Wirtschaft

Staatsanwaltschaft ermittelt Middelhoff und Eick im Visier

Die Staatsanwaltschaft Essen hat ein Ermittlungsverfahren gegen Ex-Arcandor-Chef Middelhoff wegen Untreue eingeleitet. Auch der Amtsnachfolger Eick ist ins Visier der Ermittler geraten. Nach mehreren Anzeigen von Privatpersonen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Insolvenzverschleppung.

Die Staatsanwaltschaft Essen hat ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen den früheren Arcandor-Chef Thomas Middelhoff wegen Untreue eingeleitet. Auch der Amtsnachfolger Karl- Gerhard Eick ist ins Visier der Ermittler geraten. Nach mehreren Anzeigen von Privatpersonen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Insolvenzverschleppung. Die Ermittler wollen in der Sache abwarten, bis sich der vorläufige Insolvenzverwalter einen Überblick über das Unternehmen gemacht hat und dann die Ergebnisse einsehen.

Thomas Middelhoff holt sich prominenten Rechtsbeistand.

Thomas Middelhoff holt sich prominenten Rechtsbeistand.

(Foto: dpa)

Im Fall Middelhoff geht es um ein Immobiliengeschäft, das vor seinem Einstieg als Aufsichtsratschef bei Arcandor getätigt wurde, an dem er aber persönlich beteiligt ist. Die Staatsanwaltschaft hatte auf Anregung von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) zunächst Vorermittlungen eingeleitet. "Wir haben diese Anregung neu bewertet und gehen jetzt von einem Strafverfolgungsbegehren aus", sagte Matthiesen. Neue Erkenntnisse gebe es derzeit aber nicht. Auch liege eine angekündigte Stellungnahme von Middelhoff noch nicht vor.

Middelhoff hatte sich aber bereits vor einer Woche öffentlich zu den Vorwürfen geäußert und begrüßt eine Klärung durch die Staatsanwaltschaft. Er lasse sich in dem Verfahren von dem Anwalt Sven Thomas beraten, sagte Middelhoff der "Financial Times Deutschland". Der Düsseldorfer Strafverteidiger hatte etwa im Mannesmann-Prozess den ehemaligen Vorstandschef des Konzerns, Klaus Esser, beraten. Auch damals ging es um den Vorwurf der Untreue.

Geschäfte mit fünf Immobilien

Es geht um fünf Gebäude, die von dem Konzern für Karstadt- Warenhäuser bei Immobilienfonds angemietet werden. Die Fonds waren gemeinsam von der Privatbank Sal. Oppenheim und dem Projektentwickler Josef Esch aufgelegt worden. Die Häuser seien - noch bevor Middelhoff zu dem Konzern kam - zu außergewöhnlich hohen Preisen angemietet worden, schreibt der "Spiegel". Im Gegenzug sollte Esch den Konzern an Gewinnen aus seinen Großprojekten beteiligen, heißt es. Zu den Geschäften sei es aber nicht gekommen. Der Vorstand habe die Ausfälle auf rund 100 Millionen Euro beziffert. Laut juristischer Prüfung seien die Gelder aber nicht einzutreiben gewesen, hatte Middelhoff erklärt.

Zum eigenen Engagement bei den Fonds sagte Middelhoff, seine Frau und er hätten als Privatpersonen kleinere Beteiligungen (unter 10 Prozent) an den Esch-Fonds gezeichnet, ohne zu diesem Zeitpunkt zu ahnen, dass er zwei Jahre später in den Aufsichtsrat von KarstadtQuelle (heute Arcandor) gewählt werden würde. Er habe den Aufsichtsrat unmittelbar nach seiner Berufung 2004 über den Sachverhalt informiert. Auch auf der Hauptversammlung 2005 sei kein Fehlverhalten festgestellt worden. Middelhoff war zunächst Aufsichtsratschef und dann von Mai 2005 an Vorstandsvorsitzender.

Verdi verteidigt Deals

In der Ära Middelhoff hat der Konzern weite Teile des Immobilienbesitzes verkauft und zurückgemietet. Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Margret Mönig-Raane verteidigt diese Strategie im Nachhinein. Es habe riesige Bankschulden mit teilweise zweistelligen Zinsraten gegeben. Die Hälfte der Immobilien zu verkaufen, um diese Schulden zu bezahlen und wieder investieren zu können, sei eine gute Lösung gewesen.

Middelhoff hatte Arcandor im März verlassen. Für das Geschäftsjahr 2007/08 hatte er einen Verlust von mehr als 700 Millionen Euro zu verantworten. Wegen des Verkaufs von Karstadt-Immobilien war er in den vergangenen Tagen kritisiert worden.

Arcandor hatte diese Woche nach dem gescheiterten Antrag auf Staatshilfe einen Insolvenzantrag für die Arcandor AG sowie die Töchter Karstadt Warenhaus, Primondo und Quelle gestellt. Insgesamt müssen 43 000 Beschäftigte um ihre Arbeit bangen. Lediglich die an der Börse in London notierte Touristiktochter Thomas Cook und einige Spezialversender wie Baby-Walz oder hess natur sind von der Insolvenz ausgenommen.

Quelle: ntv.de, afp/rts

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