Fragen und Antworten Verbriefte Kredite
02.12.2009, 17:30 UhrBanken und Wirtschaftsverbände fordern staatliche Hilfen für die Verbriefung von Krediten. Der Staat, so heißt es, kann so die Gefahr einer Kreditklemme eindämmen. Doch was sind verbriefte Kredite, und warum soll der Steuerzahler dafür aufkommen?
Die Bündelung von Krediten und deren Verkauf am Kapitalmarkt hatte in den Jahren vor der Finanzkrise stark an Bedeutung gewonnen. Im Zuge der gewaltigen Turbulenzen an den Finanzmärkten der vergangenen zwei Jahre war der Markt schwer in Verruf geraten. Das Verpacken und Weiterreichen von Kreditrisiken - insbesondere in Form stark ausfallgefährdeter Hypothekenpapiere aus den USA - gilt als eine der zentralen Ursachen der Krise. Der Verbriefungsmarkt ist seither fast zum Erliegen gekommen.
Was heißt Verbriefung?
Unter Verbriefung versteht man die Bündelung eines Pakets von gleichartigen Verbindlichkeiten - etwa Hypothekendarlehen oder Unternehmenskredite - und dessen Umwandlung in handelbare Wertpapiere.
Zunächst verkauft der sogenannte Originator, meist ein Kreditinstitut, dazu Teile seiner Forderungen an eine eigens dafür gegründete Zweckgesellschaft. Diese finanziert den Ankauf durch die Ausgabe von Wertpapieren.
Da die Wertpapiere mit den Forderungen besichert sind, werden sie auch als Asset-Backed Securities (ABS) bezeichnet.
Wem helfen Verbriefungen?
Das ermöglicht selbst nicht kapitalmarktfähigen Unternehmen, wie sie im Mittelstand vorherrschen, einen indirekten Zugang zum Kapitalmarkt und damit zu institutionellen Investoren.
Mit dem Kauf der ABS übernehmen die Investoren Kreditrisiken, die sonst von den Banken getragen werden müssten. Die Fähigkeit der Banken, Kredite zu vergeben, wird durch die in der Krise geschrumpfte Eigenkapitalbasis und voraussichtlich steigende Vorschriften zur Unterlegung von Krediten mit Eigenkapital geschmälert.
Fluch oder Segen?
Mehrstufige, undurchschaubare ABS-Strukturen hatten sich in der Finanzkrise als gefährlich erwiesen. So waren Pakete aus guten und schlechten Papieren - etwa mit Hypothekenkrediten an zahlungsschwache Kunden in den USA - geschnürt worden. Dadurch wurde die Zusammensetzung des Portfolios verschleiert, so dass die Investoren häufig über die innewohnenden Risiken nicht Bescheid wussten.
Im Handel mit Hypothekenkrediten spielte auch die Einstufung der Kreditbündel durch Ratingagenturen eine nicht unerhebliche Rolle. Analysten von Standard & Poor's, Moody's und Fitch - die drei großen Namen der Ratingbranche - vergaben für US-Hypothekenkredite hervorragende Noten.
Unter anderem begründeten sie die Bestnote AAA für Kreditpakete mit der regionalen Streuung der enthaltenen Hypothekendarlehen. Dass sich die Preise in den US-Immobilienmärkten im Gleichklang nach unten bewegen können, war in dieser Betrachtung sozusagen nicht vorgesehen.
Der Verbriefungsmarkt
In Deutschland werden Verbriefungen seit Mitte der 1990er Jahre eingesetzt. Naturgemäß waren die Marktteilnehmer schneller mit den neuartigen Finanzinstrumenten vertraut als die offiziellen Stellen. Die Bundesbank zum Beispiel informierte über den korrekten Umgang mit verbrieften Krediten im Jahr 1997 per Rundschreiben Nummer vier. Der Titel des Schriftstücks "an alle Kreditinstitute in der Bundesrepublik Deutschland" lautet: "Veräußerungen von Kundenforderungen im Rahmen von Asset-Backed Securities-Transaktionen durch deutsche Kreditinstitute".
2008 erreichte der Markt für verbriefte Kredite in Deutschland mit 76 Mrd. Euro seinen bisherigen Höchststand. Grund dafür war eine Reihe von großvolumigen Transaktionen, die als Rückkaufvereinbarung (Repo) bei den Zentralbanken verwendet und nicht öffentlich platziert wurden.
Ähnliches galt auch für die 19,5 Mrd. Euro an Transaktionen im ersten Halbjahr 2009. Europaweit wurden bis Ende Juni des laufenden Jahres 171 Mrd. Euro an Krediten verbrieft. Im Gesamtjahr 2008 hatte das Volumen noch bei 740 Mrd. Euro gelegen.
Warum sollte der Staat eingreifen?
Nach den Vorstellungen der Bankenverbände könnte der Staat mit einer Garantie für Verbriefungen durch die Förderbank KfW wieder Vertrauen in dieses Instrument schaffen und die Banken von der Haftung entlasten. Zudem könnte der Staat auch selbst als Investor für riskante Teile von ABS auftreten, um eine Kreditklemme zu vermeiden. So zumindest argumentieren die Institute.
Der Vorteil für die Banken liegt auf der Hand: Durch die Verbriefungen können sie auf eine relativ einfache und elegante Art Kreditrisiken aus ihren Bilanzen entfernen und damit Eigenkapital freimachen, das ansonsten als untätiges Gegengewicht gebunden bliebe. Offen bleibt bislang, ob und zu welchen Konditionen die Banken das freiwerdende Eigenkapital tatsächlich der Wirtschaft zugute kommen lassen.
Quelle: ntv.de, mmo/rts