Wirtschaft

"Gewaltige Spekulationsblase" ThyssenKrupp-Chef warnt

ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz befürchtet eine gewaltige Spekulationsblase an den internationalen Rohstoffmärkten. Diese könne in ihren "Dimensionen sogar noch größer werden als das Immobilienproblem in den USA vor zwei Jahren", sagte Schulz. Er will den Kampf gegen Zocker aufnehmen, braucht dafür aber hochrangige Hilfe.

In Sorge: ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz

In Sorge: ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz

(Foto: dpa)

"Wenn wir nicht bereit sind, den Rohstoffspekulanten entschlossen entgegenzutreten, werden sie zu einer ernsthaften Bedrohung für die gesamte Stahlbranche und die Weltwirtschaft", sagte der Manager gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Im Kampf gegen die Zocker hat ThyssenKrupp neben dem Bundeskartellamt, der Europäischen Kommission auch die Bundesregierung um Hilfe gebeten, die das Thema auf dem nächsten G20-Gipfel in Toronto Ende Juni ansprechen will. Schulz fordert den Handel mit Derivaten, wie er von Fonds und Banken betrieben wird, dringend zu regulieren.

Erzriesen schrauben Preise hoch

Hintergrund für die Sorge des Stahlmanagers sind die sprunghaft gestiegenen Preise für Eisenerz auf dem Weltmarkt, die sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt haben. Die führenden Eisenerzlieferanten Vale aus Brasilien sowie BHP Billiton und Rio Tinto aus Australien fordern teilweise Preissteigerungen von über 100 Prozent. Die drei Konzerne, die rund 70 Prozent des Weltmarktes für Eisenerz kontrollieren, wollen neben einer drastischen Preiserhöhung zudem die Laufzeit der Verträge auf drei Monate von bislang einem Jahr verkürzen. Damit könnten sie die Abschlüsse vierteljährlich an die zuletzt deutlich gestiegenen Spotmarkt-Preise angleichen. Hauptlieferant von ThyssenKrupp ist Vale.

ThyssenKrupp hat dem Magazinbericht zufolge konkrete Hinweise darauf, dass große Investmentbanken angesichts dieser Entwicklung den Einstieg in den Eisenerzmarkt vorbereiten. "Sie sind derzeit in unseren Märkten unterwegs, heuern Rohstoffspezialisten an, kaufen Handelshäuser und mieten Lagerflächen in großen Häfen, um Erze zu Spekulationszwecken zwischenzulagern", sagt Schulz. Bei den geplanten Geschäften gehe es um "reine Wetten auf bestimmte Preisentwicklungen, um Gewinne aus Käufen und Verkäufen ohne realwirtschaftlichen Hintergrund". Das schade der gesamten Weltwirtschaft.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts

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