AT&T-Entschädigung nicht sicher Telekom bangt um Milliarden
05.09.2011, 16:28 UhrDer T-Mobile-Deal mit AT&T ist für die Deutsche Telekom in Gefahr. Die Bonner können sich nun sogar der Entschädigung von sechs Milliarden Dollar im Falle des Nichtzustandekommens des Verkaufs nicht sicher sein. So sei der Deal daran gebunden, dass der Wert von T-Mobile USA infolge von Kartellauflagen bis zum Abschluss nicht unter eine gewisse Schwelle falle.
Der Verkauf ihres US-Geschäfts wird für die Telekom immer mehr zur Nervenprobe. Nach dem Einspruch der Regierung in Washington gegen den 39 Milliarden Dollar schweren Deal muss der Bonner Konzern nun auch noch um eine sechs Milliarden Dollar schwere Entschädigungszahlung von AT&T bangen. Die hatte das US-Unternehmen der Telekom zugesagte, falls die Übernahme doch nicht zustande kommt. Nach Aussagen eines Insiders enthält der Vertrag allerdings Klauseln, denen zufolge AT&T sich die Zahlung unter bestimmten Bedingungen sparen könnte.
"Es gibt eine Reihe von bestimmten Optionen, unter den der Vertrag nicht zustande kommt", so der Insider. So müsse die Übernahme innerhalb einer festgelegten Zeit über die Bühne gehen. "Der Zeitrahmen ist sehr großzügig angelegt." Ursprünglich wollten AT&T und die Telekom den Deal in der ersten Hälfte 2012 unter Dach und Fach bringen. Auch wenn es deutlich längere dauere, sei der Verkauf nicht in Gefahr.
Zudem sei der Deal daran gebunden, dass der Wert von T-Mobile USA infolge von Kartellauflagen bis zum Abschluss nicht unter eine gewisse Schwelle falle, sagte die Person. Einem Bericht der "New York Times" könne AT&T laut Vertrag ohne Milliarden-Zahlung an die Telekom aus dem Deal aussteigen, falls die Kosten der Auflagen über 7,8 Milliarden Dollar lägen. Die Telekom wollte sich zu dem Thema nicht äußern.
Auch wenn der Deal zustande komme, muss AT&T möglicherweise nicht den vollen Kaufpreis auf den Tisch legen, erläuterte der Insider. Möglich wäre, dass T-Mobile USA am Ende des Kartellverfahrens einige seiner Funkfrequenzen abgeben müsse und deshalb weniger wert wäre als beim Vertragsabschluss im März. "Beim Closing des Deals wird man sich den Unternehmenswert nochmal ganz genau anschauen", sagte er.
AT&T will die Telekom-Tochter vor allem wegen der Frequenzen kaufen und mit ihnen das eigene Netz für die rapide steigende Internetnutzung über Handys aufrüsten. Die Frequenzen sind in den USA besonders begehrt, da in absehbarer Zeit keine neuen Bereiche auf den Markt kommen. In Deutschland drängt das Problem nicht so sehr, nachdem die Bundesnetzagentur vor einem Jahr ungenutzte Frequenzen versteigert hat.
Plan B im Gespräch
In der Vorwoche hatte die Regierung von US-Präsident Barack Obama die im März präsentierte Mega-Übernahme mit ihrem Einspruch ins Wanken gebracht. Die Administration befürchtet, dass eine Fusion der Nummern zwei und vier auf dem US-Mobilfunkmarkt zu weniger Wettbewerb führen könnte. AT&T und die Telekom kündigten umgehend an, den Streit vor Gericht auszufechten.
Gleichzeitig verfolgt das amerikanische Unternehmen noch einen Plan B und will mit dem Justizministerium, das den Fall zusammen mit der US-Regulierungsbehörde FCC genehmigen muss, verhandeln. Beobachtern zufolge könnte AT&T zu weitgehenden Zugeständnissen bereit sein. Eine Person, die einem der beiden Unternehmen nahesteht, erklärte in der Vorwoche, AT&T und die Telekom könnten gezwungen sein, bis zu 25 Prozent von T-Mobile USA zu verkaufen, um die Fusion zu retten.
Quelle: ntv.de, rts