Katar mit den Büchern zufrieden Porsche macht Andeutungen
26.06.2009, 16:08 UhrDer Sportwagenbauer Porsche steht eigenen Angaben zufolge kurz vor Abschluss der Verhandlungen mit einem Investor aus dem Emirat Katar.
"Die Verhandlungen sind auf der Zielgeraden", sagte ein Porsche-Sprecher in Stuttgart. "Die Buchprüfung wurde positiv abgeschlossen." Weitere Angaben zum Verhandlungsstand wollte das Unternehmen nicht machen.
Das Emirat Katar hatte Interesse bekundet, bei dem hoch verschuldeten Autobauer einzusteigen. Zur Diskussion stehen eine Beteiligung an der börsennotierten Porsche SE, die die Mehrheit der Stimmrechte an Volkswagen (VW) hält, und eine Übernahme von Optionen auf VW-Stimmrechte, die Porsche noch in seinem Besitz hat.
Mit Blick auf die Zukunft von Porsche und Volkswagen würde das Land Niedersachsen einen direkten Einstieg des Emirats Katar bei VW begrüßen. Gespräche zwischen Niedersachsen und Katar hätten "ganz große Übereinstimmungen" deutlich gemacht, gaben mit dem Thema vertraute Personen gegenüber der Nachrichtenagentur dpa an.
Mehr Kapital und Liquidität würden außerdem helfen, den Wachstumskurs von VW zu beschleunigen. Niedersachsen ist nach Porsche zweitgrößter VW-Aktionär.
Kalte Schultern in Berlin
Der Stuttgarter Sportwagenbauer, der sich in einer finanziell angespannten Lage befindet, kann sich zumindest vorerst keine großen Hoffnungen auf einen staatlichen Milliardenkredit machen.
Nach dem negativen Votum der Staatsbank KfW gebe es im Moment keine Entscheidungsgrundlage für die Bundesregierung, stellte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums am Freitag fest. Von einem neuen Kreditantrag von Porsche bei der KfW sei ihm nichts bekannt.
Porsche will die Hoffungen auf ein Darlehen über 1,75 Mrd. Euro aber noch nicht aufgeben und setzt auf weitere Gespräche mit der KfW und der Regierung. Es seien für die kommende Woche weitere Gesprächstermine vereinbart, sagte ein Sprecher. Porsche wolle seinen Antrag nachbessern. Zu Details dieser Nachjustierungen wollte sich der Sprecher nicht äußern.
Der Antrag hatte Kritik hervorgerufen, da sich Porsche als gewöhnlich hochrentables Unternehmen mit der milliardenschweren Übernahme des deutlich größeren Wolfsburger Volkswagen-Konzerns verhoben hat und nun Finanzlücken stopfen muss. Porsche-Chef Wiedeking hat zudem in den vergangenen Jahren staatliche Hilfen und Subventionen stets abgelehnt.
Ein Gewerkschafter beugt sich
Unterdessen rückte IG-Metall-Chef Berthold Huber von seiner grundsätzlichen Kritik an einem Kredit der Förderbank KfW für Porsche ab. Huber, der im Aufsichtsrat von Porsche sitzt, bekräftigte am Rande einer Betriebsrätekonferenz in Oberhausen, "für spekulative Geschäfte sollte es von Staats wegen keine Überbrückungshilfen geben." Allerdings spreche er sich nicht gegen mögliche Kredite für die Aufrechterhaltung des Geschäfts aus. "Das ist etwas anders."
Huber hatte sich zuvor gegen Hilfen des Staates für Porsche ausgesprochen und sich damit den Zorn von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking zugezogen. Die Politik könne nicht alle Firmen schützen, die in Schwierigkeiten seien, hatte der Gewerkschaftschef erklärt. Wiedeking hatte Huber daraufhin ermahnt, solche Aussagen eines Aufsichtsrats könnten dem Stuttgarter Autobauer schaden und den Kreditantrag gefährden. Nach IG-Metall-Angaben drohte der Porsche-Chef Huber, ihn für den möglicherweise entstehenden Schaden haftbar zu machen.
Plötzlich fehlt das Geld
Porsche hat sich durch die Übernahme der Stimmrechtsmehrheit bei VW in eine verzwickte Lage manövriert. Den Schuldenberg von neun Milliarden Euro wollen die Stuttgarter mittels einer Kapitalspritze des Emirats Katar oder einer Kapitalerhöhung durch die Altaktionäre verringern. Notfalls muss Porsche auch zu beiden Maßnahmen greifen, da für den Schuldendienst hohe Summen fällig werden. Wegen der weltweiten Absatzkrise schrumpfen die Einnahmen bei Porsche.
Den bei der KfW beantragten Kredit benötigt der Autokonzern eigenen Angaben zufolge zur Finanzierung des laufenden Betriebs, also für die Bezahlung von Händlern, Lieferanten und für das Leasing-Geschäft. Bei den Geschäftsbanken bekomme Porsche derzeit keine weiteren Gelder mehr. Im Sommer werden einen Kredit von VW und ein Teil einer 2007 begebenen Anleihe fällig, in Summe 1,3 Mrd. Euro. Unklar ist bislang, welche Zahlungsverpflichtungen Porsche möglicherweise aus umfangreichen Optionsgeschäften mit VW-Stimmrechten noch entstehen könnten.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts