Logistik statt Briefe Post wird unabhängiger
03.08.2010, 07:20 UhrDie Deutsche Post wird immer unabhängiger vom Briefgeschäft ihres Heimatmarktes. Vor allem dem Express- und Logistikgeschäft verdankt der Dax-Riese diese Entwicklung. Der weltweite Wirtschaftsaufschwung mischt auch noch mit. Die Ziele werden deshalb höher gesteckt.
Die Deutsche Post DHL profitiert von der globalen Konjunkturerholung. Neben einem Sparkurs und Umstrukturierungen führte die anhaltend positive Entwicklung zu einer kräftigen Steigerung des operativen Ergebnisses und des Umsatzes im ersten Halbjahr 2010. Die Konzernführung blickt deshalb optimistisch in die Zukunft und schließt eine Aufspaltung des Konzerns wie etwa beim Konkurrenten TNT geplant, zunächst aus. Zudem will das Dax-Unternehmen an seiner Dividendenpolitik festhalten.
Der Umsatz im zweiten Quartal stieg bei stark anziehenden DHL- Geschäften im Vergleich zum Vorjahresquartal um 15,6 Prozent von 11,5 Mrd. auf 12,8 Mrd. Euro, wie die Deutsche Post berichtete. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sonderposten verdoppelte sich von April bis Juni nahezu von 257 Mio. auf 503 Mio. Euro. Beim Überschuss gab es in diesem Zeitraum ein Plus von 22,7 Prozent - von 66 Mio. auf 81 Mio. Euro.
Unabhängigkeit steigt
Insbesondere die DHL-Bereiche mit dem Logistik- und Expressgeschäft hätten stark von der anhaltenden Belebung der Weltwirtschaft profitiert, sagte Post-Vorstandschef Frank Appel. Besonders dynamisch sei Asien, während sich das Geschäft in Europa verhaltener entwickle. Durch die erfolgreiche Expansion von DHL sei die Post unabhängiger vom angestammten Post- und Briefgeschäft in Deutschland geworden.
Nach dem bislang erfreulichen Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr hob das Unternehmen die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr an. Statt bislang 1,6 Mrd. bis 1,9 Mrd. Euro (Ebit vor Einmaleffekten) werden nun 1,9 Mrd. bis 2,1 Mrd. Euro angepeilt. Dies stimmte Anleger freudig: Die Post-Aktie legte an der Frankfurter Börse am Vormittag um rund 3 Prozent zu.
Keine Aufspaltung
Der Vorstand der Deutschen Post AG will den Logistikkonzern auch wegen der positiven Geschäftsentwicklung weiter nicht aufspalten. "Es gibt keinerlei Pläne für eine Teilung", sagte Vorstandsvorsitzender Appel. Es werde auch weiterhin an der Zwei-Säulen-Strategie und an den beiden Bereichen Brief und DHL festgehalten. Für beide Sparten sei Wachstum geplant.
Das niederländische Logistikunternehmen TNT hatte sich dagegen dem Druck seiner Investoren gebeugt und die Trennung der Geschäftsbereiche Brief und Express zugesagt. Die Töchter sollen nun in jeweils eigenständige Gesellschaften überführt werden. Die Investoren des Post-Mitbewerbers versprechen sich von diesem Schritt die Generierung eines Mehrwertes.
Auch Aktionäre der Deutschen Post hatten während der Hauptversammlung des Bonner DAX-Konzerns mit Blick auf eine Wertsteigerung eine Aufspaltung des Unternehmens gefordert. Der Vorstandsvorsitzende hatte dieses Ansinnen aber nicht unterstützt und darauf verwiesen, dass die Post von ihrer Zweisäulenstrategie profitiere.
Appel sagte nicht, ob die Deutsche Post an Teilen von TNT interessiert ist. "Bei Mergers & Akquisitions sagen wir wie immer nichts", sagte der Vorstandsvorsitzende. Er fügte aber hinzu, dass das Management den Markt sehr genau beobachte.
Dividendenpolitik unverändert
Die Post will ihre Ausschüttungspolitik nicht verändern. "Wir halten an unserer Dividendenpolitik fest", sagte Finanzvorstand Lawrence Rosen. Es sei auch weiterhin geplant, 40% bis 60% des Gewinns an die Aktionäre auszuschütten.
Rosen machte aber keine Angaben zur geplanten Höhe der Dividende für das laufende Jahr. Für 2009 hatte der Bonner Logistikkonzern 0,60 EUR je Aktie ausgeschüttet.
Anleger danken Kurs
Der Gewinnschub und der optimistischere Ausblick beflügelten dann auch den Aktienkurs der Post. Die Papiere verteuerten sich zeitweise um 3,5 Prozent. "Umsatz und operatives Ergebnis lagen über den Erwartungen", sagte ein Börsianer. "Im Tagesverlauf könnten aber Gewinnmitnahmen einsetzen, da die Konkurrenten FedEx und UPS bereits starke Zahlen vorgelegt und ihre Prognosen angehoben hatten." Post-Rivale TNT hatte dagegen am Vortag enttäuschende Quartalsergebnisse veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ/rts