Online-Ableger ab Sommer Sberbank umgarnt deutsche Sparer
12.06.2014, 17:02 Uhr
Die Sberbank will in Deutschland mit einem eigenen Online-Ableger auf Kundenfang gehen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Daheim leiden die Geschäfte der russischen Sberbank unter der Ukraine-Krise und dem schwachen Rubel. Nicht nur deshalb richten sich die Blicke auf das Auslandsgeschäft. Dabei rückt nun auch Deutschland in den Fokus. Die Behörden geben grünes Licht.
Für den ohnehin schon hart umkämpften deutschen Markt bringt sich mit der russischen Sberbank ein weiterer Akteuer in Stellung. Bereits im Sommer will das größte Finanzinstitut Russlands eine neue Onlinebank unter der Marke Sberbank Direct gründen und anderen Banken damit Kunden abjagen. Das dafür nötige grüne Licht der deutschen Aufsichtsbehörde BaFin habe das Geldhaus bereits in der Tasche, sagte Sberbank-Europachef Mark Arnold. "Deutschland ist ein großer Markt, es gibt viel Bewegung."
Die Sberbank ist hier bereits über die vor einigen Jahren übernommene Tochter DenizBank vertreten, die ebenfalls im Onlinebank-Geschäft aktiv ist. Auch der russische Rivale VTB ist über seine österreichische Tochter bereits als Direktbank in Deutschland engagiert.
Privatkunden im Visier
Die Pläne der Sberbank sind eine Kampfansage an etablierte deutsche Institute. Noch stehe zwar nicht fest, welche Konditionen die russische Bank ihren künftigen Kunden anbieten werde. "Wenn wir starten, werden wir selbstverständlich wettbewerbsfähig sein. Es liegt in der Natur unseres Geschäftsmodels, dass wir wahrscheinlich einen besseren Preis anbieten werden als Banken mit einem Filialnetz", sagte Arnold. Viele ausländische Banken drängen seit Jahren mit Tages- oder Festgeldangeboten auf den deutschen Markt, um dort das Geld deutscher Privatanleger einzusammeln.
In Deutschland will die Sberbank ausschließlich Produkte für Privatkunden anbieten, während sich das Institut in anderen Ländern wie Österreich auf Geschäftskunden konzentriert. Derzeit ist es in neun zentral- und osteuropäischen Ländern vertreten. Die Sberbank hatte vor zwei Jahren Teile des Osteuropa-Geschäfts des österreichischen Volksbanken-Spitzeninstituts ÖVAG übernommen.
Marktanteil soll verdoppelt werden
Weitere Zukäufe seien in den kommenden eineinhalb bis zwei Jahren nicht geplant, sagte Arnold. "Ich denke, es gibt ein hohes Potenzial, aus eigener Kraft zu wachsen in Märkten wie der Slowakei und Tschechien - mit Blick darauf, dass sich andere Banken zurückziehen."
Derzeit sei die Sberbank noch mit dem Umbau des übernommenen ÖVAG-Geschäfts in Osteuropa beschäftigt. "Zu schnelles Wachstum kann zu Problemen führen. Wir sind vorsichtig. Aber es wird Gelegenheiten geben, in andere Märkte vorzudringen", sagte der Manager weiter. Vorrangiges Ziel sei es, den Marktanteil in den kommenden zwei bis drei Jahren zu verdoppeln. "Größe ist wichtig, wenn man langfristig Erfolg haben will."
Das Institut ist mehrheitlich in Besitz der russischen Zentralbank, rund 44 Prozent der Anteile halten ausländische Fonds. Im ersten Quartal sank der Gewinn wegen des Ukraine-Konflikts um 18 Prozent auf rund 1,6 Milliarden Euro. Für faule Kredite stellte sie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als doppelt so viel zurück. Neben der Ukraine-Krise macht dem staatlichen Institut auch der Rubel-Verfall und die drohende Rezession in Russland zu schaffen. Die Entwicklung der Sberbank gilt als Indikator für den Zustand der russischen Wirtschaft, deren rasantes Wachstum inzwischen fast zum Stillstand gekommen ist. In diesem Jahr wird nur noch ein Plus von 0,5 Prozent erwartet.
In Sberbank hatte vor Jahren für Schlagzeilen gesorgt, als sie zusammen mit dem austro-kanadischen Autozulieferer Magna den Autohersteller Opel kaufen wollte. Schließlich entschloss sich die Opel-Mutter general-Motors jedoch, ihre Europasparte zu behalten.
Quelle: ntv.de, jwu/rts