Sparpaket fällt durch Sócrates erklärt Rücktritt
23.03.2011, 22:15 UhrDem durch eine Haushaltskrise arg gebeutelten Portugal kommt nun auch die Regierung abhanden. Das sozialistische Minderheitskabinett von Ministerpräsident Sócrates bekommt im Parlament sein Sparpaket nicht durch. Der Regierungschef macht seine Drohung wahr und tritt zurück. Nun droht dem Land der Gang unter den Rettungsschirm.

Die Opposition lässt José Socrates im Stich.
(Foto: AP)
Schwerer Rückschlag im Kampf gegen die europäische Schuldenkrise: Im hoch verschuldeten Euro-Land Portugal hat die Opposition wenige Stunden vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel ein Sparpaket der sozialistischen Minderheitsregierung zurückgewiesen. Bei einer Abstimmung im Parlament in Lissabon votierten alle Parteien der Opposition gegen die Vorschläge von Ministerpräsident José Sócrates, die unter anderem ein Einfrieren der niedrigsten Mindestrenten und weitere Sozialkürzungen vorsahen.
Sócrates trat kurz danach zurück. Der 53-jährige Regierungschef hatte mehrfach erklärt, bei einer Ablehnung des Sparpakets werde er nicht mehr regierungsfähig sein. Präsident Anibal Cavaco Silva nahm den Rücktritt an.
Es handelte sich bereits um das vierte Sanierungsprogramm, das die regierenden Sozialisten innerhalb der vergangenen elf Monate präsentiert hatten. Bislang hatte die Opposition alle Sparpakete mitgetragen. Am Montag hatte neben anderen Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos gewarnt, eine politische Krise werde "einen kräftigen Stoß darstellen, der das Land in die Arme der ausländischen Hilfe treiben kann". Sócrates hatte zuletzt mehrfach erklärt, er werde auf keinen Fall externe Finanzhilfe beantragen.
Sozialdemokraten spielen nicht mit
Die Sozialistische Partei (SP) von Socrates benötigte die Unterstützung der Opposition, weil sie seit den Wahlen von 2009 nur 97 von insgesamt 230 Abgeordneten des Parlaments stellt. Bisher hatte die konservativ orientierte Partei der Sozialdemokratie PSD alle Sparpakete der PS mitgetragen. PSD-Chef Pedro Passos Coelho meinte aber jetzt, man könne Portugal nun nicht einfach "nur Brot und Wasser verordnen".
Nach einem Negativ-Rekord von rund 9,4 Prozent 2009 und den für 2010 angepeilten 7,3 Prozent wollte Portugal sein Haushaltsdefizit dieses Jahr auf 4,6 Prozent drücken. Dazu verabschiedete das ärmste Land Westeuropas für 2011 einen umstrittenen Staatshaushalt mit nie dagewesenen Spar- und Sanierungsmaßnahmen. Die Ausgaben für Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst sollen um 5 Prozent gekürzt werden, die Mehrwertsteuer stieg von 21 auf 23 Prozent. Die Sozialleistungen werden gekürzt, die Renten eingefroren.
Quelle: ntv.de, dpa