"Starkes Licht am Ende des Tunnels" SAP-Chef trommelt
17.11.2009, 16:22 UhrSAP-Chef Leo Apotheker will Europas größten Softwarehersteller gestärkt aus der Krise führen und blickt nach schweren Monaten optimistisch in die Zukunft. Das Dax-Unternehmen stehe vor einer "großen Wachstumswelle", sagte der Manager. "In den nächsten zehn Jahren sehe ich für die SAP viel Gutes kommen."
Apotheker warnte aber vor vorschneller Euphorie. "Die Wirtschaftskrise ist noch nicht vorbei." Er sei sich nicht sicher, ob man schon von einem Aufschwung sprechen könne. "Ich glaube aber, das Schlimmste ist hinter uns."
Der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware baut derzeit sein Geschäftsmodell um und reagiert damit auf den immer schneller werdenden Wandel in der Informationstechnologie. Ziel sei es, den Umgang mit SAP-Produkten einfacher und schneller zu machen, sagte Apotheker. Außerdem sollen die Kunden künftig individueller entscheiden können, wie sie ihre Software beziehen - ob sie zum Beispiel Lizenzen kaufen oder die Software lieber mieten.
Auch künftig setzen die Walldorfer auf Zukäufe. Dabei komme durchaus auch eine größere Akquisition infrage, sagte Apotheker. Nähere Angaben dazu machte er aber nicht. Wichtig sei, dass die Unternehmen zu SAP passten und ein Mehrwert entstehe. Immer wieder aufkommenden Spekulationen, der Computerkonzern IBM könnte SAP kaufen, wies Apotheker dagegen zurück.
Als Beispiele für Innovationen für künftiges Wachstum nannte Apotheker neue Hauptspeicherdatenbanken in Zusammenarbeit mit dem Chiphersteller Intel. Diese böten eine größere Speicherkapazität und ermöglichten einen 10.000 Mal schnelleren Zugriff als bisher übliche Datenbanken. Damit könnten zum Beispiel Arbeitsprozesse in den Unternehmen deutlich schneller analysiert werden. Ein erstes Produkt zur Datenanalyse ist bereits verfügbar. Mit den Hauptspeicherdatenbanken könnten künftig voraussichtlich traditionelle Datenbanken ersetzt werden. Solche bietet zum Beispiel der US-Konzern Oracle an, der als Hauptkonkurrent von SAP gilt.
"Business by Design" funktioniert
Positive Impulse erhofft sich der Manager zudem von der für Mitte 2010 geplanten Einführung der neuen Mittelstandssoftware. Die Probleme bei der immer wieder verschobenen Software "Business by Design" seien gelöst. Es sei daran gearbeitet worden, die Software auch für kleinere Unternehmen profitabel anbieten zu können. "Wir sehen starkes Licht am Ende des Tunnels", sagte Apotheker. Den genauen Zeitplan für die Einführung will SAP Anfang kommenden Jahres bekanntgeben.
Die geplante Erhöhung der Wartungskosten für mehrere tausend Unternehmen verteidigte Apotheker trotz heftiger Kritik von Kundenseite. Die Servicepauschale sei zehn Jahre lang stabil gehalten worden, sagte der SAP-Chef. "Inzwischen ist der Kostendruck zu hoch geworden."
Apotheker hatte den schwer von der Krise getroffen Softwarekonzern mit einem strikten Sparprogramm in den vergangenen Monaten wieder auf Kurs gebracht. Mehr als 3700 Stellen wurden gestrichen. Derzeit hat SAP weltweit 47 800 Arbeitsplätze. Apotheker betonte, es gebe keine Pläne, weitere Jobs abzubauen.
Quelle: ntv.de, wne/dpa