Von Euro-Sorgen bis Pleite-Risiken So sichern sich Anleger
25.10.2011, 20:38 Uhr
Banger Blick?
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Eurokrise macht viele Anleger nervös. Panikreaktionen verschlimmern aber alles nur noch. Ein kühler Kopf ist gefragt, eine ruhige Hand und eine genaue Überprüfung: Ist mein Geld richtig investiert?
Beim EU-Krisengipfel geht es um Ganze, ein Gesamtpaket soll Lösungen in der Schuldenkrise ebnen. Viele Anleger fragen sich seit langem: Ist mein Geld noch sicher? Experten raten zur Besonnenheit. Verbraucher müssten sich grundsätzlich keine Sorgen um ihre Ersparnisse machen. Ein erwarteter Schuldenschnitt für Griechenland wird laut Experten keine massiven Folgen für Kleinanleger haben.
"Die Welt wird auch dieses Mal nicht untergehen»", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Am Aktienmarkt ist ein Schuldenschnitt bereits weitgehend eingepreist." Kurz rechnet daher nicht damit, dass zum Beispiel die Aktien von deutschen Banken mittelfristig deutlich sinken würden. Zudem seien deutsche Institute nicht derart in griechischen Anleihen engagiert wie französische Banken.
"Entschlossenes Handeln"
Langfristig könne es aber wegen der Staatsschuldenkrise zu anhaltenden niedrigen Zinsen kommen. Die Europäische Zentralbank kaufe mit einer Art "künstlicher Nachfrage" Staatsanleihen von Krisenländern, um die Zinsen niedrig zu halten. Brenzlig könne es werden, wenn der Markt auch für Länder wie Portugal, Spanien oder im ärgsten Fall Italien einen Schuldenschnitt erwarte. "Mit diesem Szenario rechne ich aber nicht", sagt Kurz. Diese Länder seienbesser aufgestellt als Griechenland.
Stefan Marotzke vom Deutschen Sparkassen und Giroverband (DSGV) bekräftigt, ein Schuldenschnitt für Athen hätte keine weitreichenden Folgen für Kleinanleger. Generell sagt er: "Die Lage ist sehr ernsthaft." Dennoch ist er zuversichtlich: "Bei entschlossenem Handeln der Politik ist die Krise beherrschbar." Verbraucher sollten ihre Hände dennoch nicht einfach in den Schoß legen.
"Am besten ist es, man schaut sich seine Anlagen genauer an", empfiehlt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer dann feststellt, dass sein Geld vor allem in einer Anlageklasse - etwa Lebensversicherungen - steckt, sollte handeln. "Der beste Schutz besteht darin, sein Vermögen breit zu streuen."
Wo aber sollten Anleger ihr Geld investieren?
Aktien und Aktienfonds
Aktienbesitzer müssen schon seit geraumer Zeit starke Nerven haben. An den Börsen geht es rasant auf und ab. Anteilsscheine von Banken und Versicherungen könnten zwar kurzfristig unter Druck geraten, weil die Finanzhäuser von einer Pleite eines Euro-Landes besonders stark betroffen wären. «Aber große Konzerne, die gute Dividenden zahlen, wird es weiter geben», sagt Kurz. Anleger sollten daher nicht in Panik verfallen, findet auch Markus Feck, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ihr Depot sollten sie ohnehin regelmäßig überprüfen.
Altersvorsorge
Altersvorsorgeprodukte sind auf unterschiedliche Weise von der Krise betroffen. Bei der Riester-Rente etwa müssten die Anbieter garantieren, dass zu Beginn der Rentenphase alle eingezahlten Beiträge zur Verfügung stehen, erklärt Niels Nauhauser. Riskanter seien Fondssparpläne und fondsgebundene Rentenversicherungen. Hier könnten sich Verluste auf den Aktienmärkten bemerkbar machen. Dieses Risiko trage der Kunde.
Klassische Kapitallebens- oder Rentenversicherungen
Bei ihnen besteht zwar kein Kursrisiko, allerdings kann die Rendite geschmälert werden. Denn ein Teil der Einlagen werde in festverzinsliche Wertpapiere investiert. Darunter seien auch risikobehaftete Schuldverschreibungen etwa aus Griechenland. Bei einem Ausfall könne das eine Versicherung in Schwierigkeiten bringen. «Im Insolvenzfall übernimmt aber die Auffanggesellschaft der Lebensversicherer die Verträge.»
Gold
Das Edelmetall gehört zu den Sachwerten. "Im Rahmen einer breiten Streuung kann es durchaus sinnvoll sein, einen Teilbetrag des Vermögens in Gold anzulegen", findet Verbraucherschützer Nauhauser. Allerdings sollten Anleger bedenken: Gold kann im Wert stark schwanken. "Selbst auf 20 Jahre besteht noch ein Risiko, dass Gold an Kaufkraft verliert."
Immobilien
Immobilien gelten als relativ sicher. Allerdings sollte man sich bei der Entscheidung für eine Wohnung oder ein Haus nicht von der Krise leiten lassen. "Auch diese Anlage ist mit Risiken verbunden", sagt Niels Nauhauser. Denn die eigenen vier Wände seien in der Regel über einen Kredit finanziert, und bei Immobilien gebe es ebenfalls Wertschwankungen.
Staatsanleihen
Staatsanleihen galten lange als sichere, aber vergleichsweise wenig lukrative Geldanlage. Inzwischen dürften die Bonds aus den Euro-Krisenländer nur noch etwas für Zocker mit starken Nerven sein. Anders sieht es dagegen bei Bundesschatzbriefen aus, selbst im Falle einer Pleite Griechenlands. "Es gibt nicht so viele Staaten, die eine so gute Bonität haben wie Deutschland. Diejenigen, die deutsche Anleihen besitzen, müssen sich keine Gedanken machen", sagt Verbraucherschützer Feck. Sollte selbst Deutschland seine Schulden nicht mehr bedienen können, "dann - befürchte ich - brauchen wir uns über Kapitalanlagen zunächst keine Gedanken mehr machen."
Sparbuch/Tagesgeld
Bankeinlagen zählen zu den sichereren Geldanlagen, gelten wegen vergleichsweise niedriger Zinsen aber als wenig lukrativ. Von einer Griechenland-Pleite sind zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen zu erwarten. Selbst wenn eine Bank wegen hoher Abschreibungen auf Griechenlandanleihen in Schieflage geraten sollte, ist das Ersparte durch die gesetzliche Einlagesicherung bis zu einem Betrag von 100.000 Euro abgesichert.
Für darüber hinausgehende Summen greifen die verschiedenen Sicherungssysteme der unterschiedlichen Bankenverbände. "In Punkto Sicherheit sind diese Geldanlagen im Rahmen der gesicherten Höchstgrenzen unschlagbar", sagt Feck.
Quelle: ntv.de, Friederike Marx, dpa