Ein Börsenstar am Boden Q-Cells sucht die letzte Chance
09.03.2012, 21:13 Uhr
Q-Cells sucht den Notausgang. Die Zeit drängt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Q-Cells kämpft ums nackte Überleben. Ein drastischer Sanierungsplan soll für die Rettung sorgen. Er sieht vor, dass 96 Prozent des einstigen Börsenlieblings an die Gläubiger fallen, die Aktionäre schauen in die Röhre. Die Quittung für diese "Wahl zwischen Pest und Cholera" liefern sie auf dem Börsenparkett.
Wer angesichts der tiefen Krise des Solarunternehmens Q-Cells mit einer hitzigen und turbulenten Debatte gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Bei der außerordentlichen Hauptversammlung in Leipzig ging es angesichts von Schuldenberg, großen Verlusten und Kapitalschnitt erstaunlich sachlich zu. Und das Interesse über die weiteren Geschicke des Unternehmens aus Bitterfeld-Wolfen war auch eher gering. Gerade einmal 202 Aktionäre, die einen Anteil von 1,2 Prozent der Aktien des Unternehmens halten, hatten den Weg in das Leipziger Kongress-Zentrum auf der Neuen Messe gefunden.
Beobachter hatten vor allem angesichts der vom Q-Cells-Vorstand angestrebten Einigung mit den Gläubigern für Zündstoff auf der Hautversammlung gerechnet. Die Gläubiger sollen am Ende des Restrukturierungsprozesses 95 Prozent der Unternehmensaktien innehaben, für die Aktionäre sollen nur noch 5 Prozent bleiben.
Anders ausgedrückt: Wer heute 20 Aktien besitzt, hat dann nur noch eine. Der Kurs der Titel, der einst in Hochzeiten bei um die 100 Euro lag, lag zu Börsenschluss nur noch knapp über 20 Cent. Allein zum Wochenschluss büßte das Papier nochmals mehr als 6 Prozent ein - bei einem positiven Marktumfeld noch dazu.
"Etwas Luft"
"Das ist schmerzlich für die Aktionäre, doch eine Alternative gibt es wohl nicht", sagte Professor Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Sie haben die Wahl zwischen Pest und Cholera." Fünf Prozent an einem halbwegs gesunden Unternehmen zu halten sei immer noch besser, als wenn Q-Cells in die Insolvenz getrieben würde. Wichtig für das Überleben des Unternehmens sei ein Zahlungsaufschub der Gläubiger über eine Wandelanleihe von 200 Millionen Euro bis Ende April gewesen. "Das schafft dem Unternehmen etwas Luft." Insgesamt hat Q-Cells drei Anleihen in Höhe von insgesamt 580 Millionen Euro.
Den jüngsten Zahlen zufolge war Q-Cells im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Nettoverlust war fast so hoch wie der gesamte Umsatz. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 846 Mio. Euro. Als Konsequenz aus dem Werteverfall an der Börse fliegt das Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten - einst sogar als Kandidat für den Dax gehandelt - am 19. März aus dem TecDax.
"Dies war ein schwarzer Tag für die einst so stolze Q-Cells", sagte ein Aktionär, der seinen Namen nicht nennen wollte. Wie die meisten Aktionäre plädiert er jedoch für die harten Pläne zur Sanierung. "Nur schnell muss es jetzt gehen." Er werde diesen Prozess genau verfolgen. Schließlich sollen die Aktionäre auf der nächsten außerordentlichen Hauptversammlung Anfang Juni in Leipzig über die Pläne des Unternehmens abstimmen.
Quelle: ntv.de, bad/dpa