Wirtschaft

"Wollen keine Schuldenhilfe" Spanien kämpft um Vertrauen

Die spanische Regierung räumt zwar ein, zunehmend Probleme mit dem Auftreiben von Geld zu haben. Dennoch hat sie nicht vor, auf den Euro-Rettungsschirm zurückzugreifen. Spanien kämpft derzeit um eine Konsolidierung seiner Bankenbranche. In dieser Woche soll wieder frisches Geld aufgenommen werden.

Spanien ist finanziell verwundet.

Spanien ist finanziell verwundet.

(Foto: dpa)

Wenige Tage vor dem EU-Gipfel haben Spekulationen über einen baldigen Hilferuf Spaniens in der Schuldenkrise das Land weiter in Bedrängnis gebracht. Die sozialistische Regierung in Madrid räumte ein, dass Banken der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone zunehmend Schwierigkeiten haben, von internationalen Partnern Geld geliehen zu bekommen. Dennoch bekräftigte sie, dass sie nicht auf den Euro-Rettungsschirm zurückgreifen wolle.

Auch die EU-Kommission erhielt demnach bisher keine entsprechenden Signale. "Es gibt keine Bitte und es gibt keinen Plan, irgendeine Finanzhilfe einem Staat zu geben", sagte der Sprecher von EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte unter Berufung auf Berliner Regierungskreise berichtet, die EU bereite sich auf eine Rettungsaktion für Spanien vor. Die Lage habe sich offenbar so verschärft, dass die Staaten nicht bis zum EU-Gipfel am Donnerstag warten wollten.

Bei einer Telefonkonferenz der G7-Finanzminister war Spanien kein Thema. Die Minister hätten sich mit den Vorbereitungen des G20-Gipfels im kanadischen Toronto beschäftigt, sagte der Sprecher von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Die europäische Schuldenkrise ist allerdings eines der großen Themen bei dem bevorstehenden Treffen der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer.

Gekappter Zugang zum Interbankenmarkt

Bei ihrem EU-Gipfel wollen die Staats- und Regierungschefs Maßnahmen für eine engere wirtschaftspolitische Abstimmung und mehr Haushaltsdisziplin vereinbaren. Damit sollen die Finanzmärkte überzeugt werden, dass die Staaten die Schuldenkrise im Zaum halten können. Der ständige EU-Ratspräsident Herman van Rompuy bekräftigte die Bereitschaft der europäischen Staats- und Regierungschefs zu einschneidenden Reformen: "Sie sind bereit, riesige Risiken auf sich zu nehmen, weil sie wissen, was für die Euro-Zone auf dem Spiel steht", sagte er der "Financial Times".

Eines der größten Sorgenkinder im Euro-Raum ist derzeit Spanien. Das Land will seine Bankenbranche konsolidieren. Insbesondere viele regionale Institute und Sparkassen haben hohen Abschreibungsbedarf durch überhöhte Immobilienbestände in ihren Büchern. Die Regierung räumt inzwischen offen ein, dass der nahezu gekappte Zugang für einheimische Geldinstitute zum Interbankenmarkt dem Land zu schaffen macht. "Das ist definitiv ein Problem", sagte Finanz-Staatssekretär Carlos Ocana.

Spanien nimmt frisches Geld auf

Die Bundesregierung mahnte mit Blick auf die spanischen Probleme zur Besonnenheit. Die Bedingungen für die Mobilisierung des Rettungsschirms seien Zahlungsschwierigkeiten eines Euro-Landes und die Gefährdung der Gemeinschaftswährung insgesamt, sagte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums: "Derzeit liegen die Voraussetzungen dafür erkennbar nicht vor." Spanien sei vergangene Woche erfolgreich an den Kapitalmarkt gegangen. Daher sehe die Bundesregierung auch keinen Handlungsbedarf.

Spanien will auch diese Woche wieder frisches Geld am Markt aufnehmen: Insgesamt sollen Anleihen und Geldmarktpapiere im Volumen von 9,5 Milliarden Euro ausgegeben werden. Dabei hat sich die Refinanzierung zuletzt verteuert, nachdem die Ratingagentur Fitch den Daumen über das Land senkte. Die Renditeaufschläge für zehnjährige spanische Anleihen gegenüber vergleichbaren deutschen Papieren stiegen zeitweilig auf zwei Prozentpunkte.

Quelle: ntv.de, wne/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen