Produktion sinkt, Preise steigen Stahlbranche kämpft mit Krise
15.06.2012, 13:50 Uhr
Die Stahlkonjunktur kühlt sich merklich ab. Die Nachfrage sinkt.
(Foto: REUTERS)
Die Stahlbranche gilt als konjunktureller Frühindikator - und sie macht Sorgen: Seit über einem halben Jahr kämpfen die Unternehmen mit einer sinkenden Nachfrage. Mittlerweile fahren auch deutsche Konzerne - trotz anhaltender Order aus Automobilindustrie und Maschinenbau - ihre Produktion zurück. In anderen Ländern ist die Lage bereits drastisch.
Deutschlands Stahlindustrie drosselt wegen der schwachen Nachfrage die Produktion. Im Mai sei der Ausstoß im Vergleich zum Vorjahresmonat um zehn Prozent auf 3,7 Millionen Tonnen gefallen, teilte die Wirtschaftsvereinigung Stahl, zu der auch Branchengrößen wie ThyssenKrupp und Salzgitter gehören, mit. In den ersten fünf Monaten habe das Minus sechs Prozent betragen.
Die Kunden hätten zuletzt kaum noch ihre Lager aufgefüllt. Die Nachfrage werde zudem von den Konjunktursorgen belastet, die durch die Euro-Staatsschuldenkrise weiter angefacht wurden. Die Unternehmen versuchen dennoch zum Juli höhere Preise durchzusetzen.
Einbruch in Spanien
Die Stahlbranche um Weltmarktführer ArcelorMittal kämpft seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres mit einer eingetrübten Nachfrage. Kunden hatten wegen der unsicheren Konjunkturentwicklung weniger bestellt und auf ihre Lager zurückgegriffen. In den schuldengeplagten Staaten Südeuropas ist die Nachfrage teilweise regelrecht eingebrochen.
In Spanien liege der Stahlverbrauch um mehr als 50 Prozent unter dem Vorkrisenniveau, hatte etwa der Chef des Duisburger Stahlhändlers Klöckner & Co, Gisbert Rühl, kürzlich berichtet. In Deutschland sei die Nachfrage durch Kunden wie die Autoindustrie und den Maschinenbau deutlich besser, sagen Branchenvertreter.
Konzerne wollen Preise erhöhen
Die Preise waren allerdings in den vergangen Monaten unter Druck geraten. "Wir wollen und müssen die Preise erhöhen", sagte ein Sprecher des Salzgitter-Konzerns. "Die gegenwärtigen Preise sind nicht auskömmlich." Inwieweit Preiserhöhungen bei den Kunden durchgesetzt werden könnten, sei offen. Auch ThyssenKrupp strebt eine Preiserhöhung zum Juli an, wie aus Kreisen des Unternehmens zu hören war. Der Konzern selbst wollte sich zu seiner Preispolitik nicht äußern.
Die europäischen Stahlkocher haben mehrere Öfen heruntergefahren. ThyssenKrupp will den Anfang des Jahres zur technischen Überholung stillgelegten Hochofen 9 in Duisburg - einer von vier an dem Standort - in diesem Jahr nicht wieder anfahren. Salzgitter plant nach eigenen Angaben über die üblichen Wartungsarbeiten hinaus keine Stillstände. Der Konzern setze darauf auch, dass sich die Lage im dritten Quartal entspanne.
Stahlaktien gehörten am Freitag zu den Gewinnern. Die Papiere von ThyssenKrupp legten um zeitweise fast vier Prozent zu. Die Salzgitter-Aktie gewann 2,5 Prozent, während sich die Scheine von ArcelorMittal um fast fünf Prozent verteuerten.
Quelle: ntv.de, rts