Deutsche Wirtschaft wackelt noch Verhaltener Ausblick
19.08.2009, 15:49 UhrAuch wenn sich die wirtschaftlichen Vorzeichen bessern steht die deutsche Wirtschaft noch auf wackligen Beinen. Steigende Arbeitslosigkeit und Überkapazitäten werden der Konjunktur in Deutschland auch im kommenden Jahr zu schaffen machen, meint Bundesbank-Präsident Weber. Für die Weltwirtschaft sind die Aussichten hingegen besser.
Auch nach dem überraschenden Ende der Rezession ist Deutschland nach Einschätzung von Bundesbank und Bankenverband noch nicht über den Berg. "Die Wirtschaft steht noch nicht auf eigenen Beinen", sagte Bundesbank-Präsident Axel Weber der Wochenzeitung "Die Zeit". Deshalb sei es "noch zu früh, die Stützungsmaßnahmen zurückzunehmen". Die steigende Arbeitslosigkeit und die hohen Überkapazitäten machten der deutschen Wirtschaft in den kommenden Monaten stark zu schaffen, teilte der Bankenverband mit. Der Ausblick für 2010 bleibe daher recht verhalten.
Für das Sommer-Vierteljahr seien die Aussichten dagegen gut, dass sich das Wachstum deutlich beschleunige, hieß es weiter im Monatsbericht des Bankenverbandes. So habe sich der Ausblick für die Weltwirtschaft verbessert, und die Aufträge seien zuletzt kräftig gestiegen. Das vom Ifo-Institut ermittelte Weltwirtschaftsklima kletterte für das dritte Quartal auf 78,7 Punkte und erreichte damit den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Noch zu Jahresauftakt lag es bei lediglich 50,1 Punkten. "Der Erholungsprozess ist fast bilderbuchmäßig", sagte Ifo-Konjunkturexperte Gernot Nerb. Getrieben werde er von den weltweiten Konjunkturpaketen und der lockeren Geldpolitik. "Wie nachhaltig das ist, muss man sehen."
Langsameres Wachstum
Auch wenn die Wirtschaft nun wieder wächst, dürfte ihr der tiefe Einbruch vom Winterhalbjahr 2008/2009 noch länger zu schaffen machen. "Es wird noch lange dauern, bis wir das alte Wohlstandsniveau wieder erreicht haben", sagte der Bundesbank-Präsident. Die Bundesrepublik werde "wohl nicht vor 2013" wieder auf dem Stand von 2008 sein. Zudem bestehe "die Gefahr, dass die Wirtschaft im Trend der kommenden Dekade langsamer wächst als in den vergangenen Jahrzehnten". Der Bankenverband machte auf die längerfristigen Folgen der Wirtschaftskrise aufmerksam. Die Weltwirtschaft werde für längere Zeit nicht zu alter Stärke zurückfinden. "Das im internationalen Vergleich ohnehin relativ niedrige Potenzialwachstum dürfte in den kommenden Jahren noch etwas schwächer ausfallen."
Als Gefahr sehen die Experten die steigende Arbeitslosigkeit. Derzeit wird ein massenhafter Stellenabbau noch durch die Kurzarbeit abgefedert. Doch viele Firmen dürften das nicht auf Dauer durchhalten können. Weber erwartet erst im übernächsten Winter den Tiefpunkt der Entwicklung mit "deutlich mehr als vier Millionen Arbeitslosen". Die alte Höchstmarke von fünf Millionen Menschen ohne Job werde aber wohl nicht erreicht werden, prognostiziert der Bundesbank-Chef. Andere Experten sind optimistischer: "Wenn die positiven Erwartungen jetzt auf die Firmen überspringen und sich in zusätzlichen neuen Aufträgen manifestieren, könnte es sein, dass die Unternehmen mit Kurzarbeit über die Lücke rüberkommen und dass am Ende nicht ganz so viel Beschäftigung abgebaut wird, wie man vielleicht bei einer Rezession wie der gegenwärtigen befürchten müsste", sagte Ifo-Chefvolkswirt Kai Carstensen.
Quelle: ntv.de, mme/rts