Wirtschaft

Deutsche Bank verschmähte Lehman Retter vergeblich gesucht

Kurz vor ihrem Zusammenbruch im September 2008 sucht die Investmentbank Lehman Brothers verzweifelt einen Weg aus der Krise. Doch mehr als 30 Kreditinstitute und Finanzinvestoren winken ab.

Mitte September 2008 erfahren Lehman-Mitarbeiter, dass die Investmentbank zusammenbricht.

Mitte September 2008 erfahren Lehman-Mitarbeiter, dass die Investmentbank zusammenbricht.

(Foto: REUTERS)

Kurz vor ihrer schicksalhaften Pleite hat sich die US-Investmentbank Lehman Brothers hilfesuchend an die Deutsche Bank gewandt. Die Frankfurter zeigten den New Yorkern allerdings die kalte Schulter. Die Deutsche Bank sei nicht einmal bereit gewesen, über eine mögliche Transaktion zu reden, heißt es im 2200 Seiten starken Untersuchungsbericht zur Lehman-Insolvenz. Am 15. September 2008 brach das US-Institut schließlich zusammen und löste damit eine Schockwelle an den internationalen Finanzmärkten aus.

Die Deutsche Bank steht auf einer langen Liste von Kreditinstituten und Finanzinvestoren, bei denen Lehman Brothers in den Monaten vor der Pleite angeklopft hatte. Die US-Investmentbank wollte dabei eine rettende Fusion, eine Übernahme oder zumindest eine Beteiligung ausloten. Das erschien aber allen Angesprochenen zu riskant.

Alles in allem war die US-Investmentbank laut Untersuchungsbericht auf mehr als 30 mögliche Partner und Geldgeber aus aller Welt zugegangen. Auch mit dem direkten Rivalen Morgan Stanley hatte Lehman-Chef Richard Fuld Kontakt aufgenommen. Einige der Angesprochenen wie die japanische Nomura oder die britische Barclays Bank bedienten sich später aus der Insolvenzmasse.

Die Hektik bei der Suche nach einem Partner resultierte aus dem Beinahe-Kollaps des kleineren Konkurrenten Bear Stearns, der im März 2008 von der US-Großbank JP Morgan aufgefangen wurde. Die Bank of America übernahm fast zeitgleich mit der Lehman-Pleite die Investmentbank Merrill Lynch - und verhob sich an ihr. Der Staat musste mit Steuergeldern einspringen.

Lage verschleiert

Lehman Brothers hatte sich wie viele andere Finanzunternehmen mit kompliziert konstruierten Hypothekenpapieren verspekuliert. Schon Monate vor dem Zusammenbruch stand die Investmentbank auf wackeligen Beinen. Mit Bilanztricks kaschierte sie das Ausmaß ihrer Verschuldung schon Jahre vor der Pleite, heißt es in dem Untersuchungsbericht. Die Führung der Bank habe "strafbare Bilanzmanipulationen" begangen, so der von einem Gericht bestellte Gutachter Anton Valukas. Sie habe ihre Probleme gezielt vor Investoren und Regulatoren verborgen. Bereits im Jahr 2001 habe Lehman Brothers erstmals zu den Buchhaltungs-Tricks gegriffen, die konzernintern als "Repo 105" bekannt wurden. Repo-Geschäfte an sich sind in der Finanzwelt gang und gäbe. Dabei borgt eine Bank einer anderen kurzzeitig Geld und bekommt dafür im Gegenzug Vermögenswerte überlassen. Lehman Brothers ließ bestimmte Repo-Transaktionen allerdings in den Büchern wie dauerhafte Verkäufe aussehen.

Die Pleite von Lehman hatte die Finanzkrise massiv beschleunigt und zu großen Turbulenzen auf den Finanzmärkten geführt. In der Folge gingen mehrere kleinere Finanzinstitute pleite, zahlreiche Anleger auch in Deutschland verloren ihr Geld. Viele Staaten mussten der Finanzwirtschaft mit Milliardenhilfen unter die Arme greifen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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