Mobiles Internet für Amerikaner Obermann plant US-Offensive
16.01.2011, 13:58 Uhr
"Die Amerikaner entscheiden sehr einfach."
(Foto: REUTERS)
Im US-Markt will Telekom-Chef Obermann mit mobilen Internetzugängen zur Konkurrenz aufschließen. Vor allem das schnelle Netz der Deutschen soll die US-Bürger zum Wechseln animieren. Vor Beginn der anstehenden Tarifverhandlungen in Deutschland ruft Obermann die Arbeitnehmerseite zur Zurückhaltung auf.
Die Deutsche Telekom will in den USA aggressiver auf Kundenjagd gehen und mit niedrigen Preisen ihr schleppendes Geschäft auf Trab bringen. Konzernchef Rene Obermann kündigte "ein angriffslustiges Marketing und eine sehr kundenfreundliche Preispolitik" an. Das Unternehmen müsse seine "Argumente schärfen".
"Die Amerikaner entscheiden sehr einfach: Der Anbieter ist besser oder schlechter, billiger oder teurer - Punkt", sagte Obermann der Zeitung "Bild am Sonntag". Der Markt verspreche in den USA gerade beim mobilen Internet große Wachstumschancen.
Die Telekom verfüge in den USA über das "zurzeit schnellste Netz", hob Obermann hevor. Durch schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten können Kunden beispielsweise HD-Videos empfangen oder mobile Video-Konferenzen über das Telefon schalten.
Auf dem einstigen Boommarkt USA kämpft der deutsche Branchenprimus seit einiger Zeit mit Gegenwind. T-Mobile USA tritt derzeit mit rund 33 Millionen Kunden auf der Stelle, während die großen Konkurrenten wie AT&T mit exklusiven Handys und kleinere Anbieter mit Discount-Preisen neue Kunden gewinnen.
Als Trends 2011 nannte Obermann neben höheren Übertragungsgeschwindigkeiten die neuen Tablet-Geräte nach dem Vorbild des iPad von Apple sowie das sogenannte Cloud Computing, bei dem Informationen und Programme in die virtuelle Welt - in sogenannte Clouds - verlagert werden. In allen drei Bereichen muss sich der Konzern auf einen harten Wettbewerb einstellen.
Mit "Augenmaß" ins Tarifgespräch
Am kommenden Donnerstag will der Bonner Konzern in New York seine Strategie für die US-Tochter vorstellen. Commerzbank-Analystin Heike Pauls zeigt sich zuvor jedoch skeptisch: Mit den zu erwartenden Schritten - wie etwa der Betonung der Netzqualität oder günstigen Smartphones - werde die Telekom in den USA keine Trendumkehr schaffen.
Zwei Tage vor dem Strategietermin in den USA beginnt am kommenden Dienstag die erste Runde der Tarifverhandlungen bei der Telekom. Konzernchef Obermann rief die Beschäftigten im Vorfeld zu Zurückhaltung bei Lohn- und Gehaltsforderungen auf.
Man solle weiterhin mit Augenmaß vorgehen, "damit wir auch in zehn Jahren noch gut dastehen", sagte Obermann. Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Anhebung der Gehälter um 6,5 Prozent - mindestens 170 Euro monatlich - bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Darüber hinaus sollen unter anderem die Ausbildungsvergütungen erhöht werden und betriebsbedingte Kündigungen bei der Telekom AG und der Telekom Deutschland GmbH ausgeschlossen werden.
Quelle: ntv.de, mmo/rts