Wirtschaft

Piëchs Imperium nimmt Gestalt an Porsche unter dem VW-Dach

Die Ehe der Autobauer Volkswagen und Porsche ist besiegelt. Die bereits im Sommer grundsätzlich vereinbarten Fusionspläne erhalten den Segen der Aufsichtsräte beider Unternehmen. Damit kann VW nach jahrelangem Machtkampf den hoch verschuldeten Stuttgarter Sportwagenbauer als zehnte Marke integrieren.

Der Übernahmekampf ist beendet.

Der Übernahmekampf ist beendet.

(Foto: dpa)

Hinzu kommen Teile des insolventen Osnabrücker Autozulieferers Karmann, dem VW auf Wunsch seines Großaktionärs Niedersachsen Maschinen und Gebäude abkauft. Mit der Zustimmung der Kontrollgremien ist VW-Patriarch und Porsche-Miteigner Ferdinand Piëch seinem Ziel einen entscheidenden Schritt näher gekommen, ein Autoimperium von historischem Ausmaß zu schmieden.

Der 72-Jährige ist Enkel der Konstrukteurslegende Ferdinand Porsche, der die Autofirma Porsche einst gegründet und den legendären VW-Käfer als "Volksauto" entwickelt hatte. Nach Piëchs Vorstellungen soll unter dem VW-Dach ein Riesenkonzern entstehen, der vom sparsamen Kleinwagen über den Supersportwagen bis hin zu Schwerlastern alles im Angebot hat, was auf den Straßen rollt.

Piëch hatte sich schon vor längerer Zeit auf die Fahne geschrieben, VW neben dem Pkw-Geschäft auch bei Lastwagen in eine führende Rolle zu bringen. In einem ersten Schritt beteiligte er sich an dem schwedischen Lkw-Bauer Scania, der inzwischen als neunte Marke zu VW gehört. Es wird erwartet, dass Piech auch die Mehrheit an dem Lkw-Bauer MAN anstrebt, an dem VW bereits knapp 30 Prozent hält. Langfristig könnte der japanische Kleinwagenspezialist Suzuki als zwölfte Marke hinzukommen, auf den Piëchs ein Auge geworfen hat.

Auf dem Weg zur Weltspitze

VW will in den nächsten Jahren Weltmarktführer Toyota überholen und investiert auch in der Krise kräftig in neue Modelle, sparsame Antriebe und Werke. Der Aufsichtsratsrat beschloss, in den nächsten drei Jahren 13,3 Mrd. Euro für neue Fahrzeuge und Motoren auszugeben, weitere 6,6 Mrd. sollen in Presswerke, Lackierereien und Montageanlagen gesteckt werden. Der Konzern zieht gerade in den USA ein neues Werk hoch, in Indien und Russland wird die Produktion hochgefahren. Für den Ausbau der Fertigung in China hat VW erst kürzlich hohe Investitionen beschlossen.

Beharrlichkeit zahlt sich aus: Ferdinand Piëch hat sein Jahresziell erreicht.

Beharrlichkeit zahlt sich aus: Ferdinand Piëch hat sein Jahresziell erreicht.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Parallel zum Sturm an die Weltspitze muss das Management die komplexe Verschmelzung mit Porsche stemmen. Der Sportwagenbauer hatte sich mit der Übernahme von VW überhoben und mit komplexen Finanzgeschäften einen Schuldenberg aufgehäuft, der das Unternehmen zu erdrücken drohte. Um den Verlust ihres Vermögens zu verhindern, stimmten die Porsche-Eigner, die Familien Porsche und Piëchs, dem Zusammenschluss mit Volkswagen zu.

Riesiger Schuldenberg

Mit dem als ersten Schritt vereinbarten Teilverkauf der Porsche AG an VW kann der Stuttgarter Sportwagenbauer seine Schuldenlast deutlich reduzieren. Zuletzt stand die börsennotierte Porsche Holding, die bislang die Porsche AG und die 51-Prozent-Beteiligung an VW kontrolliert, mit mehr als zehn Mrd. Euro bei den Banken in der Kreide.

Im Zuge des VW-Einstiegs sollen Porsche noch in diesem Jahr 3,9 Mrd. Euro zufließen. Damit kann die Verschuldung auf zunächst 8,5 Mrd. Euro gesenkt werden. VW will sich auf einer Hauptversammlung am 3. Dezember von seinen Aktionären grünes Licht für die Ausgabe neuer Vorzugsaktien holen, um die Transaktion zu finanzieren.

Vorstand vergrößert

Bei der Vielzahl an Baustellen gerät der Vorstand an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Die Führungsetage wurde deshalb um zwei auf sieben Vorstandsmitglieder vergrößert. Der Aufsichtsrat berief den Vertriebschef der Marke VW-Pkw, Christian Klingler, in den Konzernvorstand. Der bisherige Vertriebschef Detlef Wittig, der nicht im Vorstand saß, steuert künftig internationale Beteiligungsprojekte.

Ebenfalls in den VW-Vorstand rückt Audi-Chef Rupert Stadler. Er nimmt damit die Position ein, die Vorstandschef Martin Winterkorn vor seinem Aufstieg an die Konzernspitze innehatte.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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