B2B-Handel mit Qualitätsjournalismus Post springt Journalisten bei
03.03.2011, 12:28 Uhr
Ein langer Weg führt von Posthorn bis zum Online-Handel: Das stilisierte Blasinstrument führt die Post im Logo.
(Foto: REUTERS)
Bislang kannte man die Deutsche Post als Dienstleister, der - unter anderem - journalistische Produkte zum Leser bringt. Jetzt will das Unternehmen auch an redaktionellen Leistungen verdienen: mit einem B2B-Marktplatz für Qualitätsjournalismus.
Auf der Computermesse CeBit hat die Deutsche Post eine Online-Börse für Journalistische Produkte vorgestellt: DieRedaktion.de. Dort will sie Journalisten, Verlage und Unternehmen zusammenbringen - und an Provisionen Geld verdienen. Mit an Bord sind der Deutsche Journalistenverband und der Springer-Verlag.
Angesichts des aktuellen Transformationsprozesses der Medien wolle die Post "die Marktbedingungen für Qualitätsjournalismus und Medienschaffenden in Deutschland verbessern", sagte Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes in Hannover.
Die Deutsche Post sei durch eine langjährig bewährte Partnerschaft mit den Medien verbunden und sehe sich zugleich als "Enabler für neue erfolgversprechende Geschäftsmodelle im Netz". Dafür stehe auch "die innovative und leistungsstarke Service-Plattform" DieRedaktion.de.
Mehrere Plattformen bereits im Netz
"Der Handel mit Beiträgen ist nicht neu", sagt Michael Hirschler, beim DJV für Freie Journalisten zuständig. "Newsboerse.de, Spredder.de, lulu.com, bod.de sind schon lange dabei, in unterschiedlichster Weise. Auch Bilder werden über Portale wie fotofinder.net, photopool.de oder djv-bildportal.de direkt an Auftraggeber verkauft."
Die Post versucht es nun dennoch mit einer eigenen Plattform und bringt als Zugabe nicht nur logistische Kompetenz und Kontakte ein, sondern auch eine Anschubfinanzierung, die im siebenstelligen Bereich liegen soll.
Honorare und Forderungsmanagement
Von der Finanzkraft des Konzerns sollen insbesondere die Autoren profitieren: die Post leistet ihnen bei Abschlüssen auf der Plattform Honorar-Vorauszahlungen und übernimmt auf Wunsch das gesamte Forderungsmanagement. Individualisierbare Lizenzmodule sollen überdies helfen, das geistige Eigentum zu sichern.
Auch Verlage und Corporate-Publishing-Dienstleister können via DieRedaktion.de Inhalte vermarkten und so zusätzliche Einnahmen generieren. In erster Linie sollen sie aber als Käufer und Auftraggeber auftreten.
Die Qualität der "Ware" will die Post dadurch sicherstellen, dass sich alle Autoren via PostIdent und Presseausweis als hauptberufliche Journalisten zu erkennen geben.
Ob der Marktplatz funktionieren wird, hängt natürlich davon ab, ob es gelingt, schnell eine "kritische Masse" von Anbietern und Käufern zu versammeln. Die Post hat angekündigt, die Einführung mit einer groß angelegten Kampagne in der Fachpresse zu begleiten und auch ihre Kontakte in die Waagschale zu werfen.
Offenlegung: Der Autor dieses Beitrags ist Mitglied des DJV-Fachausschusses Onlinejournalismus und war vor dem Online-Start ehrenamtlich Test-User von DieRedaktion.de
Quelle: ntv.de