Zahlenreigen an der Wall Street Bank of America verdient Geld
19.01.2012, 15:59 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die Bank of America beendet das vergangene Jahr versöhnlich. Der Problemfall unter den US-Großbanken schreibt im vierten Quartal wieder schwarze Zahlen. Dagegen bremst ein milliardenschwerer Vergleich den Konkurrenten Morgan Stanley.
Bei der Bank of America hat sich die Lage trotz Wirtschafts- und Finanzkrise verbessert. Nach einem herben Verlust im Vorjahreszeitraum wies das Institut dank besserer Geschäfte im vierten Quartal wieder einen Gewinn aus. Allerdings spülten vor allem Verkäufe von Unternehmensteilen und -beteiligungen Geld in die Kasse. So trennten sich die Amerikaner beispielsweise für 3 Mrd. US-Dollar von ihren Anteilen an der China Construction Bank. Darüber hinaus veräußerte die Bank of America auch Teile des kanadischen Kreditkartengeschäfts.
Der Konzerngewinn stieg im vierten Quartal auf knapp 2 Mrd. Dollar. Ein Jahr zuvor hatte die Bank noch einen Verlust von 1,2 Mrd. Dollar ausgewiesen. Der Umsatz kletterte um 11 Prozent auf rund 25 Mrd. Dollar.
Doch auch die Bank of America litt unter den von der Schuldenkrise ausgelösten Turbulenzen auf den internationalen Kapitalmärkte, die Investmentbanking-Sparte Merrill Lynch schrieb rote Zahlen. Erleichterung gab es dagegen im Privatkundengeschäft, in dem die Kreditnehmer ihre Raten wieder zuverlässiger zahlen. Die Rückstellungen für Kredite gingen auf 2,9 Mrd. Dollar deutlich zurück. Im Schlussquartal 2010 hatte das Unternehmen noch 5,1 Mrd. für notleidende Kredite beiseitelegen müssen.
"Nachdem wir das Unternehmen zwei Jahre lang konsolidiert und verschlankt haben, starten wir stärker und effizienter in das Jahr 2012", gab sich Bankchef Brian Moynihan zuversichtlich. Er hatte einen umfangreichen Umbau angestoßen, bei dem auch 30.000 Jobs wegfallen. "Wir haben 2011 Unternehmensteile abgestoßen, die nicht zum Kerngeschäft gehören, und damit unsere Kapitalbasis auf Rekordniveau ausgebaut."
Morgan Stanley überrascht positiv
Auch die Investmentbank Morgan Stanley schlug sich im vierten Quartal besser als erwartet. Sie verzeichnete zwar einen Verlust, doch Analysten hatten mit schlechteren Zahlen gerechnet. Das Wall-Street-Haus hatte einen langen Streit um Hypothekenpapiere mit dem Anleiheversicherer MBIA beigelegt und dabei 1,7 Mrd. Dollar schwere Zugeständnisse gemacht. Das sorgte nun im vierten Quartal für einen Verlust von unterm Strich 275 Mio. Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte Morgan Stanley 600 Mio. Dollar verdient.
Die Kosten des Vergleichs waren bereits bekannt, und viele Börsianer hatten sogar mit einem noch höheren Minus gerechnet. Doch Morgan Stanley konnte mit seinem Tagesgeschäft dagegenhalten. Die Bank kam mit den Turbulenzen auf den Kapitalmärkten offensichtlich besser zurecht als gedacht. Der Umsatz im vierten Quartal lag bei 5,7 Mrd. Dollar.
Morgan Stanley habe Marktanteile gewonnen, sagte Firmenchef James Gorman. "Wir haben das Jahr in einer besseren Verfassung beendet als wir hineingegangen sind", sagte er und versprach weitere Fortschritte in diesem Jahr. Als Stütze in der Schuldenkrise hatte sich die Vermögensverwaltung für reiche Kunden erwiesen. Im Gesamtjahr musste Morgan Stanley dennoch einen Gewinneinbruch um 42 Prozent auf 2,1 Mrd. Dollar hinnehmen.
Morgan Stanley steht genauso wie der Erzrivale Goldman Sachs unter enormen Druck. Beiden Investmentbanken fehlt ein klassisches Privatkundengeschäft, um die Kapriolen auf den Finanzmärkten ausgleichen zu können. Erschwerend kam hinzu, dass Morgan Stanley länger als die Konkurrenz gebraucht hatte, um die Finanzkrise des Jahres 2008 zu verdauen.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dps/DJ