Wirtschaft

Zwei für Ackermann Deutsche Bank sucht neue Spitze

Nur schwer zu ersetzen: Josef Ackermann

Nur schwer zu ersetzen: Josef Ackermann

(Foto: dapd)

Die Deutsche Bank könnte Berichten zufolge bereits am Sonntag über die Nachfolge von Vorstandschef Josef Ackermann entscheiden. Dabei wird offenbar ein Topmanager nicht reichen, um ihn zu ersetzen – zu groß sind die Fußstapfen die Ackermann hinterlässt. Die Hinweise auf eine Doppelspitze mehren sich.

Es sieht alles danach aus, als würden es zwei für die Zwillingstürme werden. Schon am Sonntag könnte sich der Nominierungsausschuss der Deutschen Bank auf ein Duo als Nachfolger von Vorstandschef Josef Ackermann verständigen. Der Inder Anshu Jain und der Deutsche Jürgen Fitschen gelten als aussichtsreichste Kandidaten.

Heikle Aufgabe für Clemens Börsig.

Heikle Aufgabe für Clemens Börsig.

(Foto: dpa)

Den wichtigsten Posten, den Deutschlands Geschäftsbanken zu bieten haben, muss Clemens Börsig, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, neu besetzen. Doch Börsig, der 1999 nach 22 Berufsjahren in der Industrie (Mannesmann, Bosch, RWE) als Quereinsteiger zur Deutschen Bank kam und bis heute oft aneckt, stellt sich nach Meinung seiner Kritiker bislang nicht besonders geschickt an. In den Medien ist seit Tagen von "Machtkampf" und "Führungskrise" in der größten deutschen Bank die Rede. Intern wird Börsig zudem angelastet, dass Ex-B undesbankpräsident Axel Weber die UBS der Deutschen Bank vorzieht.

Die Fußstapfen von Noch-Amtsinhaber Josef Ackermann sind so groß, dass viele meinen, der Schweizer sollte am besten selbst seinen Nachfolger bestimmen. Bisher scheint nur klar zu sein: Ein Topmanager wird nicht reichen, um ihn zu ersetzen. Der seit über neun Jahren amtierende Ackermann ist im Volk zwar nicht beliebt, doch in Finanzwelt und Politik ist er gefragt wie kaum ein anderer Banker.

Doch bei der Ernennung seines Nachfolgers kommt auch er nicht um das Kontrollgremium herum. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung will Börsig an diesem Sonntag zwei Getreue aus dem Aufsichtsrat um sich scharen, um eine Vorentscheidung zu treffen. Der Nominierungsausschuss - neben Börsig besetzt mit Tilman Todenhöfer (Bosch) und dem früheren Bayer- Chef Werner Wenning - wolle über eine Doppelspitze beraten.

Nur die Vorauswahl

Um jedoch eine endgültige Entscheidung zu fällen, wäre allerdings eine Aufsichtsratssitzung nötig. Aus Kreisen des Kontrollgremiums hieß es am Freitag: "Es gibt keine geplante oder in den letzten Tagen angesetzte außerordentliche Aufsichtsrats- oder Vorstandssitzung in der Deutschen Bank, die ja einer Neubesetzung zustimmen müsste." Ackermanns Vertrag läuft bis zur Hauptversammlung 2013.

Dass die Deutsche Bank nach Webers Korb einen geeigneten externen Kandidaten findet, halten Beobachter für wenig wahrscheinlich. Es gebe "nicht mehr viele Top-Leute in Deutschland", sagt Analyst Stefan Scharff von SRC Research. "Und einen Manager von einer internationalen Bank zu holen, ist angesichts der schwierigen Gemengelage in Deutschland auch schwierig." Also wird es wahrscheinlich auf die hausinterne Lösung Jain/Fitschen hinauslaufen.

Dem Vernehmen nach verstehen sich die Vorstandskollegen Jain und Fitschen ganz gut. Dabei sind sie eigentlich recht unterschiedlich: Herkunft, Werdegang, Sprache, Aufgaben – hier gibt es keine Übereinstimmungen. In der Unterschiedlichkeit könnte aber die Stärke eines Führungsteams Jain/Fitschen liegen. Sie würden sich prächtig ergänzen: Jain ist der Mann für die großen Gewinne und Fitschen der fürs Deutsche bei der Deutschen Bank.

