Streiktag zwei Piloten und Lufthansa beäugen sich
03.04.2014, 17:13 Uhr
Am zweiten Tag des Ausstands herrschte an den großen Flughäfen teils entspannte Ruhe.
(Foto: REUTERS)
Sie wollen - können aber nicht: Europas größte Fluggesellschaft und ihr fliegendes Personal finden nicht zueinander. Beide Seiten bekunden ihren Willen zu einer Lösung im Tarifstreit - und warten auf den ersten Schritt. Bis dahin ruht der Flugverkehr weiter.
Auch am zweiten Tag des Pilotenstreiks bei der Lufthansa sind die Fronten zwischen beide Seiten verhärtet. Es gibt weiter keine Anzeichen für eine Annäherung. Allerdings äußerte die Gewerkschaft Cockpit die Erwartung, dass es nach Ende des Ausstands am Wochenende zu erneuten Gesprächen mit der Konzernspitze kommen werde.
"Ich hoffe, dass wir mit dem Streik so viel Druck gemacht haben, dass wir Gespräche entweder am Wochenende oder Anfang nächster Woche führen können", sagte Cockpit-Vorstand Markus Wahl. Damit hätte man Zeit, um sich mindestens zwei Wochen in Ruhe zu unterhalten. Die Lufthansa hofft nach Aussagen einer Sprecherin, dass bis Anfang Mai eine Einigung gefunden wird.
Man warte weiterhin auf ein neues Gesprächsangebot seitens der Lufthansa, sagte Wahl. Lufthansa erwartet hingegen einer Sprecherin zufolge Erläuterungen, wie die von der VC vorgeschlagene Deckelung der Kosten für die Übergangsrenten ausgestaltet werden könnte. Wahl sagte, bei den vorerst letzten Gesprächen am Sonntag habe Lufthansa den Kostendeckel noch als nicht verhandelbar zurückgewiesen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, könnten erneut Streiks folgen. Bis zum Ende der Osterferien werde es aber keine neuen Arbeitsniederlegungen geben, sagte Wahl.
Konzernchef will schnelle Einigung
Derweil sagte Noch-Lufthansa-Konzernchef Christoph Franz der "Bild", es wichtig, dass sich das Unternehmen so schnell wie möglich mit der Gewerkschaft einige. "Wir möchten uns im Sinne unserer Passagiere und im Sinne des Unternehmens so schnell wie möglich einigen. Der Ruf der Lufthansa darf unter diesem Tarifkonflikt nicht leiden", sagte er. Der Streik treffe Unternehmen und Passagiere "sehr hart". Nach Ende des Streiks solle der Betrieb am Samstag wieder weitgehend normal laufen.
Wegen des Ausstands fielen am zweiten Tag allein am Flughafen Frankfurt gut 700 Verbindungen aus, wie ein Sprecher des Airport-Betreibers Fraport sagte. Die Lufthansa hatte bereits vor Streikbeginn massiv Flügen abgesagt, damit Reisende aus Übersee nicht auf dem Airport stranden. Der Kurs zahlte sich nun aus: Im Transitbereich des Rhein-Main-Flughafens mussten nach Angaben der Fluglinie nur sechs Personen übernachten.
Callcenter nochmals verstärkt
Am zweiten Lufthansa-Drehkreuz in München sind nach Aussagen eines Sprechers einige Hundert Flüge ausgefallen. Insgesamt streicht die Lufthansa bis zum Wochenende 3800 Starts und Landungen. Betroffen sind 425.000 Fluggäste.
Unterdessen hat Europas größte Airline Lufthansa hat nach eigenen Angaben die Call-Center noch einmal verstärkt, nachdem an den Vortagen häufig kein Durchkommen war. Der Andrang habe im Vergleich zu Montag und Dienstag aber abgenommen, hieß es. Allein am Dienstag habe das Unternehmen mit 80.000 Passagieren am Telefon über Umbuchungen gesprochen. Bei den Fluggästen entschuldige man sich für die Unannehmlichkeiten.
Anlass des Streiks sind die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf im Durchschnitt mit knapp 59 Jahren ermöglichten. Außerdem fordern die Piloten ein Gehaltsplus von zehn Prozent.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/AFP