Die fetten Jahre sind vorbei, aber ... Morgan Stanley halbiert Gewinn
21.04.2011, 17:38 UhrGewinn mal eben so halbiert und dennoch freuen sich Anleger und Analysten über die Quartalsbilanz von Morgan Stanley. Die US-Invesmentbank macht "Fortschritte", wie es heißt.

Morgan Stanley: Gewinn halbiert - aber es hätte noch schlimmer kommen können, wie es am Markt heißt.
(Foto: REUTERS)
Die goldenen Zeiten für die US-Investmentbanken scheinen erst einmal vorüber: Nach Goldman Sachs hat auch Morgan Stanley im ersten Quartal einen Gewinneinbruch verkraften müssen. Das Ergebnis fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um die Hälfte auf unterm Strich 736 Mio. Dollar (500 Mio. Euro), wie Morgan Stanley mitteilte.
Vor einem Jahr herrschte allerdings Ausnahmezustand: Das Investmentbanking warf so kurz nach der Finanzkrise gigantische Gewinne ab, angeheizt vom billigen Geld der Notenbanken. Nun hat sich die Lage in der gesamten Branche etwas normalisiert. Erschwerend kam bei Morgan Stanley ein Verlust bei einem Gemeinschaftsunternehmen mit der japanischen Großbank Mitsubishi UFJ hinzu.
Verspekuliert
Die Tochterfirma hatte sich schwer verspekuliert; mit dem Erdbeben in Japan soll dies aber nichts zu tun gehabt haben. Morgan Stanley musste eine Belastung von 425 Mio. Dollar verkraften. Bankchef James Gorman sprach von einer großen Enttäuschung. Er versicherte aber, am Geschäft in Japan und dem Partner Mitsubishi festhalten zu wollen.
Rentenhändler von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities seien Geschäfte eingegangen, die sie überfordert hätten, und hätten dann auf die falsche Entwicklung gewettet, räumte die Führung des Joint Ventures ein, in dem die beiden Häuser ihre Handelsabteilungen in Japan zusammengefasst hatten. MUFG, die 60 Prozent daran hält und von der die betroffenen Händler kamen, schießt nun 30 Mrd. Yen (umgerechnet 250 Mio. Euro) frisches Kapital zu.
Die Händler hatten die riskanten Positionen schon vor dem Zusammenschluss mit Morgan Stanley gehalten. "Die Verluste wuchsen Stück für Stück", sagte Geschäftsführer Fumio Yoshimatsu. Die Geschäfte seien nicht genügend überwacht worden.
Anleger und Analysten zufrieden
Nun soll der Eigenhandel drastisch zusammengestutzt werden. Das Joint Venture hat seit seiner Gründung vor einem Jahr 750 seiner anfangs 7000 Stellen abgebaut.
Die Börsianer waren trotz der Probleme angetan von den Zahlen; Analysten hatten mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Der Kurs stiegt deutlich.
"Das erste Quartal 2010 war vielleicht das beste, das es je gab. Niemand konnte erwarten, dass man das wiederholen kann", sagte Analyst Keith Davis von Farr, Miller & Washington. "Morgan Stanley hat da noch viel zu tun. Aber dieses Quartal beweist den Fortschritt", sagte Analystin Shannon Stemm von Edward Jones.
Anleihehandel erholt sich
Verglichen mit dem miserabel gelaufenen Geschäft am Ende des vergangenen Jahres steht Morgan Stanley in der Tat wieder deutlich besser da. Der Aktienhandel lief nach Bankangaben so gut wie seit dem Ausbruch der Krise im Jahr 2008 nicht mehr. Auch das lukrative Geschäft mit Anleihen und Rohstoffen erholte sich.
Im ersten Quartal war es unter den US-Großbanken nur JP Morgan Chase und Wells Fargo gelungen, mehr Geld als vor einem Jahr zu verdienen. Beide besitzen ein sehr gut laufendes Privatkunden-Geschäft. Reinen Investmentbanken wie Morgan Stanley und Goldman Sachs fehlt dieser Ausgleich.
Enger verzweigt
Mitsubishi UFJ (MUFG) und Morgan Stanley rücken zudem enger zusammen. MUFG wandelt nach eigenen Angaben Vorzugspapiere im Wert von 7,8 Mrd. Dollar, mit denen es der US-Investmentbank 2008 mitten in der Finanzkrise unter die Arme gegriffen hatte, in Stammaktien um. Damit halten die Japaner nun 22,4 statt 3,0 Prozent am stimmberechtigten Kapital von Morgan Stanley. Insgesamt lag die Beteiligung bisher bei 21 Prozent. Das US-Institut stärkt mit dem Schritt sein Kernkapital und muss nun weniger Dividenden zahlen - er kostet sie aber zunächst 2 Mrd. Dollar.
Quelle: ntv.de, rts/dpa