Heimlicher Star oder arroganter Hochbegabter?

Anshu Jain: Star-Banker mit Schönheitsfehlern.

Anshu Jain: Star-Banker mit Schönheitsfehlern.

(Foto: REUTERS)

Der Inder Jain, 48 Jahre alt, wohnhaft im Londoner Westen, hatte einst als kleiner Börsenmakler angefangen. Seit Mitte der 90er Jahre steht er in Diensten der Deutschen Bank. Seit dem vergangenen Jahr ist er dort der alleinige Chef des Investment-Geschäfts, und damit der "Goldesel" des größten deutschen Kreditinstituts und dessen heimlicher Star. Allein im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete seine Sparte knapp drei Viertel der 28,9 Mrd. Euro hohen Erträge der Bank - und ließ dadurch auch Jains eigene Gewinne wachsen. Mit Bezügen von bis zu zwölf Mio. Euro für 2010 wird er nach Auszahlung aller Boni zum wiederholten Male mehr Geld verdient haben als sein Chef Ackermann. Schon sein Erfolg machte ihn früh zum natürlichen Nachfolge-Kandidaten für Ackermann, wenn dieser spätestens im Mai 2013 seinen Posten räumt.

Jains Talent für Analysen und den richtigen Zusammenbau von Finanzprodukten zollen Kenner seit Jahren Respekt. Der studierte Ökonom, so heißt es, habe eine natürliche Gabe fürs Geschäft. Dennoch hat er vor allem in Deutschland nicht nur Unterstützer. Kritiker warfen ihm Mitte des vergangenen Jahrzehnts vor, der massive Ausbau des Investmentbankings verdränge zunehmend das klassische, heimische Geschäft der Kreditvergabe an die Industrie. Mit der "Arroganz eines Hochbegabten" habe er Gräben zwischen London und Frankfurt ausgehoben. Noch dazu gilt Jain als in der deutschen Politik schlecht vernetzt. Die deutsche Sprache beherrscht er nicht.

Die Antwort für die Kritiker

Jürgen Fitschen: Perfekt für die deutsche Kommunikation.

Jürgen Fitschen: Perfekt für die deutsche Kommunikation.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Wenn Jürgen Fitschen redet, klingt sanft der norddeutsche Einschlag durch. Der 62-jährige aus der Samtgemeinde Harsefeld in Niedersachsen soll in dem Führungsduo die nationale Lücke füllen. Von Beginn seiner beruflichen Karriere an ließ es Fitschen bodenständiger angehen als Jain. Er machte nicht in Aktien, er machte eine Ausbildung, wurde Groß- und Außenhandelskaufmann. Danach folgte das Wirtschaftsstudium. 1975 stieg Fitschen ins Bankgeschäft ein, zwölf Jahre später bei der Deutschen Bank.

Dort ist er eigentlich schon seit 2004 so etwas wie Jains ergänzender Gegenpart. Seitdem ist er - neben dem internationalen Regionenmanagement - für das Deutschlandgeschäft verantwortlich. Die Funktion des Deutschlandschefs hatte die Bank damals neu geschaffen. Sie reagierte damit auf die Kritik, ihren Heimatmarkt zu vernachlässigen. Sie reagierte mit Fitschen aber auch auf die Kritik am Überflieger Jain.

So könnte sie es nun noch einmal tun. Entscheidend für den Erfolg eines Unternehmers sei, dass er "in der Lage ist, sich mit guten Leuten zu umgeben", hatte Fitschen einmal gesagt. "Die Bereitschaft zuzuhören, von anderen zu lernen und mit ihnen in einem guten Team zu arbeiten." Fitschen und Jain könnten ein gutes Team bilden. Der Deutsche wäre für Jain ein guter, weil ergänzender Partner. Umgekehrt wäre Fitschen ohne den schillernden Jain alleine kaum vorstellbar auf dem Chefsessel in Frankfurt am Main.

Nur in der Freizeit gehen sie wohl auch weiter getrennte Wege.  Jain liebt Golf und Cricket. Fitschen geht lieber joggen.

Quelle: ntv.de, sla/AFP/dpa

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