Zwei Drittel der Flüge fallen aus Lufthansa bleibt hart
05.09.2012, 16:45 Uhr
Geduldsprobe: Passagiere warten in Frankfurt auf ihren Flug.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zehntausende Fluggäste hat der Flugbegleiter-Streik bei der Lufthansa schon getroffen. Am Freitag wird es noch viel schlimmer werden: Dann droht ein bundesweiter Ausstand. Bislang deutet im Tarifstreit nichts auf eine Annäherung hin.
Die Lufthansa steuert auf einen bundesweiten Streik ihrer Flugbegleiter zu. Nach zwei Streikwellen mit zusammen mehr als 500 Flugausfällen deutete am Mittwoch kaum etwas auf eine Annäherung mit der Gewerkschaft Ufo hin, die für Freitag zu einem flächendeckenden 24-Stunden-Streik aufgerufen hat.
Die Lufthansa streicht deshalb zwei Drittel ihrer Flüge und hofft, dass sie ein Drittel der Flüge anbieten kann. Dazu zählen Flüge von Regionalpartnern, die nicht bestreikt werden sollen. Die Lufthansa versucht auch, Langstreckenflüge anzubieten.
Ein neues Angebot an die streikenden Flugbegleiter sei nicht geplant, sagte ein Unternehmenssprecher in Frankfurt. Das verhandelbare Angebot liege vor, Ufo müsse nur wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. Die Gewerkschaft müsse ihre Bereitschaft zeigen, über die Einkommensstruktur der rund 18.000 Flugbegleiter zu sprechen, sagte der Personalvorstand der Lufthansa Passage, Peter Gerber. Dann könne man schnell wieder in Gespräche kommen.
Zugleich gab sich das Management offen für eine Schlichtung. Allerdings dürfe es in den Kompromissgesprächen dann ausschließlich um die Bezahlung der Flugbegleiter gehen - andere Forderungen wie der Stopp von Leiharbeit müssten außenvorbleiben. "Zu dem Thema Vergütung und Vergütungsstruktur werden wir uns dem nicht verschließen", sagte Gerber. Alles andere seien Unternehmensentscheidungen, die nicht verhandelbar seien. Damit meinte er insbesondere die von Ufo heftig bekämpfte Gründung einer konzerninternen Billigfluglinie auf dem Tarifniveau der Tochter Germanwings.
Zehntausende Passagiere betroffen
Bei der zweiten Streikwelle am Dienstag in Berlin, Frankfurt und München waren mehr als 300 Flüge ausgefallen, 43.000 Passagiere mussten umgebucht werden oder konnten gar nicht fliegen. Für den Freitag plant Konkurrent Air Berlin bereits den Einsatz größerer Jets, Lufthansa könnte möglicherweise Maschinen der Töchter AUA und Swiss einsetzen. Die Deutsche Bahn stellt sich auf mehrere tausend zusätzliche Fahrgäste ein und will notfalls zusätzliche Züge einsetzen.
Arbeitsniederlegungen soll es am Freitag nach Worten von Gewerkschaftschef Nicoley Baublies an allen Lufthansa-Standorten geben. Er rechne damit, dass mindestens die Hälfte aller Flüge gestrichen werde. Danach seien zunächst keine weiteren Streiks geplant, sondern eine Denkpause, kündigte der Gewerkschafter an. Er forderte die Lufthansa erneut auf, in einer Schlichtung über alle relevanten Themen zu reden – also auch über Leiharbeit und die geplante Billigfluggesellschaft.
Ufo fordert fünf Prozent mehr Lohn, das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs. Lufthansa bietet 3,5 Prozent Lohnerhöhung, plant aber eine konzerninterne Billigtochter und will die Gehaltsstufen abflachen.
Der Konzern bereitet sich derweil mit Hochdruck auf den Streik vor. Die Lufthansa streicht zwei Drittel ihrer Flüge. Von den rund 1800 Flügen am Freitag fänden rund 600 sicher statt, weil sie von Regionalpartnern geflogen werden, kündigte ein Konzernsprecher an. Erneut sollen die Passagiere individuell benachrichtigt werden.
Eine Übersicht über ausgefallene Flüge finden Sie hier. Auf der Seite Lufthansa können Sie zudem den Status Ihres Fluges abfragen. Telefonisch erreichen Sie die Lufthansa unter 01805 / 805 805. Die Fluggesellschaft bittet Passagiere, deren Flüge gestrichen wurden, auf den Internetseiten des Unternehmens ("Online Check-In") zu prüfen, ob sie bereits auf einen Alternativflug eingecheckt wurden. "Ist dies der Fall, kann die Bordkarte für diesen neuen Flug sofort online erstellt werden."
Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts