Wirtschaft

Libor-Affäre US-Justiz baut an Anklage

(Foto: Reuters)

In der Affäre um Zinsmanipulationen durch Großbanken sieht alles nach einem langwierigen Prozess aus - wenn er denn kommt. Zumindest arbeitet das Justizministerium der USA an einem entsprechenden Strafverfahren. Im Hintergrund wird an Vergleichen gesessen.

Was ist der Libor?

Libor steht für London Interbank Offered Rate. Dieser so genannte Interbankenzins gibt an, zu welchen Konditiionen sich große Banken untereinander Geld leihen.

Es gibt nicht nur einen, sondern viele unterschiedliche Libor-Sätze. Sie werden in insgesamt zehn Währungen mit unterschiedlichen Laufzeiten zwischen einem Tag und einem Jahr berechnet. Beispiel: Der USD-3-Monats-Libor gibt an, zu welchem Zins sich Banken untereinander US-Dollar-Kredite mit einer Laufzeit von 3 Monaten gewähren.

An jedem Werktag wird er um 11 Uhr Londoner Zeit von den wichtigsteninternational tätigen Banken der British Bankers' Association (BBA) festgestellt. Die Institute melden dabei, zu welchen Konditionen sie sich bei anderen Banken Geld mit unterschiedlichen Laufzeiten leihen können. Der jeweils geringste und höchste Zinssatz wird als Ausreißer gestrichen, von den übrigen Angaben wird dann der Durchschnitt errechnet - fertig ist der Libor-Satz. Kontrolliert werden die Angaben der Banken nicht.

Der Libor ist weltweit Grundlage für die Bewertung von Finanzprodukten, Swaps, Krediten undHypotheken. Er ist Berechnungsbasis für Geschäfte im Volumen von rund 360 Billionen Dollar. Neben dem Libor gibt es auch den Euribor für Geldleihen der Banken aus dem Euro-Raum oder den Tokioter Tibor.

Das US-Justizministerium bereitet in der Affäre um Zinsmanipulationen einem Zeitungsbericht zufolge Strafverfahren gegen mehrere Banken und einige ihrer Angestellten vor. Im Verlauf des Jahres solle zumindest gegen eine Institution Klage eingereicht werden, berichtete die "New York Times". Unter den betroffenen Einzelpersonen seien auch Händler der britischen Großbank Barclays. Einige Finanzinstitute, darunter mindestens zwei europäische Geldhäuser, arbeiteten bereits an Vergleichen, berichtete die Zeitung.

Barclays hatte als erstes Geldhaus ein Fehlverhalten einiger Händler eingeräumt und wurde von Behörden in den USA und Großbritannien zu einer Strafe von einer halben Milliarde Dollar verdonnert. Die Einigung schützt die Händler aber nicht vor Strafverfolgung.

Einer ganzen Reihe von internationalen Großbanken - darunter auch JP Morgan und die Deutsche Bank - wird vorgeworfen, von 2005 bis 2009 den Libor mit falschen Angaben zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. Der Londoner Interbankenzins wird einmal täglich ermittelt und zeigt an, zu welchen Konditionen sich die Institute untereinander Geld leihen. Er basiert auf individuellen Angaben der Banken und dient als Referenz für Kredite an Unternehmen, Privatpersonen und weitere Finanztransaktionen in einem Volumen von 360 Billionen Dollar.

Da die Untersuchungen in dem Fall ungewöhnlich komplex sind, könnten die Verfahren jedoch über Jahre laufen. Daher ist der Zeitung zufolge eher mit Vergleichen zu rechnen als mit Klagen.

Quelle: ntv.de, rts

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