Gefühlsregungen nach Datenklau SAP entschuldigt sich bei Oracle
15.11.2010, 22:00 UhrEs geht nicht um Datendiebstahl, auch nicht um Industriespionage. Es geht auch momentan nicht um den Gerichtsprozess der Softwareriesen SAP und Oracle und die damit verbundenen Millionen- oder gar Milliardenstrafzahlungen. Aktuell dreht sich einzig und allein alles um eine Entschuldigung - um vier Worte.

"Es tut mir leid", sagte SAP-Co-Chef Bill McDermott im Gerichtssaal im kalifornischen Oakland nahe San Francisco.
(Foto: REUTERS)
"Es tut mir leid." Mit diesen Worten entschuldigt sich der SAP-Co-Vorstandschef Bill McDermott vor Gericht beim US-Rivalen Oracle für das unlautere Herunterladen von Daten. Vorangegangen war im Gerichtssaal im kalifornischen Oakland nahe San Francisco ein Schlagabtausch mit Oracle-Anwalt David Boies, der McDermott fragte, ob sich SAP jemals für seinen Datenklau entschuldigt habe. Nachdem der Walldorfer das verneinte, erkundigte sich Boies, ob er dies nun nicht vor Gericht tun wolle.
McDermott war der erste Zeuge der SAP-Anwälte, die zwei Wochen nach Beginn des Mammutprozesses am Montag die Regie in dem Verfahren übernommen hatten. Der erst im Frühjahr dieses Jahres an die SAP-Spitze beförderte Manager war früher Chef der US-Tochter SAP America. Dazu zählte auch die kleine Software-Wartungsfirma TomorrowNow, die umfangreich Software-Codes von Oracle-Rechnern herunterlud und den Walldorfern 2007 eine Klage des US-Wettbewerbers einbrachte.
Mio. statt Mrd.
In dem auf knapp fünf Wochen angesetzten Prozess war bisher Oracle am Zug, Beweise für den Diebstahl von Software-Codes durch SAP zu liefern. Oracle-Chef Larry Ellison hatte den dadurch entstandenen Vermögensschaden vergangene Woche auf 4 Mrd. Dollar geschätzt. SAP hat den Datenklau durch die inzwischen liquidierte Tochter TomorrowNow zugegeben und will für den direkt oder mittelbar verursachten Schaden finanziell geradestehen. Für angemessen hält der SAP-Vorstand um McDermott aber bislang lediglich einige Dutzend Mio. Dollar.
Ein Urteil in dem Zivilprozess wird voraussichtlich zum Monatsende gefällt. Das letzte Wort könnte in dem Fall damit aber noch nicht gesprochen sein, da auch die Strafverfolgungsbehörden in den USA den Datendiebstahl noch unter die Lupe nehmen könnten.
Quelle: ntv.de, rts