Gut für die klamme Kasse RWE freut sich auf Rückzahlung
27.06.2013, 17:30 Uhr
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Nach dem Energieriesen Eon profitiert jetzt auch RWE von günstigeren langfristigen Gaslieferverträgen. Die russische Gazprom müsse Preise anpassen und Zahlungen zurückerstatten, urteilt ein Schiedsgericht.
Beim Energiekonzern RWE soll nach langem Preisstreit mit dem russischen Gaslieferanten Gazprom der Rubel rollen. Ein Schiedsgericht habe dem Versorger die Rückerstattung von Zahlungen seit Mai 2010 zugesprochen, teilte das Dax-Unternehmen mit. Zudem sei eine Klausel des Vertrags, die sich auf die Ölpreisbindung bezieht, umgestellt worden.
Zur Höhe der Rückzahlung äußerten sich die Essener nicht. Der Konzern prüfe aber die Auswirkungen auf seine Jahresprognose. Inwieweit auch die RWE-Kunden profitieren können, blieb offen. Das Unternehmen erklärte, an einer angekündigten Preiserhöhung für Haushaltskunden im Oktober festzuhalten.
Das Schiedsgericht in Wien war von beiden Parteien angerufen worden, nachdem sie sich nicht gütlich einigen konnten. Das Gericht habe dem Antrag auf Anpassung der Preiskonditionen in den langfristigen Lieferverträgen weitgehend stattgegeben, betonte RWE. Von Gazprom gab es zunächst keine Reaktion. Die Russen hatten zuvor mitgeteilt, dass europäische Firmen 2012 Rabatte von insgesamt umgerechnet 2,4 Milliarden Euro erhalten hätten. Im ersten Quartal 2013 liege der Wert bei gut 500 Millionen Euro. Auch wegen der Preisnachlässe erwarte Gazprom in diesem Jahr einen Rückgang des Nettogewinns um bis zu zehn Prozent.
Gaspreis nicht mehr eng an Ölpreis angelehnt
Der Essener Versorger musste nach eigenen Angaben in den langfristig vereinbarten Verträgen an Gazprom mehr für seinen Gasbezug bezahlen, als er von seinen eigenen Kunden erhielt. Die Preise waren an den hohen Ölpreis gebunden, so dass die wegen des Gasüberangebots gefallenen Spotmarktpreise ohne Auswirkungen blieben. Das wird RWE zufolge künftig anders werden.
Die hohen Bezugspreise haben RWE und Eon in den vergangenen Jahren erheblich belastet. Eon hatte 2012 eine Einigung mit Gazprom erzielt. Vorstandschef Johannes Teyssen hatte erklärt, der Konzern verbuche dadurch einen positiven Ergebniseffekt von rund einer Milliarde Euro. Eon ist im Gasgeschäft allerdings größer aufgestellt als RWE.
Anhebung der Jahresprognose?
RWE könnte die Geldspritze auf jeden Fall gut gebrauchen. Der Versorger kämpft mit den Folgen der Atomwende. Zudem drücken ihn Schulden in Höhe von über 33 Milliarden Euro. Die Kompensationszahlungen könnten Auswirkungen auf die Geschäftsprognose des Versorgers haben. RWE kündigte an, sich dazu in den kommenden Tagen zu äußern. Bislang rechnet der Energieriese 2013 mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von neun Milliarden Euro an. 2012 hatte der Konzern 9,3 Milliarden Euro eingefahren.
Seine eigene Preiserhöhung für rund 160.000 Kunden in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz will RWE nicht zurücknehmen. Die nun von Gazprom erwarteten Rückzahlungen stünden in Verbindung mit Verlusten aus den vergangenen Jahren. Hauptgrund für die aktuelle Preiserhöhung seien aber die gestiegenen Netzgebühren, erklärte RWE. Der Konzern hatte allerdings die Erhöhung auch mit gestiegenen Bezugskosten begründet.
Quelle: ntv.de, wne/rts