"Die Kuh ist vom Eis" VW mit Porsche einig
12.08.2009, 16:13 Uhr
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Volkswagen und Porsche haben sich Kreisen zufolge auf zentrale Details der Übernahme des Sportwagenbauers durch Europas größten Autobauer geeinigt. "Die Bewertungsfragen sind geklärt", sagten zwei VW-Aufsichtsräte gegenüber Reuters. Auch der geplante Einstieg des Emirats Katar mit 17 Prozent der Stimmrechte bei VW sei "fast in trockenen Tüchern", verlautete aus Bankenkreisen.
Der VW-Aufsichtsrat will bei einer für Donnerstag anberaumten Sitzung einen Grundlagenvertrag über die Integration von Porsche in den VW-Konzern beschließen. Der Aufsichtsrat von Porsche soll im Anschluss daran die Grundlagenvereinbarung, über die seit Wochen verhandelt wird, ebenfalls abnicken. VW-Kreisen zufolge soll die Summe, die VW für Porsche voraussichtlich bezahlt, zunächst einmal unter Vorbehalt festgesetzt werden. "Es ist möglich, dass sie nach einer detaillierten Prüfung nachjustiert würde", hieß es.
Porsche wollte dazu keine Stellung nehmen. In Unternehmenskreisen hieß es, die Verhandlungen über den Kaufpreis liefen noch. Auch mit dem Emirat Katar, das sich über Optionen auf VW-Stämme aus dem Porsche-Besitz an dem Wolfsburger Konzern beteiligen soll, werde noch verhandelt. Porsche wolle zudem weiterhin erreichen, dass Katar einen kleinen Anteil an der Porsche Holding übernehme.
Der Unternehmenswert von Porsche ist bei Analysten umstritten, da der Sportwagenbauer unter einer Schuldenlast von mehr als zehn Milliarden Euro ächzt und der Kurs der VW-Stammaktien als aufgebläht gilt. Groben Schätzungen zufolge beläuft sich der Unternehmenswert der Porsche AG mit dem Sportwagengeschäft auf acht bis elf Milliarden Euro, der Wert der Porsche Holding auf bis zu 14 Mrd. Euro.
Störungsfreie Verhandlungen
"Dass der Kaufpreis bereits am Donnerstag öffentlich genannt wird, ist eher unwahrscheinlich", hieß es im VW-Lager. "(Aufsichtsratschef) Ferdinand Piech ist mal wieder als Sieger hervorgegangen ist", sagte ein Insider. Piech hatte im Mai den Wert der Porsche AG mit neun Mrd. Euro beziffert.
Bisherigen Plänen zufolge soll VW zunächst knapp die Hälfte der Porsche AG erwerben, um die übergeordnete Porsche Holding SE mit der VW-Beteiligung teilweise zu entschulden. Die Porsche SE soll den bisherigen Planungen zufolge dann bis 2011 auf VW verschmolzen werden. "Beim Zeitplan sind mittlerweile alle Pflöcke eingeschlagen", sagte ein VW-Aufsichtsrat. An Terminen für die zur Verschmelzung notwendigen Aktionärstreffen werde noch gearbeitet.
Die Verhandlungen seien nach dem Weggang von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking störungsfrei verlaufen, sagten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen aus dem VW-Lager. "Die Atmosphäre war eine völlig andere als vorher", sagte ein Insider. "Die Kuh ist vom Eis. Alle Probleme sind gelöst", sagte ein VW-Aufsichtsrat. Wiedeking hatte Ende Juli den Machtkampf mit VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigner Piech verloren.
Quelle: ntv.de, wne/rts