Berlusconi tobt diesmal nicht Moody's stuft Italien herab
05.10.2011, 06:45 UhrNach Standard & Poor's senkt nun auch Moody's den Daumen über Italien und senkt das Rating des hochverschuldeten Landes. Diesmal kommen keine schrillen Töne aus Rom. Die Herabstufung sei erwartet worden, sagt Ministerpräsident Berlusconi lapidar. Laut Moody's hat der Druck auf die Bonitäten der Euro-Länder seinen Höhepunkt noch nicht erreicht.
Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Italiens angesichts der Skepsis an den Finanzmärkten deutlich herabgestuft. Die Bonitätswächter begründeten die Absenkung des Ratings um drei Stufen von "Aa2" auf "A2" mit wirtschaftlichen und haushaltspolitischen Unsicherheiten.
Die Risiken für die italienische Wirtschaft seien gestiegen. Moody's warnte zudem vor weiteren Herabstufungen, indem die Agentur das Rating mit einem negativen Ausblick versah. Auch anderen Ländern der Euro-Zone drohen der Agentur zufolge weitere Herabstufungen.
Ministerpräsident Silvio Berlusconi zeigte sich nicht überrascht. Die Herabstufung sei erwartet worden, sagte er. Die Regierung arbeite daran, die von der EU-Kommission abgesegneten Haushaltsziele zu erreichen.
Ende September hatte bereits Standard & Poor's (S&P) die Kreditwürdigkeit Italiens um eine Note auf "A" heruntergestuft. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone sitzt auf einem Schuldenberg von rund 1,9 Billionen Euro. Das entspricht 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung - daran gemessen ist nur Griechenland in der Euro-Zone höher verschuldet.
Negativer Druck auf alle Länder
"Das ungewisse Marktumfeld sowie das Risiko einer weiteren Eintrübung der Investorenstimmung könnte den Zugang des Landes zu den Anleihemärkten behindern", erklärte Moody's. Falls es eine längerfristige Ungewissheit über die Verfügbarkeit externer Finanzierungsquellen gebe, könne sich die Kreditwürdigkeit Italiens daher noch deutlich verschlechtern, auch wenn die Gefahr eines Zahlungsausfalls bislang sehr gering sei.
Mit Blick auf die gesamte Eurozone erklärte Moody's, der Druck auf die Bonitäten der Länder habe seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. Mit Ausnahme der finanzkräftigsten Schuldner würden voraussichtlich alle Länder einen anhaltenden negativen Druck auf ihre Ratings verspüren. Derzeit jedoch gebe es noch keine unmittelbare Gefahr für Länder mit der Bestnote "Aaa" - darunter Deutschland.
Für dieses Jahr erwartet die Regierung in Rom ein Defizit von 3,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, 2012 soll die Neuverschuldung auf 1,4 Prozent fallen. 2013 wird ein ausgeglichener Haushalt angepeilt. Die enormen Schulden haben Italien ins Visier der Finanzmärkte gerückt: Das Land muss Anlegern historisch hohe Zinsen zahlen.
Quelle: ntv.de, rts