Nein zur Übernahmeofferte Tognum-Spitze pokert
15.04.2011, 16:17 UhrIm Ringen mit Daimler und Rolls-Royce um den Übernahmepreis kommt die Führung des Motorenbauers Tognum aus der Deckung. Sie hält den gebotenen Preis von 24 Euro je Aktie für zu niedrig. Einen Preis nennt der Tognum-Vorstand allerdings nicht.
Der Motorenbauer Tognum kämpft um eine Aufstockung der gut drei Milliarden Euro schweren Übernahmeofferte von Daimler und Rolls-Royce. Das Unternehmen aus Friedrichshafen bezeichnete den gebotenen Preis von 24 Euro je Aktie als nicht angemessen und empfahl seinen Aktionären, die Offerte abzulehnen.
Viele Börsianer spekulieren nun, dass der Stuttgarter Autokonzern und der britische Triebwerkshersteller ihr Angebot aufstocken. Zuletzt hatten bereits zahlreiche Tognum-Eigner einen Aufschlag gefordert, unter anderem die Großaktionäre ING, First Eagle, Delta Lloyd, Deka und der New Yorker Investor Guy Wyser-Pratte.
Die Spitze von Tognum bekräftigte, dass sie eine Übernahme strategisch weiter für sinnvoll hält. "Mit einem erfolgreichen Übernahmeangebot würde die weltweite Technologieführerschaft für Antriebssysteme und dezentrale Energieerzeugungssysteme weiter gestärkt." Vor allem in Schwellenländern will Tognum mit den beiden finanzstarken Eignern im Rücken stärker expandieren.
Die Tognum-Spitze berief sich nach der Ablehnung des Angebots auch auf Gutachten der Deutschen Bank und Lazard, die die Angemessenheit der Offerte prüfen sollten. In den Gutachten wurde der faire Wert Finanzkreisen auf mindestens 25 bis knapp unter 30 Euro geschätzt. Der Tognum-Vorstand nannte keinen Preis, den er für angemessen hält. Zudem erklärte er, jeder Aktionär müsse seine eigene Entscheidung treffen, "ob und für wie viele Tognum-Aktien er das Angebot annimmt oder nicht."
Deutlich geringere Verschuldung
Nach Ansicht von Tognum reflektiere der gebotene Preis aber nur unzureichend die längerfristigen Perspektiven des Unternehmens, erklärten Vorstand und Aufsichtsrat. Der Konzern sei in vielen spätzyklischen Bereichen aktiv, die sich erst allmählich von den Einbrüchen der Wirtschaftskrise erholten. Zudem kritisiert das Management, dass Daimler und Roll-Royce mit 24 Euro nun genau den Emissionspreis bieten, den Tognum beim Börsengang im Juli 2007 erzielt hatte. Seitdem habe sich die Verschuldung des Konzerns aber um rund 300 Millionen verringert.
Das Angebot von Daimler und Rolls-Royce läuft noch bis einschließlich 18. Mai. Daimler hält bereits 28,4 Prozent an Tognum. Die Partner benötigen somit nur gut 20 Prozent der weiteren Papiere, um die anvisierte Mehrheit von 50 Prozent plus einer Aktie zu erreichen.
Quelle: ntv.de, wne/rts