Interview Werner Hoyer "Opel ist nicht egal"
19.02.2009, 20:51 Uhr"Niemandem kann es egal sein, ob ein modernes Unternehmen wie Opel den Bach runtergeht." Das sagt Werner Hoyer, außenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, bei seinem Besuch in Washington. Gleichzeitig warnt Hoyer: Die Politiker seien nicht die besseren Autobauer, Staatsbeteiligungen sehe er skeptisch. Die Rolle Opels im Gesamtkonzern von General Motors beurteilt Hoyer "sehr optimistisch". In Washington sprach n-tv-Korrespondent Christian Wilp mit Werner Hoyer.
n-tv: Herr Hoyer, General Motors hat massive Stellenstreichungen weltweit angekündigt. Der Autobauer wird Kapazitäten abbauen müssen. Glauben Sie, dass auch Deutschland und insbesondere die Standorte Bochum und Eisenach davon betroffen sind?
Werner Hoyer: Ich bin bisher sehr optimistisch, da Opel ein integraler Bestandteil des GM-Konzerns ist. Es wird gar nicht leicht sein, GM ohne diese modernen Werke - auch von Opel – am Laufen zu halten. Und es wird nicht leicht sein, umgekehrt Opel alleine zu betreiben. Deswegen glaube ich, dass dieser integrale Bestandteil von Opel im Gesamtkonzern weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird. Wie sich das nachher in konkreten Arbeitsplätzen niederschlägt, das ist noch zu früh zu sagen. Ich denke, man sollte da nicht zu voreilig die Flinte ins Korn werfen.
Allein hier in den USA sollen fünf Fabriken von GM geschlossen werden. Glauben Sie, dass die Manager in Detroit sich wirklich so große Sorgen ausgerechnet um einen weiteren deutschen Standort machen? Oder denken Sie, dass die Amerikaner hauptsächlich amerikanische Interessen vertreten werden?
Nein, sie vertreten die Interessen des Unternehmens. Und sie werden sicherstellen, dass die profitabelsten Werke erhalten bleiben können. Und da sehen die deutschen Werke ja so schlecht nicht aus. Deswegen denke ich, dass man nach wie vor guten Mutes sein kann.
Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, hatte in diesen Tagen einen Termin in der Konzernzentrale von GM in Detroit. Sie führen Gespräche mit Vertretern des State Departments und des Kongresses hier in Washington. Glauben Sie, dass von deutscher Seite aus schöne Worte allein reichen werden, oder erwarten die Amerikaner konkrete Zusagen, also beispielsweise Bürgschaften und andere Formen der finanziellen Unterstützung?
Das ist schwer zu sagen. Man muss aufpassen, dass man da nicht eine Tür öffnet, durch die hinterher sehr viele andere durch wollen. Es kann nicht sein, dass der Staat sofort stramm steht, wenn ein relativ Großer jetzt mit einem solchen Anliegen kommt. Und wenn viele mittelständische Unternehmen in einer Kreditklemme sind, kümmert sich keiner darum. Also da sollte man sehr vorsichtig sein.
Meine letzte Frage führt genau in diese Richtung. Sie sind ja ein Mitglied der FDP, also auch ein Vertreter des freien Marktes, nehme ich an. Ist das denn überhaupt mit ihrer Parteilinie vereinbar, dass der Staat in großem Umfang größeren und kleineren Unternehmen in Krisenzeiten zur Seite steht?
Also niemandem kann es egal sein, ob ein so bedeutendes Unternehmen und auch modernes Unternehmen wie Opel den Bach runtergeht. Ich glaube auch nicht daran. Auf der anderen Seite sollten sich die Politiker nicht einbilden, sie wären die besseren Autobauer. Deswegen bin ich sehr skeptisch, was Staatsbeteiligungen angeht.
n-tv:
Herr Hoyer, besten Dank für das Gespräch.
Quelle: ntv.de