Wirtschaft

Rekord bei EZB-Einlagen Banken misstrauen einander

Das gegenseitige Vertrauen der europäischen Banken ist weiterhin gestört. Die Institute geben das von der Zentralbank billig zur Verfügung gestellte Geld nicht weiter, sondern parken es lieber wieder bei der EZB - auch wenn sie damit Geld verlieren.

(Foto: dpa)

Die Banken der Euro-Zone haben übers Wochenende so viel Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) deponiert wie nie zuvor. Die Kredithäuser lagerten 463,6 Mrd. Euro bei der Notenbank ein, wie diese mitteilte. Fast täglich erreichen die kurzfristigen EZB-Einlagen derzeit neue Höchststände. Nach Weihnachten hatten sie erstmals die Marke von 400 Mrd. Euro überschritten.

Die eintägigen Ausleihungen der Banken bei der EZB gingen hingegen erneut merklich zurück. Sie fielen von 1,9 Mrd. Euro auf 1,4 Mrd. Euro. Zum Jahresende 2011 hatte der Wert mit 17,3 Mrd. Euro den höchsten Wert seit zwei Jahren erreicht.

Die eintägigen Einlagen und Ausleihungen der Banken bei der EZB gelten als Zeichen für das Misstrauen der Institute untereinander. Der vor Weihnachten abgewickelte erste Drei-Jahres-Tender der EZB und ein weiterer Tender Ende Februar sollen die Lage eigentlich beruhigen, da allen Instituten so viel Geld zur Verfügung gestellt wird wie sie wollen - ein in normalen Zeiten undenkbares Verfahren für eine Notenbank.

Normalerweise greifen Banken der Eurozone kaum auf diese sehr kurzfristigen Geschäfte mit der Notenbank zurück, da die Konditionen vergleichsweise ungünstig sind. Die EZB verzinst das Geld mit lediglich mit 0,25 Prozent.

Spürbare Zinsverluste

Ende 2011 hatte die EZB über einen Dreijahreskredit ein Volumen von fast 500 Md. Euro an Banken der Eurozone ausgereicht. Nach Einschätzung von Experten wird ein Großteil dieses Geldes nun über Nacht bei der EZB geparkt. Die Banken zahlen für die Kredite den jeweiigen Leitzins, der derzeit 1 Prozent beträgt.  Durch das Parken dieses Geldes bei der EZB verlieren sie damit Geld.

Für gewöhnlich versorgen sich die Banken lieber untereinander mit Zentralbankgeld. Dieser Handel am sogenannten Interbankenmarkt ist aber - ähnlich wie in der ersten Finanzkrise 2008 - erneut gestört. Ausschlaggebend sind die Schuldenkrise und das starke Engagement einzelner Institute in Staatsanleihen angeschlagener Euro-Staaten. Wegen der aktuell hohen Unsicherheit parken die Banken reichlich Liquidität bei der EZB, selbst unter Inkaufnahme von Zinsverlusten.

Die EZB hofft, dass Banken mit dem billigen Geld auch Staatsanleihen von Euroländern kaufen, die an den Finanzmärkten in Bedrängnis geraten sind. Dieses Kalkül scheint aufzugehen - zumindest teilweise. So musste Italien vor gut zwei Wochen für kurzlaufende Staatsanleihen nur halb so hohen Zinsen bieten wie im November.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/AFP/DJ

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