Wirtschaft

Griechenland am Abgrund Welche Konzerne profitieren

Griechenland braucht Geld. Staatsbesitz soll deshalb unter anderem verkauft werden. Von der Misere der Griechen könnten vor allem deutsche Konzerne profitieren.

Die Deutsche Telekom könnte ihren Anteil an OTE weiter aufstocken.

Die Deutsche Telekom könnte ihren Anteil an OTE weiter aufstocken.

(Foto: REUTERS)

Die Griechenlandkrise sorgt in den Vorstandsetagen deutscher Konzerne für Kopfzerbrechen. Angesichts der Hiobs-Botschaften aus Athen fürchten viele Manager um ihre mühevoll aufgebauten Geschäfte in dem Land. Andere könnten von der Krise profitieren, da der Staat Teile seines Besitzes schnell zu Geld machen muss. 

Deutsche Telekom

Der Bonner Konzern war 2008 beim ehemaligen Telefonmonopolisten OTE eingestiegen und hatte seine Beteiligung später auf 30 Prozent aufgestockt. Dafür musste die Telekom insgesamt einen Kaufpreis von 3,9 Mrd. Euro hinlegen. Seinerzeit wurde auch eine sogenannte Put-Option vereinbart, der zufolge der Mittelmeerstaat weitere zehn Prozent seiner OTE-Papiere an die Telekom verkaufen kann. Die Telekom muss das Paket zu einem festgeschriebenen Preis übernehmen - beim derzeitigen OTE-Aktienkurs für 400 Mio. Euro. Für weitere zehn Prozent haben die Bonner eine Vorkaufsrecht.

Fraport

Der Frankfurter Flughafenbetreiber sendet deutliche Signale Richtung Griechenland: "Falls der griechische Staat verkauft, haben wir als einer der größten Flughafenbetreiber weltweit natürlich Interesse", sagte Fraport-Chef Stefan Schulte. Um genaueres zu sagen, müssten aber die Verkaufskonditionen bekannt sein. Der Athener Airport gehört zu 55 Prozent dem griechischen Staat. Fraport selbst ist neben dem Heimatflughafen Frankfurt an zwölf Airports weltweit beteiligt und will die Expansion fortsetzen. 

Hochtief

Der Hochtief-Konzern hält über seine Tochter Concessions eine Beteiligung von 26,7 Prozent am Athener Flughafen. Dass die Essener diese gesondert an Fraport weiterreichen könnten, erscheint aber sehr unwahrscheinlich - denn Hochtief will die in Concessions gebündelten Flughafen-Beteiligungen verkaufen oder an die Börse bringen. Hochtief ist neben Athen auch an den Flughäfen in Sydney, Hamburg, Düsseldorf, Budapest und Tirana beteiligt. In Finanzkreisen wird davon ausgegangen, dass der Konzern die Beteiligungen im Paket und nicht einzeln verwerten wird.

Die schwierige wirtschaftliche Lage Griechenlands hat zudem auch Auswirkungen auf den Flughafen der Hauptstadt. Die Zahl der Passagiere sank dort im ersten Quartal um 15,8 Prozent.

Siemens

Siemens ist in Griechenland ein mehrfach gebranntes Kind. Nach der Korruptionsaffäre verlangen die Griechen Geld vom Konzern, der vor Ort im Zusammenhang mit Olympia-Aufträgen geschmiert haben soll. Die griechische Landesgesellschaft musste im vergangenen Jahr künstlich beatmet werden, da die öffentliche Hand ihre Rechnungen nicht zahlt. Das Mutterhaus musste die Tochter mit einer Kapitalspritze von 150 Mio. Euro vor dem Kollaps retten. Im vergangenen Geschäftsjahr erhielt Siemens aus Griechenland gerade einmal Aufträge über 286 Mio. Euro, vor allem Energietechnik.

Deutsche Post 

Eine Übernahme der griechischen Post durch den deutschen Branchenriesen ist nicht zu erwarten. Post-Chef Frank Appel hatte immer wieder betonte, dass der Konzern anders als in der Vergangenheit keine großen Zukäufe mehr plane. Investieren will Appel vielmehr in organisches Wachstum - etwa in Asien, wie er jüngst bei der Hauptversammlung in Frankfurt betont hatte.

ThyssenKrupp

Der Mischkonzern hatte in Griechenland viele Jahre Schiffbau betrieben. Die dortige Tochter HSY hatte unter anderem U-Boote für die griechische Marine gebaut, litt zuletzt aber unter einer Auftragsflaute. Im vergangenen Jahr hatte ThyssenKrupp das verlustreiche Geschäft schließlich an den Schiffbauer Abu Dhabi Mar verkauft.

Quelle: ntv.de, rts

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