Dicker Quartalsgewinn BP hakt Deepwater-Krise ab
25.10.2011, 14:13 UhrDer Ölriese BP schaut nach der Katastrophe im Golf von Mexiko wieder nach vorn. Die wirtschaftliche Wende ist geschafft, die Gewinne sprudeln. Der Umbau von BP geht jedoch weiter. Noch stehen Konzernteile im Volumen von zehn Mrd. Dollar zum Verkauf.
Eineinhalb Jahre nach der Ölpest im Golf von Mexiko hakt BP die Krise ab: Produktion und Barmittel legten von nun an wieder zu, erklärte das britische Unternehmen. "Der Oktober war der Wendepunkt." Ein nach der Ölpest geforderter fundamentaler Umbau des Konzerns sei vom Tisch. BP bleibe seinem sehr breit angelegten Geschäftsmodell verpflichtet. Für das abgelaufene Quartal wies BP einen unerwartet kräftigen Gewinnsprung aus. BP-Aktien stiegen in London um vier Prozent.
Für das dritte Quartal vermeldete BP einen Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten - das Maß, dass die Schwankung der Ölpreise berücksichtigt - von 5,14 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte diese Größe noch bei 1,8 Mrd. US-Dollar gelegen. Analysten hatten BP für das abgelaufene Quartal einen Gewinn von 5,03 Mrd. Dollar vorhergesagt. BP stellt nun eine höhere Dividende ab 2012 und den Rückkauf von Aktien in Aussicht.
Produktion gebremst
Konzernchef Bob Dudley sagte, die Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit an BP-Anlagen seien inzwischen beendet. Die Umbauten haben die Produktion zuletzt gebremst. So sank die Öl- und Gaserzeugung im dritten Quartal nochmals um zwölf Prozent auf 3,319 Mio. Barrel (rund 530 Mio. Liter) am Tag.
Trotz des Bekenntnisses zu seinem Geschäftsmodell kündigte BP den Verkauf weiterer Konzernteile im Volumen von zehn Mrd. Dollar an. Damit würde die Gesamtsumme der Verkäufe seit dem Ölunglück auf 45 Mrd. Dollar steigen. Der Rivale von ExxonMobil und Royal Dutch Shell will das Geld unter anderem in Bereiche investieren, die mehr Profit abwerfen. Analysten, Banker und Investoren haben wiederholt eine Zerschlagung oder eine Strategie gefordert, der den nach der Ölkatastrophe eingebrochenen Aktienkurs wieder beflügelt.
Neue Bohrpläne im Golf von Mexiko
BP hat im September angekündigt, erstmals seit der Umweltkatastrophe wieder im Golf von Mexiko nach Öl zu bohren. Im Frühjahr 2010 explodierte dort die Plattform "Deepwater Horizon", elf Menschen starben. 87 Tage lang floss Öl ins Meer, insgesamt sollen es mehr als fünf Mio. Barrel gewesen sein. Sie richteten an Flora, Fauna, in der Fischwirtschaft und im Tourismus große Schäden an. Der Vorfall zwang den damaligen Konzernchef Tony Hayward zum Rücktritt und führte zu einem vorübergehenden Stopp aller Bohrungen im Golf von Mexiko. Die Sicherheits- und Umweltanforderungen für Ölbohrgenehmigungen wurden seitdem verschärft.
BP erklärte, bislang rund 7,3 Mrd. Dollar an Entschädigungs- und Strafzahlungen geleistet zu haben. Die gesamten Kosten für die Schließung des Öllecks an der Plattform, die Beseitigung der Umweltschäden und die Entschädigung von Betroffenen hatte BP zuletzt auf mehr als 41 Mrd. Dollar taxiert. Allerdings wird auch anderen Firmen eine Mitschuld an der Katastrophe vorgeworfen. So hat BP im April den Schweizer Anlagen-Betreiber Transocean und den US-Service-Dienstleister Halliburton auf jeweils mehr als 40 Mrd. Dollar Schadenersatz verklagt.
Quelle: ntv.de, nne/rts/dpa