Wirtschaft

Erst Sommerboom, dann Herbstflaute? US-Wachstum wirft Fragen auf

Nicht sofort zu erkennen: Boeing 787 "Dreamliner". Weil die Flugzeugbestellungen sinken, rechnen Experten mit einer Wachstumsflaute der US-Industrie zum Jahresende.

Nicht sofort zu erkennen: Boeing 787 "Dreamliner". Weil die Flugzeugbestellungen sinken, rechnen Experten mit einer Wachstumsflaute der US-Industrie zum Jahresende.

(Foto: REUTERS)

Das US-BIP überrascht die Experten. Das Plus im Sommer ist höher ausgefallen als erwartet - und schürt bereits Ängste, dass das Jahresende eher mau ausfallen könnte. Nun sind die Verbraucher der größten Volkswirtschaft der Welt gefragt.

Die US-Wirtschaft ist im Sommer kräftig gewachsen. Die Wirtschaftsleistung stieg mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 3,6 Prozent und damit so stark wie seit dem Jahresauftakt 2012 nicht mehr, wie das Handelsministerium mitteilte. Die wichtigste Triebfeder waren steigende Lagerbestände der Unternehmen, während die Inlandsnachfrage schwach blieb. Fachleute gehen deshalb davon aus, dass die weltweit führende Volkswirtschaft das Tempo zum Jahresende nicht halten kann.

Analysten hatten für den Zeitraum von Juli bis September lediglich ein Wachstum von 3,0 Prozent prognostiziert, nachdem die US-Wirtschaft im zweiten Quartal noch um 2,5 Prozent gewachsen war. Allein 1,68 Prozentpunkte zum Wachstum trugen die Lagerbestände bei. Die Unternehmen stockten ihre Bestände um 116,5 Milliarden Dollar auf. Das ist der stärkste Anstieg seit dem ersten Quartal 1998 und auch weitaus mehr als zunächst berechnet.

Deswegen äußerten sich Experten skeptisch: "Das bedeutet ein Risiko für das laufende Quartal, in dem das Wachstum deutlich geringer ausfallen dürfte", sagte Sam Bullard, Volkswirt bei Wells Fargo Securities. Denn wenn die Lager voll sind, müssen die Unternehmen vorerst nicht weiter einkaufen - das bremst die Nachfrage im Inland.

Kein Schwung am Jahresende?

Das zeigt sich auch in den jüngsten Zahlen vom Oktober: Die Industrieaufträge sanken um 0,9 Prozent, wie das Handelsministerium mitteilte. Noch im September hatte es ein Plus von 1,8 Prozent gegeben. Besonders zu schaffen machte der Industrie ein Minus bei den Flugzeug-Bestellungen.

Damit mehren sich die Anzeichen, dass die Industrie zum Jahresende an Schwung verloren hat. Dazu kommt der Haushaltsstreit, der im Oktober zu einer 16-tägigen Beurlaubung von 800.000 Staatsbediensteten (Shutdown) führte, die in dieser Zeit auch zum Teil kein Geld erhielten. Allein das dürfte die Wirtschaftsleistung um einen halben Prozentpunkt drücken.

Kauflaune soll's retten

Hoffnung setzen die Experten daher auf den privaten Konsum, der im dritten Quartal mit 1,4 Prozent noch so wenig zulegte wie seit Ende 2009 nicht mehr. Seither bessert sich aber die Lage am Arbeitsmarkt. In der vergangenen Woche stellten weit weniger Menschen erstmals einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe als erwartet, es war der dritte Rückgang in Folge.

Am Freitag werden die Arbeitsmarktdaten für November vorgelegt. Fachleute rechnen damit, dass die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft um 180.000 zulegt. Die separat berechnete Arbeitslosenquote dürfte den Analysten zufolge auf 7,2 Prozent sinken.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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