Wirtschaft

Astra-Produktion auf der Kippe Kampfansage an Rüsselsheim

Der Opel-Blitz am Astra: Der Golf-Konkurrent wird auch in Rüsselsheim gebaut.

Der Opel-Blitz am Astra: Der Golf-Konkurrent wird auch in Rüsselsheim gebaut.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

General Motors muss sein Europageschäft in die schwarzen Zahlen fahren. Dabei könnte das Stammwerk Rüsselsheim der große Verlierer werden. Die Produktion des Topsellers und Golf-Konkurrenten Astra steht demnach auf der Kippe. Noch im Mai könnte eine endgültige Entscheidung fallen.

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Bei Opel ist der Kampf um die Kostensenkungspläne schon vor deren offizieller Bekanntgabe voll entbrannt. Der Betriebsrat geißelte Planspiele des Managements, den für Opel wichtigen Kompaktwagen Astra aus Kostengründen künftig nicht mehr im Stammwerk in Rüsselsheim, sondern nur noch in Ellesmere Port in Großbritannien und Gleiwitz (Gliwice) in Polen vom Band rollen zu lassen. Die Gewerkschaft IG Metall wertete eine Verlagerung der Astra-Produktion aus Deutschland als "Kampfansage, signalisierte aber zugleich Gesprächsbereitschaft.

"Die IG Metall ist bereit, dazu beizutragen, dass der Astra langfristig in Rüsselsheim gefertigt wird", erklärte Bezirkschef Armin Schild. Einen erneuten Lohnverzicht der Mitarbeiter lehnte er ab. "Die IG Metall verhandelt nicht über die Anrechnung einer noch nicht mal vereinbarten Tarifsteigerung." Die Gewerkschaft spricht derzeit mit den Arbeitgebern in der Metall- und Elektroindustrie bundesweit über Löhnerhöhungen. Bei der zurückliegenden Tarifrunde hatten die Opelaner zum Erhalt ihre Arbeitsplätze bereits auf Lohnsteigerungen verzichtet.

Kostenfaktor Rüsselsheim

Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug widersprach der Darstellung von Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke, der VW-Golf-Konkurrent Astra sei während des Modellanlaufs im vergangenen Jahr in Rüsselsheim in vergleichsweise geringer Stückzahl produziert worden und für das Stammwerk weniger wichtig. Tatsächlich solle die Fabrik allein im laufenden Jahr 70.000 Einheiten des Modells bauen, erklärte Schäfer-Klug. Im zweiten Halbjahr 2012 solle jedes zweite in Rüsselsheim gefertigte Auto ein Astra sein. Laut Tarifvertrag stehe dem Standort mit einer Jahreskapazität von 180.000 Einheiten bis 2014 jährlich die Hälfte des Produktionsvolumens beim fünftürigen Astra zu.

Stracke zufolge rollten vergangenes Jahr in Rüsselsheim knapp 150.000 Insignia aus den Werkshallen, hinzu kamen 12.600 des nahezu baugleichen Buick Regal für den Verkauf in den USA und 18.300 Astra.

Der Opel-Chef verwies darauf, dass der Mittelklassewagen Insignia für Rüsselsheim wichtiger sei. "Es ist einer unserer modernsten Standorte, von dem wir uns weitere Effizienzverbesserungen versprechen, um zusätzliche Investitionen zu tätigen." Einem Medienbericht zufolge will GM den Astra nicht mehr in Rüsselsheim bauen lassen, weil die Kosten dort vergleichsweise hoch sind. Opel wollte sich nicht dazu äußern.

Entscheidung noch im Mai

Der Vorstand will nach Abschluss der Beratungen mit den europäischen Arbeitnehmervertretern entscheiden, in welchen Werken ab 2015 die nächte Generation des Astra gebaut werden soll. Da die Werke dafür umgerüstet werden müssen, ist eine Entscheidung Insidern zufolge noch im Mai nötig. Parallel laufen die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über Einsparungen weiter. Die Arbeitnehmer fürchten, dass durch Verlagerung von Produktion am Ende ein Werk geschlossen wird. Dies ist aber erst nach 2014 möglich, wenn die Verträge zur Standortsicherung ausgelaufen sind.

Bis dahin versucht das Management offenbar, die Auslastungen der einzelnen Werke durch Produktionsverlagerungen zu verbessern. Bei Ellesmere Port wäre dies im Falle einer größeren Astra-Produktion der Fall, auch in Gleiwitz. Als besonders gefährdet gilt jedoch weiterhin das Werk in Bochum.

Früheren Angaben Strackes zufolge soll das neue Sanierungspaket, mit dem die Konzernmutter General Motors  ihr Europageschäft in die schwarzen Zahlen führen will, bis Sommer stehen.

Quelle: ntv.de, dpa

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