Thronwechsel im Handymarkt Apple raubt Nokia die Krone
29.07.2011, 15:46 Uhr
"Handy-König" Nokia muss um seinen Thron kämpfen. Bei den Smartphones liegen Apple und Samsung bereits vor den Finnen.
(Foto: picture alliance / dpa)
15 Jahre ist Nokia der unangefochtene König am Handymarkt. Die Finnen setzen Trends, ihre Mobiltelefone sind in. Nun machen Apple und Samsung mobil, sägen am Thron von Nokia. Bei den zukunftsträchtigen Smartphones sind die Finnen bereits nur noch ein Hersteller von vielen. Den Weg geben Apple und Samsung vor - und sind so an Nokia vorbeigezogen.
Der über viele Jahre unangefochtene Branchenprimus Nokia ist im Geschäft mit Smartphones auf Platz drei abgerutscht. Die Finnen verloren im vergangenen Quartal das Zepter an den iPhone-Hersteller Apple und mussten sich auch von Samsung überholen lassen. Das zeigten vorgelegte Daten von Branchenforschern.
15 Jahre lang war Nokia der Platzhirsch des Industriezweigs, doch die Zeiten haben sich dramatisch geändert: Der Siegeszug der Multifunktionshandys hat die beiden schärfsten Rivalen der Finnen auf die Überholspur gesetzt.
Apple und Samsung rocken jetzt
Apple räumt mit seinem iPhone ab wie nie. Im zweiten Vierteljahr verkaufte der US-Konzern nach eigener Auskunft den Rekordwert von 20,3 Millionen Stück - obwohl dessen vierte Version mittlerweile mehr als ein Jahr alt ist. Damit hält der Erfolg des Smartphone-Modells schon ungewöhnlich lange an.
Samsung kam nach Schätzung von Analysten immerhin auf einen Absatz von 19 Millionen Stück, Nokia nur auf 16,7 Millionen. Die Südkoreaner profitieren davon, dass sie die stark gefragte Betriebssoftware Android von Google einsetzen. Populär sei vor allem die Galaxy-Reihe von Samsung, sagte Neil Mawston von der Marktforscherfirma Strategy Analytics.
Otto-Normal-Handy ist out
Der gesamte Mobiltelefon-Markt legt weiter deutlich zu, doch angesichts der Verlangsamung der Weltkonjunktur schwächt sich auch das Branchenwachstum ab. Nach Berechnung der Experten von IDC erreichte es im zweiten Quartal noch 11,3 Prozent nach 16,8 im vorangegangenen.
Die Verkäufe von herkömmlichen Mobiltelefonen, die deutlich weniger Zusatzfunktionen anbieten als die Smartphones, gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um vier Prozent zurück. Das war das erste Minus seit fast zwei Jahren. In diesem Markt ist Nokia zuhause, sieht sich aber mit zunehmendem Konkurrenzdruck durch Billiganbieter wie Micromax, TCL-Alcatel und Huawei konfrontiert, wie IDC-Experte Kevin Restivo erläuterte.
Samsung mit Schwung und Problemen
Im Handy-Gesamtmarkt klammern die Finnen sich mit einem Anteil von 25 Prozent noch an Platz eins. Allerdings ist ihnen auch hier Samsung mit 21 Prozent auf den Fersen. Manche Analysten gehen davon aus, dass die Südkoreaner Nokia bereits im kommenden Jahr überrunden und zum weltweit verkaufsstärksten Mobiltelefon-Hersteller werden.
Den Erfolg könnte Samsung gut gebrauchen. Das Handygeschäft wird für den breit aufgestellten Elektronikkonzern immer wichtiger, um die flaue Nachfrage im zuletzt defizitären Flachbildschirm-Bereich und die Schwäche des Hauptstandbeins Chipproduktion auszugleichen. Der Telekommunikationssparte gelang es, ihren operativen Gewinn im vergangenen Quartal mehr als zu verdoppeln auf umgerechnet 1,1 Mrd. Euro (1,67 Billionen Won). Im Konzern ergab sich ein Ergebnis von 2,5 Mrd. Euro nach einem Rekordwert von 3,3 Mrd. Euro vor Jahresfrist.
Nokia mit Verlust und Partner
Nokia wiederum fuhr im zweiten Quartal einen Verlust von unterm Strich 368 Mio. Euro ein. Ein Jahr zuvor hatten die Finnen noch 227 Mio. Euro verdient. Die Zahl der verkauften Handys fiel im Vergleich zum zweiten Quartal 2010 um 20 Prozent, der Umsatz sank um 7 Prozent auf 9,28 Mrd. Euro.
Nokia will durch seine strategische Allianz mit Microsoft und dessen Smartphone-Betriebssystem wieder aufholen, hat aber noch keine neuen Modelle präsentiert. Erst zum Wochenauftakt hatte der US-Konzern Apple Rekordgewinne veröffentlicht, nicht zuletzt dank des Erfolges mit seinem iPhone.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa