Regierungskrise und -gespräche in Portugal Märkte wetten auf schnelle Lösung
04.07.2013, 11:02 Uhr
Portugals Ministerpräsident Passos Coelho hofft auf einen Fortbestand der Regierungskoalition.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach den jüngsten Kurseinbrüchen und Verlusten beruhigen sich die Finanzmärkte beim Thema Portugal etwas. Anleger und Investoren setzen auf eine schnelle Lösung der Regierungskrise. Erste Hinweise aus Kreisen des anberaumten Koalitionstreffens legen das nahe. Aktien- und Anleihemärkte reagieren entsprechend.
Die Finanzmärkte stehen im Bann der Regierungskrise Portugals. Den zum Teil erheblichen Kurseinbrüchen vom Mittwoch folgte aber eine Erholung: Der Leitindex der Lissaboner Börse sprang um mehrere Prozent an. Der Dax kletterte um rund 1 Prozent. Die Rendite der portugiesischen Staatsanleihen fielen. Grund ist die Hoffnung auf eine baldige Überwindung der Regierungskrise um Ministerpräsident Pedro Passos Coelho. Aus Regierungskreisen war verlautet, das angesetzte Koalitionstreffen sei "sehr konstruktiv" verlaufen.
Die Rendite der zehnjährigen Anleihen des Landes fiel auf 7,216 Prozent, nachdem sie zuvor mit 8,2 Prozent zeitweise auf dem höchsten Stand seit Dezember 2012 gelegen hatte. Auch der Leitindex in Lissabon ging auf Erholungskurs und legte um 3 Prozent zu. "Offenbar hat es zuletzt Versuche gegeben, einige Risse in der Koalition wieder zu kitten", sagte ein Händler.
Gespräche laufen
Portugals Finanz- und Außenminister hatten innerhalb von 24 Stunden das Handtuch geworfen und so die handfeste Regierungskrise ausgelöst. Sollte die Regierung Coelhos scheitern und Neuwahlen nötig werden, wirft das Fragen auf, ob das Land am Sparkurs festhalten und Mitte 2014 den Rettungsschirm von EU und IWF verlassen kann.
Passos Coelho sagte, er glaube, es sei möglich, "die Stabilität der Regierung sicherzustellen". Passos Coelho und die Spitzen der im Parlament vertretenen Parteien sollten sollten im Lauf des Vormittags mit Präsident Cavaco Silva zusammenkommen.
Am Montag hatte Finanzminister und Vizeregierungschef Vitor Gaspar - einer der Architekten des umstrittenen Sparkurses, dessen Auswirkungen zu Massenprotesten im Land geführt hatten - überraschend seinen Rücktritt erklärt und die Krise ausgelöst. Als ihm Außenminister Portas am Dienstag folgen wollte, lehnte Ministerpräsident Passos Coelho seine Demission ab.
Leerverkäufe zum Teil verboten
Gelichzeitig verhängte die portugiesische Börsenaufsicht nach den heftigen Kursverlusten am Mittwoch ein Verbot von Leerverkäufen von vier Aktien, darunter drei Bankentitel. Die betreffenden Papiere sollten vor zu heftigen Kursschwankungen vor dem Hintergrund der schwelenden Regierungskrise geschützt werden, hieß es zur Begründung der Maßnahme. Das Verbot gilt zunächst für den kompletten Handel am Donnerstag.
Im einzelnen betrifft das Verbot die Papiere der Banken Banif-Banco Internacional do Funchal (Kursverlust am Mittwoch 14 Prozent), Banco Comercial Portugues (-12,9 Prozent) und Banco Espirito Santo (-11 Prozent). Auch die Aktien von Sonae Industria SGPS (-10,4 Prozent) sind von dem Schritt betroffen.
Bei einem Leerverkauf verkauft ein Verkäufer Aktien, in deren Besitz er zum Zeitpunkt des Verkaufs noch gar nicht ist. Er hofft dabei darauf, sich mit die entsprechenden Aktien zum Erfüllungszeitpunkt billiger beschaffen zu können, spekuliert also auf sinkende Kurse.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/AFP/dpa