Einmal Technologievorsprung, bitte Peking kauft Solar-Wissen ein
11.01.2011, 20:04 UhrEine Tochter des staatlich-chinesischen Chemiekonzerns ChemChina übernimmt für umgerechnet gut eineinhalb Milliarden Euro einen Siliziumspezialisten aus Norwegen. In London bemüht sich die Delegation von Vize-Ministerpräsident Li um eine Aufhebung der strikten Exportbeschränkungen für Hochtechnologie.

Standort Kristiansand, rund 300 Kilometer südwestlich von Oslo: Elkem liefert Vorprodukte für die Solarmodul- und Chipherstellung.
China sichert sich europäisches Spezialwissen für die Solarindustrie. Der staatlich kontrollierte Konzern Bluestar übernimmt für 2 Mrd. Dollar (rund 1,5 Mrd. Euro) den norwegischen Silizumhersteller Elkem. Die Orkla-Gruppe, zu der Elkem gehört, bestätigte den Verkauf an die Chinesen. Die Energiesparte von Elkem bleibe bei Orkla, hieß es.
Elkem produziert unter anderem Silizum, das beispielsweise für Solarmodule, aber auch als Grundlage für den Bau von Computerchips verwendet wird. Die Übernahme muss noch von den Behörden genehmigt werden. Mit einem Abschluss wird in der ersten Hälfte 2011 gerechnet. Bluestar gehört zu 80 Prozent der China National Chemical Corporation (ChemChina), den restlichen Anteil hält der US-Finanzinvestor Blackstone.
Zwischen China und Norwegen gab es im Dezember heftige Spannungen. Peking kritisierte vehement die Verleihung des Friedensnobelpreises an den in China inhaftierten Bürgerrechtler Liu Xiaobo, erlaubte weder ihm noch seinen Vertrauten die Teilnahme und presste zahlreichen Staaten den Boykott der Zeremonie ab. Das aktuelle Geschäft scheint davon unbeeinflusst geblieben zu sein. Zuvor hatten vorsichtige Beobachter Konsequenzen für die norwegisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen befürchtet.
China bohrt bei den Briten
Unabhängig von der Elkem-Übernahme durch Bluestar drängt China die Europäische Union (EU) zur Lockerung ihrer Beschränkungen für den Export von Hochtechnologie. Er hoffe dabei auf die Hilfe Großbritanniens, sagte Chinas Handelsrepräsentant Gao Hucheng bei einem Treffen des Chinesisch-Britischen Wirtschaftsrates in London. Er gehört der 50-köpfigen Delegation des stellvertretenden chinesischen Ministerpräsidenten an, der sich gegenwärtig in Großbritannien aufhält.
Die EU-Mitglieder haben nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung in China 1989 die Exporte von Hochtechnologie in das asiatische Land beschränkt und Waffenverkäufe ganz verboten. China bemüht sich nach vielen Jahren als Billigproduzent, mehr technologisch hochwertige Erzeugnisse herzustellen und damit die Wertschöpfung im eigenen Land zu erhöhen.
Faustpfand Seltene Erden
Der Westen fürchtet hingegen den Diebstahl von Wissen und verweist auf den unzureichenden Schutz geistigen Eigentums in China. Andererseits sind die westlichen Unternehmen auf den Import bestimmter Mineralien für viele Hochtechnologie-Produkte angewiesen, die fast ausschließlich aus China kommen. Die Ausfuhren dieser Seltenen Erden will China künftig reduzieren.
Auf der Reise Lis durch Deutschland, Spanien und Großbritannien haben chinesische Unternehmen Verträge im Wert von mehreren Milliarden Dollar abgeschlossen. Diese positive Entwicklung in den gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen will China nach Gaos Worten mit einem faireren und transparenterem Umfeld für Investoren fördern. Dabei werde China auch ein Schwergewicht auf den Schutz geistigen Eigentums legen. Damit sollten Direktinvestitionen in die Hochtechnologie-Industrie erleichtert werden.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts