Spiel, Satz, Sieg Sony als Handy-Einzelgänger
27.10.2011, 15:46 Uhr
Sony Ericsson gibt es bald nicht mehr. Sony versucht allein den Handymarkt aufzurollen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Smartphones statt Walkman- und Kamera-Handys und das ganze in Eigenregie - so will sich Sony zurück in die Weltspitze der Handyhersteller kämpfen. Der japanische Elektronikriese kauft dafür den schwedischen Partner Ericsson aus dem jahrelangen Handy-Bündnis heraus. Die Investoren jubeln.
Sony nimmt im schnell wachsenden Mobilfunk-Geschäft die Zügel in die Hand. Der japanische Konzern kauft nach zehn gemeinsamen Jahren den schwedischen Partner Ericsson aus dem glücklosen Handy-Bündnis heraus. Die Japaner geben künftig allein die Richtung vor und setzen auf dem umkämpften Smartphonemarkt vor allem auf eine stärkere Verschmelzung der bisher von Sony Ericsson in Eigenregie hergestellten Handys mit den von Sony produzierten Computern und Fernsehern.
Fachleute halten die lange erwartete Strategiewende für dringend nötig, damit Sony im Ringen mit Apple und Samsung nicht den Anschluss verliert. Die Alleinherrschaft in dem bisher gleichberechtigten Joint-Venture kostet Sony umgerechnet 1,05 Mrd. Euro, einschließlich zahlreicher Patente und Lizenzaustauschverträge. Die Aktien beider Unternehmen legten deutlich zu.
Gemeinsam (nicht mehr) stärker
Sony-Chef Howard Stringer zeigte sich euphorisch: "Damit beginnt nach meinem Dafürhalten etwas Magisches", erklärte er. Sony könne Kunden nun schneller und umfassender Smartphones, Laptops, Tablets und Fernseher anbieten, die sich nahtlos miteinander verbinden ließen und neue Welten des Online-Entertainments erschlössen. Bisher wurden Sony-Ericsson-Mobilfunkgeräte in Eigenregie hergestellt und verkauft. Doch schon auf der weltgrößten Messe für Unterhaltungselektronik, der IFA in Berlin im September, waren die Modelle von Sony sowie Sony Ericsson kaum voneinander zu unterschieden.

Smartphones aus dem Haus Sony Ericsson - bald gibt es sie nur noch unter dem Label Sony.
(Foto: REUTERS)
Das Motto "Gemeinsam sind wir stärker" ist in der Zusammenarbeit der Japaner und Schweden seit längerem überholt. Zu Beginn der Handy-Ära konnte Sony Ericsson mit einem starken Angebot von Mobiltelefonen mit Kamera und Musik-Funktionen noch gut mithalten. Später verlor das Gemeinschaftsunternehmen aber deutlich an Boden im Rennen um immer leistungsfähigere und vielseitigere Multimedia-Handys.
Im vergangenen Jahr lag der Marktanteil am weltweiten Handygeschäft bei 2 Prozent. Sony Ericsson setzte 6,3 Mrd. Euro um und beschäftigte rund 7500 Mitarbeiter. Für die Schweden, die Branchenprimus bei den Netzwerkausrüstern sind, entpuppte sich der 2001 gestartete Ausflug auf den Handymarkt als Zuschussgeschäft.
Jubel bei Investoren
Anleger begrüßten das Ende der Zusammenarbeit der beiden Konzerne. "Seit die Absätze mit Fernsehern zurückgehen, dürften Smartphones für Sony das wichtigste Produkt werden", sagte Analyst Nobuo Kurahashi. Der Markt für die Mobilfunkgeräte mit schnellem Internetzugang wächst überaus dynamisch. Kollege Ben Wood von CCS Insight hielt die Trennung seit langem für überfällig. Es sei für Sony vor allem im Wettbewerb mit Samsung zum Problem geworden, kein großer Mitspieler auf dem Handymarkt zu sein. Allerdings müsse nun die Einbindung des Gemeinschaftsunternehmens in den rund 168.000 Mitarbeiter zählenden Exportriesen erfolgreich verlaufen.
Ziel: Marktführerschaft
Sonys Produktpalette reicht von Fernsehern über die Spielekonsole Playstation bis hin zu Lebensversicherungen. Sony-Aktien schlossen in Tokio mit einem Plus von 5,4 Prozent, Ericsson-Papiere legten 4,9 Prozent zu.
Sony Ericsson wird in die Sony-Sparte für internetbasierte Verbraucherelektronik integriert. Mit dem Schwenk zu Smartphones auf der Basis von Googles Betriebssystem Android machte das asiatisch-skandinavische Bündnis zuletzt zwar wieder Boden gut. Vor rund zwei Wochen teilte Sony Ericsson mit, im kommenden Jahr werde die gesamte Produktion auf Smartphones ausgerichtet.
Das Gemeinschaftsunternehmen hatte zunächst aber nur zaghaft auf Apples Markteintritt 2007 mit dem längst zum Verkaufshit avancierten iPhone reagiert. Konzernchef Bert Nordberg erklärte damals, trotz der Widrigkeiten strebe Sony Ericsson weiterhin die Führung auf dem Markt für Android-Handys an. Es könne aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen, das Ziel zu erreichen.
Quelle: ntv.de, rts