Wirtschaft

Tausende Jobs verschwinden Manroland wird zerschlagen

Mehrere Hundert Menschen demonstrieren in Plauen für den Erhalt von Manroland.

Mehrere Hundert Menschen demonstrieren in Plauen für den Erhalt von Manroland.

(Foto: dpa)

Mit Manroland wird ein traditionsreicher Konzern aufgespalten - um wenigstens einen Teil der Mannschaft und des Geschäfts zu retten. Fast die Hälfte der Jobs im Inland fällt dennoch weg.

Das Schicksal des insolventen Druckmaschinenbauers Manroland ist besiegelt. Das Unternehmen wird zerschlagen. Von den 4700 Arbeitsplätzen in Deutschland sollen rund 2200 gestrichen werden, wie Insolvenzverwalter Werner Schneider mitteilte. Der Lübecker Mischkonzern Possehl werde das Augsburger Werk für Zeitungs-Druckmaschinen und vielleicht später auch den Standort Plauen übernehmen. In Augsburg sollen knapp 1500 von 2200 Stellen gerettet werden.

Das Werk in Offenbach, in dem Bogendruckmaschinen hergestellt werden, soll vom Management und einem nicht genannten Investor saniert werden. Hier könnten von 1800 Arbeitsplätzen allerdings nur 750 erhalten bleiben. "Diese Lösung hat eine solide wirtschaftliche Basis und gute Zukunftsperspektiven - allerdings ist für das Finanzierungskonzept eine Landesbürgschaft erforderlich", sagte Schneider.

Der Gläubigerbeirat entschied sich damit gegen das Konzept des US-Finanzinvestors Platinum Equity, der ein Angebot für alle drei Standorte abgegeben hatte. Gewerkschafter hatten in diesem Fall aber einen noch höheren Stellenabbau befürchtet. "Es war unser gemeinsames Ziel, das Unternehmen an Investoren weiter zu geben, die an einer langfristigen und eigenständigen Fortführung des Unternehmens interessiert sind", sagte Schneider.

Heideldruck streicht Jobs

Der deutsche Finanzinvestor Allianz Capital Partners, der die Mehrheit an Manroland hält, hatte das Unternehmen im November fallen gelassen, weil er kein frisches Geld mehr in das notorisch defizitäre Traditionsunternehmen stecken wollte. Eine Minderheit hielt der frühere Mutterkonzern MAN.

Beim krisengeschüttelten Weltmarktführer Heidelberger Druck fallen ebenfalls tausende Arbeitsplätze weg. Nach jahrelangen Verlusten und bereits massivem Stellenabbbau hatte der Konzern am Dienstag die Streichung weiterer 2000 Jobs angekündigt.

Früher war Manroland ein Branchenriese und bildete zusammen mit Heidelberger Druck und Koenig & Bauer die strahlende Weltspitze. Die Zeiten sind allerdings vorbei.

Heidelberger Druckmaschinen
Heidelberger Druckmaschinen 1,92

Die Pleite von Manroland im vergangenen November kam unerwartet, aber nicht gänzlich überraschend. Die Druckindustrie steckt seit Jahren tief in der Krise. Vom Glanz früherer Jahre ist in der einstigen Vorzeigesparte des deutschen Maschinenbaus nicht mehr viel geblieben. Tausende Stellen wurden bereits gestrichen.

"Manroland ist inzwischen kein Großkonzern mehr, hat aber unglücklicherweise die Strukturen eines Großkonzerns beibehalten", sagte Insolvenzverwalter Schneider, nachdem er den Rettungsplan verkündet hatte. Das sei ein Teil des Problems der Branche.

Die Branche hat große Probleme

Ob die zerschlagene Manroland oder die angeschlagene Heideldruck, die Branche ist längst nicht über den Berg. Insgesamt hat der deutsche Maschinenbau die vergangene Finanz- und Wirtschaftskrise im Sog der Lehman-Pleite gut überstanden und etliche Firmen stehen heute besser da als je zuvor. Die Druckmaschinenbauer sind aber nie wieder richtig auf die Beine gekommen. In der Konjunkturflaute brach der Werbedruck und damit der Bedarf nach Neumaschinen ein.

Mit dem Anziehen der Konjunktur wuchsen zwar die Werbebudgets der Kunden wieder, aber mit der Digitalisierung in den Medien und dem Siegeszug von Smartphones und Tabletcomputern kam vom Aufschwung nur wenig bei den Druckereien an. Betroffen sind vor allem hier Bogendruckmaschinen, eine Spezialität von Heideldruck. Manroland fertigt solche Maschinen im hessischen Offenbach. Für diesen Standort geht nun die zweite Runde los - die Suche nach einem Investor.

Zudem leiden Unternehmen wie Manroland, das am Standort in Augsburg auch große Rollenanlagen für den Zeitungsdruck produziert, unter den in den USA und Europa stetig sinkenden Auflagen der Tagespresse. Zwar wächst aller Digitalisierung zum Trotz etwa in Indien, China oder Südamerika die Nachfrage nach solchen Anlagen. Dort gibt es vor allem kleine und mittelständische Druckereien, die einfache und damit billige Druckmaschinen nachfragen. Doch diese Umsätze kompensieren längst nicht das Minus etwa in Europa.

Branchenprimus Heideldruck hat sich längst vom Rollendruck verabschiedet und konzentriert sich auf den Bogen- und Verpackungsdruck. Der Markt schrumpft, Überkapazitäten machen dem Unternehmen das Leben schwer und sorgen für triste Zahlen. Auch deshalb galt Heideldruck eigentlich nie als möglicher Käufer für Teile von Manroland. "Ich sehe für uns dort im Moment keinen Bewegungsspielraum", sagte Vorstandschef Bernhard Schreier, nachdem er erneut tausende Stellen zur Disposition gestellt hatte. Bis zu 2000 Arbeitsplätze werden gestrichen und die Kapazitäten in der Produktion und dem Vertrieb stark zurückgefahren.

Seit 2008 hat der Konzern schon rund 4000 Jobs abgebaut und beschäftigte Ende 2011 noch 15.666 Mitarbeiter. Heidelberger Druck schreibt unter dem Strich bereits seit geraumer Zeit Verluste und konnte sich auf dem Höhepunkt der Krise nur mit einer öffentlichen Bürgschaft über Wasser halten.

Zu allem kommt ein eher ungewöhnliches Problem: Die Qualität der Produkte. Druckmaschinen sind langlebig. In nicht wenigen Druckereien stehen noch Maschinen aus den 1950er Jahren, die für einfache Aufgaben genutzt werden. Umsatz bringen hier die Serviceleistungen und Ersatzteile. Die mehreren Millionen, die eine neue Maschine einbringen würde, können sie nicht ersetzen. Es scheint wenig wahrscheinlich, dass sich in den kommenden Jahren viel an den Problemen der Branche ändern wird. Und auch der Preiskampf dürfte sich künftig weiter verschärfen.

Quelle: ntv.de, jga/rts

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