"In die Höhle des Löwen" Maschinenbau drängt ins Ausland
20.12.2010, 13:00 UhrAus der Finanz- und Wirtschaftskrise ziehen die deutschen Maschinenbauer gleich zweifach Konsequenzen: Sie wollen sich ein stärkeres Kapitalpolster schaffen. Und dafür setzen sie auf ein stärkeres Engagement im Ausland.

Eine Konsequenz aus der Finanzkrise: Deutschlands Maschinenbau verlässt sich künftig stärker auf sich selbst.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die deutschen Maschinenbauer wollen sich mit einem größeren Kapitalpolster und einer noch stärkeren Internationalisierung vor künftigen Krisen schützen. Das seien zentrale Konsequenzen aus der globalen Wirtschaftskrise, von der sich die Schlüsselindustrie noch nicht wieder ganz erholt hat, berichtete der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).
Bei der Präsentation der Studie "Lehren einer Krise" sagte VDMA-Präsident Thomas Lindner: "Viele Unternehmen haben ... äußerst negative Erfahrungen mit den Banken gemacht. Deshalb streben sie jetzt danach, sich von den Banken unabhängiger zu machen."
Zukunft liegt im Ausland
Die deutschen Maschinenbauer drängt es zudem verstärkt ins Ausland. Eine große Mehrheit der Firmen wolle bis 2015 ihre Umsätze jenseits des Heimatmarktes nach oben schrauben, erklärte der VDMA. Dies habe eine Umfrage unter den Unternehmen ergeben. Vor allem größere Betriebe wollten ihre Produktion im Ausland verstärken und dort mehr Mitarbeiter beschäftigen. Dabei richtet sich der Blick der Branche vor allem nach Asien, dem stärksten Absatzmarkt für Maschinen und Anlagen aus Deutschland.
"Da das Wachstum zunehmend in Asien stattfindet, müssen die Unternehmen dort noch stärker präsent sein, auch mit Einkauf, Produktion und Entwicklung", sagte VDMA-Präsident Lindner. Der Konkurrenzdruck aus Ländern wie China, Indien, Brasilien und Russland nehme zu. Fast die Hälfte der größeren deutschen Maschinenbauer rechne damit, dass in fünf Jahren ihr Hauptkonkurrent aus diesen Staaten kommt. Daher sollten die Unternehmen in diesen Ländern präsent sein. "Es ist besser, selbst in die Höhle des Löwen zu gehen als zu warten, bis der Löwe zu einem selbst kommt."
"In die Höhle des Löwen"
Große Unternehmen sind bereits in China vertreten. Der börsennotierte Werkzeugmaschinenbauer Gildemeister beschäftigt dort über 500 Mitarbeiter und damit etwa ein Zehntel der Gesamtbelegschaft des Konzerns. Der Anlagenbauer Gea hatte kürzlich angekündigt, vor Ort im kommenden Jahr ein weiteres Werk aufzubauen. Gea beschäftigt in der Volksrepublik bereits rund 1600 Mitarbeiter. Im dritten Quartal war China mit einem Umsatzanteil von 14,3 Prozent der wichtigste Einzelmarkt für den Konzern.
Die deutschen Maschinenbauer setzen bereits jetzt etwa drei Viertel ihrer Anlagen im Ausland ab. Auch der starken internationalen Nachfrage hat es die überwiegend mittelständische Branche mit über 900.000 Beschäftigte zu verdanken, dass sie die Wirtschaftkrise so schnell hinter sich lassen konnte. Der VDMA erwartet 2010 ein Wachstum der Produktion um sechs Prozent und 2011 um acht Prozent. Im vergangenen Jahr war sie um ein Viertel eingebrochen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts