Rückzug vom Projekt auf Rügen RWE will keine LNG-Terminals länger betreiben
28.04.2023, 18:06 Uhr Artikel anhören
Unter anderem am LNG-Terminal in Wilhelmshaven ist RWE beteiligt.
(Foto: picture alliance / Jochen Tack)
Der Energieriese RWE hat im Auftrag des Bundes Flüssiggas-Terminals ans Netz gebracht. Doch der DAX-Konzern will die Einrichtungen nicht dauerhaft betreiben. Zugleich warnt das Unternehmen, dass die Energiekrise längst nicht ausgestanden sei.
Der Energieversorger will sich in überschaubarer Zeit aus dem Betrieb schwimmender Flüssiggas-(LNG) Terminals zurückziehen. Der größte deutsche Stromerzeuger wolle nicht dauerhaft LNG-Infrastruktur betreiben, sagte Konzernchef Markus Krebber laut veröffentlichtem Redetext für die Hauptversammlung am 4. Mai. "Wir tun dies im Auftrag der Bundesregierung und werden die schwimmenden LNG-Terminals absehbar an die entsprechenden staatlichen Gesellschaften übergeben." Auch wolle der Versorger seine Kohlekraftwerke aus der Sicherheitsreserve nicht länger als nötig betreiben.
Im Kampf gegen die Energiekrise habe RWE im vergangenen Jahr im Namen und im Auftrag der Bundesregierung zwei schwimmende LNG-Terminals gechartert, erklärte Krebber den Anlegern. Die Schiffe seien in Wilhelmshaven und in Brunsbüttel im Einsatz. In Brunsbüttel habe RWE sich auch um den landseitigen Anschluss des schwimmenden Terminals gekümmert.
"Der Spiegel" berichtete, dass sich RWE von einem umstrittenen LNG-Terminalprojekt auf Rügen zurückziehen wolle. Dies hätten Konzernvertreter kürzlich dem Bundeswirtschaftsministerium mitgeteilt. RWE sei in das Vorhaben nur als Dienstleister der Bundesregierung involviert und helfe dort, wo der Konzern es könne, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme von RWE. Auch dem Bundeswirtschaftsministerium sei die Haltung des Versorgers bekannt, dass dieser nicht dauerhaft LNG Infrastruktur betreiben wolle. Dies habe Krebber auch bereits auf der Bilanzpressekonferenz im März erklärt.
Eine Sprecherin des Ministeriums entgegnete auf die Frage, ob ein Ausstieg von RWE aus dem LNG-Projekt vor Rügen das Projekt gefährde: "Ich gehe davon aus, dass es sich um eine perspektivische Angelegenheit handelt. Es wird kein konkreter Zeitpunkt genannt." Es liefen Diskussionen zwischen dem Bund und der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern. Es sei entscheidend, dass dort jetzt zügig entschieden werde.
"Die Zeit drängt"
Beim Aktionärstreffen kommende Woche wird RWE-Chef Krebber laut dem Text weitere Anstrengungen gegen die Gefahren einer Energiekrise fordern. "Europa ist gut durch den Winter gekommen." Es habe geholfen, dass der Winter recht mild gewesen sei. "Die Krise ist jedoch noch nicht ausgestanden." Die notwendigen Investitionen in die Energieinfrastruktur müssten mit unverändertem Nachdruck vorangetrieben werden. "Dazu gehört auch der kurzfristige Auf- und Ausbau von weiteren Kapazitäten zum Gasimport." Europa brauche hier Reserven.
Der Konzern stehe für den Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke in den Startlöchern, erklärte Krebber weiter. Bis zum Ende des Jahrzehnts will RWE hier rund drei Gigawatt Kapazität errichten, insbesondere an Standorten seiner Kohlekraftwerke. Es müsse jedoch zunächst Klarheit über ein künftiges Wasserstoffnetz sowie über den Vergütungsrahmen geben. Die Bundesregierung habe baldige Entscheidungen angekündigt. "Das ist gut, aber auch notwendig." Die Genehmigung und der Bau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken werde einige Jahre dauern. "Daher drängt die Zeit."
Quelle: ntv.de, jwu/rts