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Frankfurt. Der Flugverkehr sollte um Mitternacht wieder aufgenommen werden. Die VC verpflichtete sich, den Streik bis zum 8. März auszusetzen und ihre Piloten wieder zum Einsatz zu rufen.

Damit ist der von Unternehmen und Passagieren befürchtete größte Streik in der Geschichte der deutschen Luftfahrt vorerst abgewendet. Cockpit hatte Streiks bis Donnerstag angekündigt. Nach einem Sonderflugplan der Lufthansa wären ohne die Einigung bis dahin rund 3200 Flüge ausgefallen. Dennoch werden sich Fluggäste auch heute auf Behinderungen und Flugausfälle einstellen müssen. "Klar ist, dass es bei weitem keinen normalen Flugbetrieb geben wird", sagte ein Lufthansa-Sprecher auf Anfrage.

"Das ist unser Versuch, wieder ins Gespräch zu kommen", sagte der Vorsitzende der VC-Tarifkommission, Thomas von Sturm, zu der Aussetzung des Streiks. Die Gewerkschaft hatte bei der von der Lufthansa angestrengten Gerichtsverhandlung zudem eine Forderung in Bezug auf die Lufthansa Italia fallengelassen. Die Lufthansa hätte nach Vorstellungen von Cockpit Millionen zahlen sollen, sobald ein Jet ihrer Tochtergesellschaft von einem Piloten außerhalb des Konzerntarifvertrags geflogen wird.

Richterin fordert Zusammenraufen

Nun soll ausschließlich über Entgelte und Arbeitsbedingungen der Piloten gesprochen werden. Die Arbeitsrichterin Silke Kohlschitter hatte den Kompromiss vorgeschlagen, dass sich die Tarifpartner möglichst schnell und ohne Vorbehalte wieder an den Verhandlungstisch setzen sollten. Der Vergleich gilt für die bestreikten Gesellschaften Lufthansa, die Lufthansa Cargo und Germanwings. Beide Seiten rechneten mit Anlaufschwierigkeiten beim Flugverkehr am Dienstag.

Richterin Silke Kohlschitter hat einen großen Anteil an der Streikaussetzung.

Richterin Silke Kohlschitter hat einen großen Anteil an der Streikaussetzung.

(Foto: dpa)

Zuvor hatten die Lufthansa-Piloten große Teile des Flugverkehrs in Deutschland lahmgelegt. Die Zahl der Flüge hat sich fast halbiert. Zehntausende Passagiere waren betroffen. Die VC hatte mehr als 4000 Piloten in den Ausstand gerufen.

Nach einer Auswertung der Deutschen Flugsicherung (DFS) wurden am Montag zwischen 0.00 Uhr und 16.00 Uhr 1014 Flüge der Lufthansa im deutschen Luftraum gezählt. An einem vergleichbaren Montag, dem 8. Februar, seien dagegen in diesem Zeitraum 1947 Lufthansa-Flüge gezählt worden.

Kein Chaos an den Flughäfen

Cockpit hatte angekündigt, von Montag 0.00 Uhr bis einschließlich Donnerstag streiken zu wollen. Maschinen, die sich zu Streikbeginn noch im Ausland befanden, sollten aber noch zurückgeflogen werden. Die Regionalpartner der Lufthansa sind von dem Streik nicht betroffen. Die Lufthansa hatte einen Ersatzflugplan aufgestellt, der unter anderem mit Hilfe von Piloten aus dem Management etwa ein Drittel des Flugverkehrs aufrechterhalten soll.

Große Mütze, kleines Megaphon: Piloten demonstrieren in Frankfurt.

Große Mütze, kleines Megaphon: Piloten demonstrieren in Frankfurt.

(Foto: Reuters)

Die ebenfalls bestreikte Lufthansa-Tochter Germanwings teilte mit, trotz des Arbeitskampfes hätten drei Viertel aller Flüge stattgefunden. 120 von bundesweit 160 geplanten Flügen seien am ersten Streiktag ausgeführt worden.

Das befürchtete Chaos an den Flughäfen blieb am Montag allerdings aus. Passagiere wurden teils auf andere Fluggesellschaften oder bei innerdeutschen Strecken auf die Bahn umgebucht. Im Vergleich zu den üblichen 330 000 Fernverkehrs-Kunden am Tag sei die Zahl der Reisenden bei der Bahn aber "nur geringfügig höher" gewesen, teilte die Bahn in Berlin mit. In Abstimmung mit der Lufthansa wurden auf einigen Strecken Zusatzzüge eingesetzt oder die Platzkapazitäten erhöht.

Kabinenpersonal streikt nicht

Unterdessen ist auch die Streikdrohung des Lufthansa-Kabinenpersonals vorerst vom Tisch. Die Tarifparteien wollen im kommenden Monat Tarifverhandlungen für die rund 16.000 Flugbegleiter der Lufthansa aufnehmen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Unabhängige Flugbegleiter (UFO). "Wir sind nicht bereit zu warten, bis die Tarifverhandlungen für die Piloten abgeschlossen sind", fügte der Sprecher hinzu.

Die Gewerkschaft hatte zuvor mit Warnstreiks gedroht, falls nicht bald ein Verhandlungstermin gefunden werde. Ein Sprecher der Lufthansa wollte die Entwicklung im Tarifkonflikt mit dem Kabinenpersonal nicht kommentieren.

Die Gewerkschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen für die Lufthansa-Flugbegleiter - unter anderem eine Begrenzung der Dienstzeiten auf 40 Stunden und gleichbleibende Löhne auch bei Krankheit und Urlaub.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/DJ

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